Zeigt nur, wieviel ihm an mir liegt. Weil insgeheim sind wir nämlich Soulbrothers und so, auch wenn wir uns nicht kennen. Aber wenn ein Mann den ziemlich genau gleichen Filmgeschmack hat wie ein anderer, kann das einer Kumpelschaft schon sehr zuträglich sein.
Hab übrigens gestern Sin City 2 geguckt. EXZELLENT.
Fügt sich nahtlos ins Geschehen und Universum des Erstlings ein, sowohl stiltechnisch als auch erzählerisch und hinsichtlich des Make Ups. Insgesamt ist das Sequel nicht ganz so gut (oder sollte ich sagen perfekt) wie das Original, aber wirklich verdammt dicht hinten dran. Den Hass aus den USA gegenüber dem Film (Dort ist er ja schlimm gefloppt, was einen dritten Teil mehr als fraglich macht) ist in meinen Augen unverständlich. Die Geschichten sind in typischer SC-Manier erzählt und aufgebaut, daher kann ich den Hate absolut nicht nachvollziehen. Ich hatte ja durch die schlechten Reviews Bedenken, aber die wurden glücklicherweise relativiert. Ganz große Klasse ist die Art, wie die Episoden miteinander und mit denen des Originals verwoben wurden. Hier verbünden sich Charaktere miteinander, die im ersten Teil schon tot waren oder starben, oder machen charakterliche oder optische Veränderungen durch, und erleben dann wiederum Sachen, die im ersten Teil auch schon passiert waren oder eben noch nicht, wodurch man erst einmal rätseln muss, in welcher Reihenfolge dieses zwei Filme umspannende Kunstwerk jetzt betrachtet werden sollte. Ein Beispiel: Marv verbündet sich mit Dwight in dessen Episode, der hier übrigens noch ganz anders aussieht als in Teil 1, dieser Strang wird aber im Film selbst nach Marv's persönlicher Geschichte erzählt, MUSS aber vor Marv's Part aus dem ersten Film stattgefunden haben (Der wiederrum offenbar, wie ersichtlich wird, in Teilen parallel zum Hartigan und Nancy-Sequel aus dem zweiten Film stattfindet). Insgesamt Anachronismus vom allerfeinsten, der mir wirklich gut gefallen hat.
Der Film ist wieder gewohnt brutal, Köpfe fliegen, Kugeln auch, Fäuste sowieso. Prominentester (Weil coolster) Charakter ist dieses Mal (wieder?) Marv. Sein Badass-Faktor durchschlägt hier wieder regelmäßig die 9000er-Marke, da blutet einem das Herz. Er tritt in jedem Part auf, sei es als Helfer und Kumpel auf Zeit von Dwight, als sie sich kennen lernen, oder als neuer Beschützer von Nancy, die ihm leid tut. Obwohl er auch hier wieder ein Massenmörder ohnegleichen ist, kann man nicht anders als den Typen einfach zu lieben. Da Clive Owen den Dwight nicht mehr mimen wollte (Was ich ihm nicht so ganz verzeihen kann), haben Rodriguez und Miller zu einem Kniff gegriffen, und seine "Schönheitsoperationen" aus den Comics zeitlich im Sin City Universum ein wenig nach vorne verschoben, sodass Josh Brolin den Charakter mimen konnte. Im Verlauf des Films verändert er sich dann zunehmend, auch wenn er nie wirklich wie Clive aussieht, allerdings hat er gegen Ende ein ziemlich anderes Gesicht, und Clive's lange Haare, und da wird schon angedeutet, dass es bei diesen paar Operationen nicht bleiben wird. So kann man seinen Part auch zeitlich sehr einfach vor den aus Film 1 setzen, ohne einen Gehirnknoten zu bekommen. Eva Green (Die ich hasse) spielt eine intrigante Bitch (Die Dame to kill for aus dem Subtitel), bei der man sich den ganzen Film wie wild auf ihre Todesszene freut. Diese fällt dann allerdings im Verhältnis zu ihren Taten im Film unverzeihlich unspektakulär aus, was mich a bisserl (Sprich scheißfuckingsehr) enttäuscht hat. Ich hatte irgendwie gehofft dass sie in einen Fleischwolf fällt oder so, aber die Hoffnung blieb leider eine.
