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Drachentöter
7:15 – Ruinenstätte – Yavin 4
"Heute, Morgan, werden wir an deinen telekinetischen Fähigkeiten arbeiten!" Darren Swiftstreamer bewegte sich von seinem Schüler weg, umrundete einen etwa faustgroßen Stein und hob die Hand, als wolle er einen unsichtbaren Gegenstand anheben. Dann geschah es - die Macht des Jedi-Ritters ließ den Stein zuerst wackeln, und dann vom Boden abgehen, bis er ungefähr einen Meter vom Boden entfernt schwebte.
"Und nun", fuhr Darren fort, "übernimm den Stein, Morgan. Konzentriere dich nicht auf meine Macht, oder die der Tiere und Pflanzen. Konzentriere dich auf den Stein, und auf deinen Willen, ihn schweben zu lassen."
Morgan fixierte den Stein, nicht ohne seinen Meister weiterhin aus den Augenwinkeln wahrzunehmen. Er tastete sich voran, konnte die Macht fühlen, wie Finger dem Stein entgegen, dann den Stein, die Macht des anderen. Er fühlte, wie sie zurückwich, langsam. Er griff zu. Ja, er hatte ihn, der Stein ging ruckartig leicht nach oben, dann stabiliserte er sich. Er riskierte einen kurzen Blick zu Meister Swiftstreamer.
Der Jedi-Ritter nickte verständnisvoll, dann lockerte er seinen Griff langsam, achtete dabei immer darauf, dass seinem Schüler der Stein nicht zu schwer wurde. Als er sich sicher war, dass Morgan den Stein hatte, ließ er ganz los.
Die Augen des Padawan huschten zwischen Stein und Jedi hin und her. Morgan war überrascht, wie immer, das es ihm eigentlich nicht sonderlich schwer fiel. Aber die Anspannug blieb. Weil er beobachtet wurde. "Ich habe ihn sicher. Was nun, Meister?"
"Ein weiterer Stein, nimm ihn. Aber ohne den jetztigen Stein loszulassen!"
Morgan suchte hastig den Waldboden ab und konzentrierte sich auf den erstbesten Stein. Dieser war größer als der vorherige. Während der erste Stein recht ruhig in der Luft schwebte, zuckte der zweite in seinem Moosbett, in dem er sich wohl vor Jahren eingerichtet hatte, wie ein widerspenstiges Bantha, das seinen Reiter abwerfen wollte. Der Stein, der sich eben noch gegen Morgans Willen sträubte, machte einen kurzen, plötzlichen Satz und sank wieder zurück.
Währenddessen vibrierte der kleinere wie von innen heraus. Ein Gefühl, dass Morgan nachvollziehen könnte, wenn er dem den Aufmerksamkeit schenken würde, denn seine Augen schienen ebenfalls von innen zu vibirieren. Mit offensichtlicher Kraftanstrengung und einem energischen Kopfnicken beförderte der Padawan den größeren Stein in die Luft ...
Nachdem sich Darren Swiftstreamer nach längerer Zeit sicher war, dass sein Padawan beide Steine ohne Anstrengung halten konnte, hob er einen größeren Steinbrocken und einen weiteren Stein mit einem Durchmesser von ca. dreißig Zentimetern an. Dann bedeutete er seinem Schüler, sich einen der Gegenstände auszusuchen und diesen auch zu übernehmen. Morgan zog kurz erstaunt die Augenbrauen hoch, was bei seinen Steinen ein kurzes Zucken verursachte, und wählte den kleineren der beiden angebotenen. Auch wenn er sich mittlerweile fragte, woher die, sich wieder vortastenden Finger seiner Macht kamen, streckte er sie aus, horchte, fühlte, wann sein Meister sich zurückzieht.
Darren ließ den Stein los, und hob den Brocken an.
"Nun, Morgan - Fang ihn auf!"
Darren wartete noch einen Moment, sah seinen Schüler an, dann ließ er den Felsen los.
Wahrscheinlich hätte er wieder einen erstaunten Gesichtsausdruck aufgelegt, aber dazu fehlte ihm nun wirklich die Muße. Er konnte nur noch reflexartig reagieren. Mit einem unterdrückten Keuchen warf er alles, was er noch hatte, dem größten Brocken entgegen.
Dieser wurde nicht gehalten, dafür war das Aufblitzen der Macht zu unfokussiert. Aber es traf ihn und schleuderte ihn gegen einen der Baumriesen, mit beachtlicher Wucht. Der Brocken bohrte sich mit einem trockenen Krachen in den uralten Stamm. Die anderen Steine fielen simultan zu Boden. Morgan war erschrocken.
Für einen Moment sagte Darren gar nichts, sondern schaute mit einem Morgan nichtssagenden Gesichtsausdruck auf den Felsbrocken. Dann sah er seinen Schüler an:
"Nicht schlecht", sagte er. Nach einem kurzen Moment hing er noch ein "wirklich" dran. "Aber du solltest ihn auffangen. Und die anderen Steine hast du auch fallenlassen. Heb sie wieder auf."
Morgan schien das Lob kaum wahrzunehmen, das Blut rauschte in seinen Ohren, seine Augen pochten nun von innen. Er war nur zu einem entgeisterten, dümmlich fragenden Blick fähig.
Dann räusperte er sich, halb verstohlen, und machte sich mit einem genuschelten "Ja, Meister." daran, die anderen Steine wieder aufzuheben.
"Wie fühlst du dich, Morgan? Geht es dir gut?"
"Es geht schon, Meister. Ich bin... überrascht. Das ist alles."
"Fokussiere dich nicht auf deine Ängste oder Zweifel. Konzentriere dich nur auf die vor dir liegende Aufgabe, und du kannst alles schaffen."
"Ja, ihr habt sicher recht, Meister. Aber es war so... so gewaltig. Und es könnte noch mehr werden. Oder?"
"Dies war nur ein Vorgeschmack auf das, was in dir schlummert. Du bist ein überaus begabter Schüler, Morgan, und wenn du weiter trainierst, wird aus dir ein mächtigerer Jedi werden als ich es bin."
Darren sagte das, weil er wusste, wie sehr Morgan ihn bewunderte. Sich selbst hielt der Jedi-Ritter für keinen überragenden Jedi, auch wenn ihm das während seine Ausbildung immer wieder erzählt wurde.
In Morgans Gesicht stand deutliche Zweifel. Mindestens genauso deutlich war der Versuch zu erkennen, diese Zweifel zu verbergen. Und dann war da noch etwas. Etwas, was sich sonst eher verborgen hielt und auch jetzt nur klein, im Hintergrund zu sehen war: Stolz.
"Ich bin ... Ich werde es versuchen, Meister."
Die beiden trainierten weiter. Gegen Mittag konnte Morgan die Gegenstände problemlos heben und auffangen, gegen Nachmittag konnte er sogar andere Dinge tun, während er die Gegenstände hob. Alles in allem kehrte Morgan DeCuffe mit einem scheinbar zufriedenen Meister, und Darren Swiftstreamer mit einem scheinbar zufriedenen Schüler zurück zur Akademie.
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