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Schwertmeister
Davio saß auf einem Holzfass im Hafenviertel von Sinoda, der letzten großen Hafenstadt Maraskans, die nicht den Dämonenknechten in die Hände gefallen war. Innerhalb weniger Jahre war so aus diesem kleinen Fischerdorf eine heillos überfüllte, ständig wachsende Stadt mit reger Bautätigeit, deren viel zu kleiner Hafen den Erfordernissen nicht gerecht wurde.
Von seiner Position aus konnte Davio das bunte Völkergemisch in Sinoda halbwegs ausmachen: Er sah die einfachen maraskanischen Reisbauern neben den todesmutigen Freischärlern, die tief im maraskanischen Dschungel ihren erbarmungslosen Kampf gegen die dunklen Besatzer führten. Er sah ernsthafte Wächter der Stadtgarde neben den bunt zusammengewürfelten Gruppen der Glücksritter und Abenteurer - Abenteurer wie er - , die sich für die Götter, für die Ehre, oder - wie so oft - für Gold und Güter den Weißmaraskanern angeschlossen hatten...
Davio nahm einen tiefen Zug aus seiner Tabakspfeife und blies den Rauch gedankenverloren aus. Bald würde sein Schiff auslaufen, das ihn wieder auf das Festland bringen sollte. Das Shîkanydad von Sinoda war einfach ein zu gefährlicher Ort für einen reisenden Barden. Hier war man nur wenige Meilen vom Frontverlauf entfernt und jederzeit musste man mit einem Angriff der Schwarzmaraskaner rechnen. Doch es waren nicht nur die Menschen, die den Dschungel unsicher machten... Es war auch etwas im Dschungel, dass ihn... dämonisch werden liess. Erst gestern war eine kleine Gruppe von Freischärlern aus dem Dschungel zurückgekehrt, und er hatte einen der Männer gesehen: Auf seiner Stirn war ein zweiter Mund gewachsen und seine Unterarme waren von Augen übersät. Dieser Frevel wider der zwölfgöttlichen Ordnung war zuviel für Davio gewesen und er hatte sich eine Passage nach Khunchom besorgt.
Nun saß er hier und dachte darüber nach, wie es ihn überhaupt hierher verschlagen hatte. Er hatte sich vor wenigen Wochen von seinem Gefährten Belagor getrennt. Mitten in der Nacht war er verschwunden, wie ein Dieb. Davio schätzte seinen Begleiter und verabscheute den Gedanken, das dieser Mann dachte, bei Davio eine Schuld begleichen zu müssen. Dies erschien Davo einfach... nicht richtig. Deswegen war er abgehauen und hier gelandet.
"Und nun warte ich darauf, von hier wieder wegzukommen...", sagte er mehr zu sich selbst.
Er stand auf, klopfte seine Kleidung sauber und machte sich auf den Weg zu seinem Schiff, der "Stolz der Zwillinge", einem einfachen Handelsschiff, das gerade begann, sich für den Auslauf fertig zu machen.
An Bord wandte sich Davio noch einmal der Stadt zu. In Gedanken schickte er ein Gebet zu den Göttern, dass es diesen Menschen gelingen solle, ihre Insel zurückzuerobern.
Dann lief das Schiff aus und brachte Davio in Richtung Kontinent...
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