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Thema: Eure lieblings Songtexte

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Samsas Traum - Die Zähne in der Hand

    Der Morgen dämmert leise,
    Ich klopfe viermal
    An die Tür.
    Meine Finger
    Umschließen sanft die Klinke,
    Ich kann doch nichts dafür.
    Ich setze meinen Fuß ins Zimmer,
    Und schleich mich an das Bett heran.
    Dort liegt sie,
    Zwischen zerwühlten Laken
    Und fleht mich
    Mit geschloss'nen Augen an:

    Spül mir den Mund
    Mit Seifenwasser aus,
    Streue meine Asche
    In ein kleines Schneckenhaus,
    Nimm meine Hände,
    Und hacke sie mir ab,
    Bedecke mit Vergissmeinnicht
    Und Kornblumen mein Grab.

    Am Tag als ich geboren ward
    Verbrannten die Weltmeere,
    Der Racheengel Heere
    Entstiegen schwarzem Sand.
    Ich schneid Dir
    Meinen Namen ins Gesicht,
    Ein Datum, das du nie vergisst,
    An jenem Tag
    Flogen die ersten Motten
    Lebend aus dem Licht.

    Gleich neben ihr schläft friedlich
    Eine bleiche Gestalt,
    Mit Augen schmal wie Mandeln;
    Bei ihrem Anblick wird mir kalt.
    Der Körper ist von Narben
    Und Brandmalen bedeckt.
    Das Etwas hat die Arme
    Um das Mädchen gestreckt.

    Meine Gedanken,
    Dieser Mensch hat sie gedacht,
    Über fast ein ganzes Jahr hinweg
    Gewährte ich ihm Macht
    Über mich und mein Leben,
    Was hätte ich gegeben
    Um mich eine Stunde lang nur
    Über mich selbst zu erheben.

    Dort liegt mein Körper,
    Meine Liebe, meine Seele;
    Sie allein ist es, die ich mit meinen
    Worten immer wieder quäle.
    Wie besessen stürz ich
    Blindlings in den Wahn:
    Was haben wir uns,
    Gott verdamme mich, nur angetan?

    Nimm seine Zunge,
    Und schneide sie ihm ab,
    Bereue seine Sünden,
    Leg ihn zu ihr in das Grab
    Leg dich zu ihr in das Grab.

    Wach endlich auf und kämpfe,
    Mit dem Rücken an der Wand
    Schlage ich noch fester zu,
    Mit meinen Zähnen in der Hand.
    Auf mich wartet schon die Hölle,
    Ich kann dir niemals verzeihn,
    Mit dem letzten Atemzug
    Will ich dir Hass entgegenspein.

    Wach endlich auf und kämpfe,
    Mit dem Rücken an der Wand
    Schlag ich fester auf dich ein,
    Mit meinen Zähnen in der Hand.
    Meine Wut ist unersättlich,
    Heute werden wirs beenden,
    Ich hör nicht auf, bevor ich hab
    Was ich will:
    Deine Zähne in den Händen.

    An meinen eig'nen Regeln
    Hab ich meine Schuld zu messen,
    Vor lauter Zorn in mir hab
    Ich die ganze Zeit vergessen:

    Sprichst du von mir,
    So meinst du dich,
    Der Weg zu dir
    Führt über mich.

    All das Unrecht beging ich,
    Um, einsam und allein,
    Zum Schluß mit meinem größten Feind,
    Mit mir selbst konfrontiert zu sein.

    Die Zeit ist abgelaufen,
    Deine Willkür währte lang.
    Will ich weitergehn, verlangt das
    Leben deinen Niedergang.
    Der Morgen dämmert leise,
    Dieses Ende gehört mir,
    Von draußen drischt der Tod
    Mit meinen Fäusten an die Tür.

    ----

    Vaughan.

    Geändert von Vaughan (08.05.2005 um 04:27 Uhr)

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