Der Part mit Joseph Gordon Levitt weiß insgesamt auch gut zu gefallen, enttäuscht allerdings minimal durch ein schwaches, wenn auch absolut realistisches Ende. Wer sich mit Psychogangstern an einen Pokertisch setzt, die Finger und das Bein zertrümmert bekommt, und dann so doof ist, ohne Verstärkung noch mal wieder zu kommen, der brauch sich nicht wundern wenn er
Natürlich gab es im ersten Film mehrere Bösewichte, darunter den Yellow Bastard, sodass jede Episode auf ihre eigene Art versorgt war. Klar, das bot Abwechslung, separierte die einzelnen Episoden aber auch deutlich von einander - ein Punkt, der dieses Mal deutlich anders gelöst wurde (Ob die Lösung gefällt, mag von persönlichen Geschmack abhängig sein, ich fand sie jedenfalls famos). Denn dieses Mal gibt es eigentlich nur einen zentralen Fiesling, namentlich Yellow Bastards Vater, Senator Roark. Er ist ohne jeden Zweifel mein fuckingliebsterliebsterliebsterliebsterliebster Bösewicht in diesem Jahr, Powers Boothe spielt das Riesenarschloch so über alle Maßen genial, dass man auf das heftigste geneigt ist, noch im Kinosaal zu applaudieren. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass er Marv den ersten Platz als coolster Charakter ernsthaft streitig macht. Das liegt an vielen Faktoren: Daran, dass es dem Film durch den Fokus auf ihn möglich ist, seinen Charakter endlich voll auszubauen und den Comics gerecht zu werden. An der Art, wie Boothe spielt, sowieso. Er macht sich über den ganzen Film so viele Feinde, dass man kaum nachzählen kann, und doch hat er irgendwie immer das letzte Ass im Ärmel. Exzellentes Script an dieser Stelle, muss ich mal so sagen. Nur am Schluss wird ein ganz klitzekleines bisschen Sequelbait mit seinem Charakter betrieben, was ich aber nicht schlimm finde, denn ich will FUCKING MEHR DAVON. Außerdem wird hier erneut offensichtlich, wie twisted das Gewirr der Geschichten aus Teil 1 und 2 ist, denn jede seiner Szenen spielt auf jeden Fall nach dem Tod des Yellow Bastards, allerdings eben nicht zwangsläufig nach irgendeinem der anderen Ereignisse. Ganz großes Kino hier.
Es gibt dieses Mal sehr schönerweise auch eine ganze Reihe an sehr interessanten Nebencharakteren, die ja im ersten Teil eher schwach vertreten waren. Oder besser gesagt, dieses Mal wurden sie einfach interressanter aufgemacht. Rosario Dawson als Bandenchefin der ••••n von Oldtown hat leider wieder zu wenig Screentime, dafür allerdings mehr Dialog als im ersten Film. Auch Miho ist wieder da, um zu tun, was sie am besten tut, nämlich Köpfe abhauen mit ihren Katanas. Kein geringerer als freaky Christopher Lloyd spielt einen absolut ekelhaften, allerdings megacoolen Arzt, der in Levitt's Story vorkommt und ihm die Knochen richtet - als Levitt's Charakter Johnny ihm sein letztes Geld gibt, sagt er nur "Für 40 Dollar bekommst du's auch wie für 40 Dollar", nicht ohne vorher Eis am Stiel zu schlecken und sich eine Heroinspritze zu setzen. Ich hab's gefeiert. Ein an für sich vielversprechender, letzten Endes aber viel zu kurzer Subplot um einen Cop namens Mort und dessen Partner wird in Dwight's Geschichte eingebaut, der Eva Green verfällt, und bei dem von vornherein klar ist, wie das enden muss. Manute (Der schwarze Riese mit dem Goldauge) hat auch wieder seinen Part, und hier wird auch gezeigt, wer sich sein Auge geholt hat (Drei Mal dürft ihr raten). Etwas verwirrend ist hier allerdings, dass er im Verlauf des Films scheinbar erschossen wird, was auch wirklich so aussieht, allerdings stirbt er ja erst in Dwight's Part aus dem ersten Film wirklich. Das hätte man anders lösen müssen, denn hier wirkt er am Ende wirklich tot - das wurde suboptimal dargestellt. Der interessanteste Nebencharakter, leider aber auch am kürzesten zu sehen, ist Stacy Keach als der Großindustrielle Wallenquist. Ein widerlicher, aufgedunser, mit Brandnarben übersähter Fleischberg, der trotzdem dank Designeranzug und Cocktailglas unheimlich anziehend wirkt. Er hat nur eine einzige Szene mit Eva Green, entfaltet hier aber mühelos ein Charisma sondergleichen, das nicht nur mit Eva Green's gekünstelter Amateurschauspielerei mühelos den Boden wischt, sondern bei dem man unmöglich sagen kann, ob er nur einflussreich, korrupt oder tatsächlich so bösartig wie abstoßend hässlich ist. Die väterliche Benjamin-Blümchen-Stimme passt da wie Marvs Faust auf fremde Schnüssen. Er wäre der Nummer 1-Kandidat unter den Nebencharakteren, die ich in einem dritten Film sehen wollen würde, denn mit ihm wird hier abseits von Senator Roark endlich auch mal ein anderer "Key Player" von Sin City gezeigt, die im Hintergrund die Fäden ziehen und scheinbar oder tatsächlich unantastbar sind. Von ihm hätte ich zu gerne mehr gesehen.
Insgesamt geb ich dem Film als Genre-Wertung ne glatte 9/10. Durch seinen speziellen Stil fällt natürlich ne Allgemeinwertung wie beim ersten Teil flach, das Ding ist Arthouse-Kino vom allerfeinsten, von Fans für Fans. Aber dennoch wesentlich besser als sein Ruf, ohne Zweifel. Guckt den. 3D ist okay, aber kein Muss.