Nachtrag:
Dass Gunn das selbst drauf hat, lese ich unter anderem an der Reaktion einer guten Freundin von mir ab. Die mag die X-Men, aber konnte mit dem MCU bis jetzt nicht wirklich was anfangen oder warm werden und mag die meisten Filme daraus nicht wirklich. Nichtmal von den Avengers war sie afair sonderlich begeistert. An Guardians of the Galaxy dagegen, den sie sich auf die Empfehlungen von allen Seiten (und unter anderem meine ^^) hin dann aber doch mit ihrem Mann angeschaut hat, hatte sie ihre helle Freude (Und wer nicht, bis auf wenige Ausnahmen? Das war ein Riesen-Spaß). Wohlgemerkt, ohne irgendeine Ahnung von den größeren Zusammenhängen wie der Sache mit den Infinity-Stones zu haben, und ohne alle der zahllosen Anspielungen zu checken.
Genau so muss das imho sein. Wenn etwas zu ner Reihe gehört, dann muss der Film auf diesen zwei Ebenen gleichzeitig funktionieren (also nicht so wie Iron Man 2 & Co). Und das sollte nicht so schwierig umzusetzen sein, wenn man mit dem Hauptziel an die Sache rangeht, erstmal den bestmöglichen Film und den Zuschauern im Kino eine Freude zu machen, die sie den Rest der Welt und den schnöden Alltag für zwei Stündchen vergessen lässt. Verbindungen zu anderen Werken lassen sich immer noch einarbeiten, sind genau genommen aber nichtmal unbedingt nötig. Ich hätte nichts dagegen, wenn einige der zukünftigen Marvel-Filme auf den ersten Blick ganz für sich alleine stehen, ohne Gastauftritte bekannter Figuren usw., so lange sie dennoch offiziell zum "Kanon" gezählt werden, denn in Zusammenhang setzen kann man sie später immer noch in den diversen Fortsetzungen oder Team-Ups. Es sollte nicht bloß "solo auch irgendwie einigermaßen als Story was taugen", sondern hauptsächlich und in erster Linie - erst danach kommt die Bedeutung für die Franchise.
Von einem wirtschaftlichen Standpunkt verstehe ich natürlich die Idee der Studios dahinter, aber heiße sie nicht gut. Ich bin nach wie vor froh, mir Filme wie Thor 2 nicht im Kino angeschaut zu haben, da ich damit nicht glücklich geworden wäre und ich den nicht allzu gut fand. Irgendwie interessiert hat es mich trotzdem, weil sich damit ja auch das MCU als Ganzes ein kleines Stückchen weiter entwickelt (und würde man zu viele Filme auslassen, blickt man beim nächsten Avengers vielleicht gar nicht mehr durch). Nur halt nichts, wofür ich mich ins örtliche Cinemaxx bemühe, sondern was ich mir lieber irgendwann nebenher reinziehe, wenn es eine Freundin auf BD zum Filmabend mitbringt. Ich will damit nicht sagen, dass sie alle Stand-alone-Abenteuer sein sollten, aber etwas mehr Eigenständigkeit im Detail würde Großprojekten wie diesem imho ganz gut tun und Zusammenhänge könnten sich ruhig auf ein paar Insider und Post-Credits-Szenen beschränken. Auch damit man als Zuschauer mal Prioritäten setzen kann. Manchmal wirkt es eben einfach aufgesetzt, künstlich und erzwungen eingefügt, selbst wenn es nicht um so offensichtliche Dinge geht wie in Iron Man 2. Sowohl in Iron Man 3 als auch in Thor 2 hat es mich rückblickend dann doch gestört, wie sie mit den Ereignissen aus den Avengers umgegangen sind. Fancy reduziert auf die Bezeichnung "New York" wurde man damit quasi erschlagen. Starks posttraumatisches Stress-Syndrom wirkte unglaubwürdig und im zweiten Thor hätte es mehr als gereicht, wenn man das nur ein einziges Mal erwähnt hätte. Wenn man die Folgen solcher Großereignisse nicht flüssig in die Handlung einbinden kann, sollte man es lieber ganz lassen. Denn wenn man zu sehr darauf rumreitet, ohne dass es irgendwas zu der aktuellen Geschichte des eigenen Films beiträgt, der gerade läuft, dann entfernt es sich von einem augenzwinkernden Aha-Effekt im Publikum und geht mehr in Richtung "Ist ja gut, wir haben's kapiert...". Auch das war in Guardians wunderbar gelöst: So eine Figur wie Thanos wird hier zwar ebenfalls für spätere Filme angeteased und spielte bereits eine Rolle bei den Avengers, aber passt letztenendes auch hervorragend in die eigene Handlung hinein - und genau genommen in den größeren kosmischen Rahmen sogar um einiges besser (denn da gehört er eigentlich hin) als bei den bislang mehrheitlich doch recht erdgebundenen Vorgängern der Reihe.
Ich hab nichts gegen diverse Zusammenhänge, Verbindungen und Anspielungen. Aber wie so oft muss da die richtige Balance gefunden werden, was imho absolut nicht auf alle bisherigen MCU-Filme zutrifft. Man darf sich eben auch nicht zu sehr darauf verlassen, sondern muss im Kern noch immer eine richtig gute Geschichte bieten. Da ist etwas, das alleine nur ganz okay ist und erst durch die Rolle im entsprechenden Universum annehmbar und interessant wird, einfach zu wenig. Wenn nun immer mehr Studios mit aller Gewalt diesem Modell folgen, ob eine vernünftige Basis vorhanden ist oder nicht, dann steht zu befürchten, dass es mehr und mehr zu einer Ausrede für zweitklassige Drehbücher wird, die ja durch den Franchise-Appeal "trotzdem irgendwie mitgezogen" werden. Und das stell ich mir sehr armselig und freudlos vor. Bezieht sich jetzt nicht direkt aufs MCU, die scheinen schlau genug zu sein, um das zumindest nicht völlig aus dem Ruder laufen zu lassen, auch wenn da bestimmt ebenso noch der ein oder andere Ausrutscher folgen wird. Aber wenn Sony, Universal, Warner Bros. und Fox alle ihre Pläne durchziehen, ohne innezuhalten und das nochmal gründlich zu überdenken, werden sie damit auf die Nase fallen und/oder wir werden zukünftig zugeschüttet mit lahmen "Sidequels".