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Drachentöter
Brin durchwanderte die geschäftigen Straßen von Punin. Dass ihm an jeder Ecke irgendeine unnütze Ware vor die Nase gehalten wurde, ignorierte der junge Mann unbewusst, denn ihm ging wieder und wieder nur eine einzige Frage durch den Kopf: Womit füttert man alte Menschen?
Um das Eis zu brechen und seinen paranoiden Onkel in die Schranken zu weisen, hatte sich Brin entschlossen, das Abendmahl vorzubereiten - und wie er es vorbereiten wollte! Der Junge aus Havena wollte zunächst einen Braten kaufen, dazu würzige Kräuter und vielleicht noch Kartoffeln oder Reis, in dem Punkt überlegte er noch. Jedenfalls steuerte er jetzt zielsicher das Zentrum des Marktplatzes an, von dem er sich sicher war, dass es dort das beste Fleisch gab. Dreiviertel-Wüstennest hin oder her, irgendwas leckeres mussten die doch hier haben.
Tatsächlich wurde Brin nach überraschend kurzer Zeit fündig - fast genau in der Mitte des großen Marktplatzes, neben einem wunderschön verzierten Brunnen (sollte er zumindest sein, Brin für seinen Teil fand das Ding potthäßlich), hatte ein dicker, schnauzbärtiger Händler seinen Stand aufgebaut und brüllte sich die Seele aus dem Leib, aber Brin war sich sicher, dass er zwischen dem heiseren Gebrülle und den zigtausend Komplimenten an jeden dahergelaufenen Trottel deutlich die Worte "Frisch" und "Fleisch" verstand.
Brin rannte zum Händler und bedeutete mit überzogen interessierten Blicken und Gesten auf die Ware in der Auslage, dass der Verkäufer ihn doch bitte mal beachten sollte, und nicht alles und jeden einlullen (Jetzt wurde Brin gewahr, dass er seltsamerweise als einziger NICHT eingelullt wurde). Der Händler schien Brin gar nicht beachten zu wollen, also versuchte es der junge Mann auf seine Art. Er sah sich auf dem Tresen um, pickte sich das beste Fleischstück raus (er riß es einer älteren Dame übrigens förmlich aus der Hand), betatschte es großzügig von allen Seiten und hielt es dann dem Verkäufer vor die Nase.
Der Händler schien nicht mal zu vermuten, dass Brin das Fleisch kaufen und nicht einfach nur begrabschen wollte, jedenfalls lief er rot an, und sein rechtes Auge begann, unkontrolliert zu zucken. JETZT bemerkte Brin, dass er einen ziemlichen Fehler gemacht hatte, denn die Hände des Verkäufers schossen vor, um den jungen Havener zu packen. Blitzschnell begann er, Brin, eine Entschuldigung runterzurattern und die Sachlage zu erklären, aber darauf sprang der Händler wohl nicht mehr an - vielmehr sprang er jetzt Brin an!
Der junge Mann aus Havena warf sich zu Boden, sodass der Griff des Händlers ins Leere ging und er sich einige Momente verdutzt umschaute, Brin dann auf dem Boden entdeckte, und laut "Dooo!!!" brüllte, was wohl eine schwitzende Dicken-Variante von "Du!" sein musste. Brin grinste, dann warf er dem Verkäufer seinen Geldbeutel entgegen, den dieser ungeschickt auffing und betrachtete.
Dieser kurze Moment reichte Brin, um aufzustehen und hinter der nächsten Häuserecke zu verschwinden. Gerade eben hatte Brin sein ganzes Geld für ein Stück Fleisch ausgegeben, das nicht mal halb so viel wert war. Aber er war noch am Leben, und nicht im Würgegriff eine schwitzenden Tulamiden. Immerhin.
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