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Schwertmeister
Mit einem gewaltigen, berstenden Geräusch rammte eines der Schiffe die "Stolz der Zwillinge". Davio wurde von der Erschütterung umgeworfen und landete unsanft auf dem Rücken.
Als er, auf dem Rücken liegend, nach oben blickte, sah er die Wolken:
Innerhalb von einem fast kreisrunden Radius hatten sich dichte, schwarze Wolken über den Schiffen zusammengebraut... Wolken, die vor wenigen Minuten noch nicht dagewesen waren...
Natürlich! Die wandelnden Toten konnten ja unter dem Lichte des Herren Praios nicht bestehen und mussten durch niederhöllische Rituale von den Sonnenstrahlen geschützt werden!
Er hatte von solchen Zaubern gehört, die auf Kriegsstandarten gesprochen wurden und immer das Zentrum dieser Unheiligtümer bildeten. Wenn es ihm gelang, dieses Banner zu finden und zu zerstören, dann würden die Untoten vernichtet und die Seesöldner hätten vielleicht eine Chance gegen die Menschenfänger...
Davio sprang auf die Beine... und wich sofort dem Axthieb eines vernarbten Piraten aus. Aus der Drehung heraus zog Davio dem Mann die Klinge seines Schwertes über den Bauch, woraufhin dieser mit einem Gurgeln zusammenbrach.
Davio ruhte sich nicht auf diesem einen Erfolg aus, sondern machte sich auf, dieses Banner zu suchen. Er bahnte sich seinen Weg durch die kämpfenden Massen und schlug ab und an eine Klinge beiseite, um seinen Leib zu schützen.
Den Untoten roch er noch, bevor er ihn sah. Allein seine Nase verhinderte, dass ihm der Zombie den Schädel einschlug. Er sprang unter dem fürchterlichen Hieb des Monsters hinweg, der ein Loch im Deck des Schiffes hinterliess.
Davio musste mit seinem Magen ringen, als sich der Zombie erhob und langsam auf ihn zuwankte: Es war der Leib einer jungen Frau. Anhand der Kleiderfetzen schloss er daraus, dass sie einst aus einfach Verhältnissen stammte. Ihr madendurchlöcherter Leib wies zahlreiche Schwertwunden auf, und ihr linkes Bein war völlig zertrümmert, was sie nicht daran hinderte, weiter auf ihn zuzuwanken. Ihre leblosen Augen... Nein!, dachte Davio. Er durfte nicht beginnen, dieses Ding wie ein Lebewesen zu betrachten. Wer immer in diesem Leib gehaust hatte... Diese Seele war längst den Niederhöllen anheimgefallen. Dieser Körper wurde von der der finstersten Abart der Magie kontrolliert und war ein Frevel wider der zwölfgöttlichen Ordnung.
Mit einem Schrei stürmte Davio auf den Zombie zu, der zu einem weiteren Schlag ausholte. Davio sah eine Lücke - nur eine kleine Lücke - aber die reichte ihm. Er stieß sein Schwert in den Hals des Untoten, trat nach dem zertrümmerten Bein und rammte den Zombie gleichzeitig mit seinem gesamten Körper.
Die erhoffte Wirkung trat ein: Durch die Wucht von Schwertstoß und Rammangriff und auf nur einem Bein stehend, wurde der Zombie über Bord geschleudert.
Weiter! Weiter!, gellte es in Davios Gedanken. Inzwischen waren mehr Menschenjäger als Seesöldner zu sehen. Er fuhr herum...
Das Untotenbanner! Er konnte es ganz deutlich sehen, wie es gerade auf die "Stolz der Zwillinge" gebracht wurde. Getragen wurde es von einem Skelettkrieger, der die halbverrottete Ordenstracht eines Rondrageweihten trug. Neben diesem Krieger stand ein weiterer Krieger... doch diesen konnte man kaum noch menschlich nennen: Pergamentartige, bleiche Haut spannte sich über spitze Knochen und in eingefallenen Augenhöhlen glomm ein rötlicher Glanz. Ein Paktierer! Davio verstärkte den Griff um sein Schwert und lief los. Er brauchte nur einen Schlag...
Es war hoffnungslos, sich heranzuschleichen. Der Paktierer sah ihn schon viel zu früh kommen. Mit einem amüsanten Lächeln zog dieser seine Waffe, ein altes schartiges Bastardschwert und stellte sich zwischen Davio und das Banner. Der Barde zögerte nicht und griff gleich an. Doch schon kurz, nachdem einige Schläge ausgetauscht waren, erkannte er, dass er gegen den Dämonenknecht keine Chance hatte. Hier kämpfte ein wahrer Meister! Davio konnte nur versuchen zu fliehen, während er sich voll und ganz auf die Verteidigung konzentrierte...
Ein unachtsamer Moment entschied alles. Davio hörte zuerst nur ein knirschendes Geräusch und fühlte, wie seine Kleidung durchnässt wurde. Er blickte an sich herab und sah den Dolch, der aus seiner Schulter ragte. Der Paktierer musste ihn irgendwann gezogen haben, ohne dass Davio es bemerkt hatte... Er spürte eine eigentümliche Kälte, die sich von seiner Schulter aus, in seinem ganzen Körper ausbreitete. Auch die Umgebung schien sich zu verändern. Irgendwie erschien alles verlangsamt und auch die Geräusche veränderten sich, als ob sie von weit entfernt kamen.Gift, war der einzige klare Gedanke, den er noch fassen konnte. Davio taumelte nach hinter und suchte nach einem Halt. Sein Schwert fiel ihm aus der Hand, ohne dass er es bewusst wahrnahm. Er stolperte und fiel über Bord. Schon im Sturz verlor er das Bewusstsein... Als sich die Wellen über ihm schlossen, stürtzte er immer noch, tiefer und tiefer in das Delirium. Einzelne Gedankenfetzen kamen an die Oberfläche, die sich zu gedankenlosen Traumfetzen zusammenschlossen...
Er kam erst wieder halbwegs zu sich, als er spürte, wie kräftige Hände nach ihm griffen und ihm aus dem Wasser zogen...
Der Spielleiter soll mal entscheiden, ob es Freunde oder Feinde waren, die Davio aus dem Wasser gefischt haben
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