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Engel
Zeitpunkt diesmal: Beginn des Kampfes gegen Villon.
Erlebnis
Er hielt an und blickte sich um.
Sie liefen immer noch hinter ihm her, als ob sie erwarten würden, dass er sie irgendwo hinführte.
Doch er war kein Führer... er war selbst bloß ein Suchender, dem eine höhere Macht die Gabe der Sicht hatte zuteil werden lassen.
Er traf keine Entscheidungen, sondern folgte dem Weg, den das Schicksal ihm zugewiesen hatte.
Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass das Schicksal ihm diese Verzweifelten ohne Grund mit auf den weg geschickt hatte. Sie mussten irgendeine Bedeutung haben, auch wenn er sie nicht kannte.
Doch es war müßig, darüber nachzudenken. Es gab ein Sprichwort: „Die Wege des Schicksals sind unergründlich.“ Er bezweifelte zwar, dass derjenige, von dem es stammte, wirklich begriffen hatte, wovon er sprach, andererseits steckte auch viel Wahrheit darin.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte er nie erahnen können, welche Rolle im zugedacht sein würde. Genaugenommen wusste er es heute auch noch nicht, aber wenigstens hatte er inzwischen begriffen, dass er eine Rolle zu spielen hatte. Für diese Menschen war er ein Bote gewesen, doch was ihm jetzt bevorstand lag noch im Dunkeln. Es machte ihm nichts aus. Vor einiger zeit hatte er noch überhaupt nicht begriffen gehabt, dass mehr auf ihn wartete, als ein einfaches Leben, wie es die meisten Menschen führten. Seine Erinnerungen an diese Zeit waren unscharf, aber das machte ihm nichts aus, da er seine alte Identität hinter sich gelassen hatte, als ihm seine Aufgabe enthüllt worden war.
Er wollte sich gerade wieder auf den Weg machen, als er plötzlich einige Bilder vor sich sah: Sterbende Menschen, ruhelose Geister, ein wirbelnder Sandsturm und inmitten von all dem eine dunkle Gestalt, von der eine ungeheure Kraft ausging: Villon.
Auch die Krieger des Lichts waren da, doch anscheinend nicht vollzählig. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, ihr bevorstehendes Ende wäre selbst ohne seine Gabe offensichtlich gewesen, aber er fragte sich trotzdem, warum sie sich getrennt hatten. Ob einige schon vor dem Kampf aufgegeben hatten? Er hielt es zwar für unwahrscheinlich, aber möglich war es durchaus.
Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als eine Welle des Schmerzes durch seinen Körper fuhr. Er wusste nicht, woher der Schmerz kam, aber er nahm an, dass das der Preis für die Fähigkeit, die Geschehnisse an einem anderen Ort zu sehen, war. Es war das erste mal, dass ihn diese Fähigkeit überkam. Bisher hatte er sein Wissen immer direkt erhalten, ohne den Umweg des Sehens, doch anscheinend war es ihm bestimmt, das Ende der Lichtkrieger direkt mitzuerleben. Er krümmte sich und brach zusammen.
Einige der ihm am nächsten stehenden sahen erschrocken auf ihn herunter, doch niemand kam auf die Idee, ihm zu helfen. Er stand weit jenseits all dessen, was sie begreifen konnten. Wären sie nähergekommen, hätten sie vielleicht die geflüsterten Worte, die aus ihm herausflossen, ehe sein Bewusstsein in einen langen, dunklen Schacht gesaugt wurde, gehört: „Es hat begonnen...“
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