Okay, das erklärt einiges. Habe nicht die geringste Ahnung, warum sie ausgerechnet das aus dem Film genommen haben. Kürzen ja, aber doch nicht so weit, dass nur noch der allerletzte Rest davon übrig bleibtZitat
Es hätte dem Film soo gut getan und für ein bisschen dringend benötigte Charakterentwicklung und -Interaktion gesorgt bei den jüngeren Mutanten, ihnen Raum zum Atmen gegeben. Deren eigentliches Leben kommt doch eh immer viel zu kurz, und auch sonst ist bei den X-Men thematisch immer alles so depri durch Verunsicherung und Verfolgung. Wäre angebracht, den Kids mal ein bisschen On-Screen-Freizeit zu gönnen! Vor allem aber hätte Jubilee dadurch wahrscheinlich wie eine richtige Figur gewirkt, und nicht wie ein vollkommen bedeutungsloser Statist im Hintergrund, der an ein paar Stellen für ein paar Sekunden zu sehen ist. Sogar ihre Kräfte hätten vorkommen sollen!
Trotzdem hoffe ich, dass das jetzt nicht wie beim letzten Mal in einem gesonderten "Jubilee-Cut" für die Blu-ray endet. Das würde sonst langsam den Eindruck erwecken, die halten absichtlich Teile des Films in der Kinofassung zurück. Als Deleted Scenes auf Disc schau ich mir das aber gerne noch an. Vielleicht machen sie es ja sogar so wie bei anderen Filmen (Die Dunkle Bedrohung zum Beispiel), wo für die Heimvideo-Veröffentlichung ein paar kurze geschnittene Stellen wieder re-integriert wurden. Wenn die Jubilee-Szenen gut waren und das Tempo nicht zu nachhaltig beeinflussen, fände ich das als Entschädigung sogar mit Abstand am besten. Gerne auch per Seamless Branching zusammen mit der Kinofassung, aber dann bitteschön in der Standardversion, nicht als separate Special Edition!
Toll find ich ja den versuchten Witz, als sie aus dem Kino kommen, aber wohl aus den falschen Gründen: Einer von den Charakteren meint, die dritten Teile würden eh nie so gut werden wie die ersten beiden. Das war wahrscheinlich als Seitenhieb auf The Last Stand gemeint, um zu unterstreichen, wie schlecht der doch gewesen sei, aber ehrlich gesagt ging das dann übel nach hinten los und die Autoren scheinen damit eher einen unbeabsichtigten Joke über den eigenen Film, Apocalypse, zu erzählen, als dritter Teil der neuen/zweiten Trilogie. Zumindest glaube ich, dass das unbeabsichtigt war, denn ich habe Zweifel, ob wir ihnen so viel Selbstironie zutrauen können.
Nochmal Nachtrag zur obenstehenden Kritik, da es andernorts erwähnt wurde und ich dem nur zustimmen kann: Dem Film fehlt der mittlere Akt. Das ist ein gewichtiges Manko, besonders im Hinblick auf andere Genrevertreter die den selben Fehler gemacht haben. Zuerst ist alles nur permanenter Build-up, und dann geht es auf einmal schon auf den Showdown zu. Eventuell könnte man argumentieren, dass das Intermezzo mit Stryker als Mittelteil zählt, aber das trägt nicht viel zur Handlung bei, unterscheidet sich tonal keineswegs und das eigentliche Ziel steht längst fest.
Hier hatte ich auch einige Schwierigkeiten damit, den Ablauf zeitlich richtig einzuordnen. Apocy und seine vier Homies können sich instantly teleportieren, richtig? Und der Jet braucht wie viele Stunden, um einmal um die halbe Welt zu reisen? Vielleicht 10? In der Basis haben die X-Men auch noch ne Weile gebraucht! Was also haben Apocy & Co die ganze Zeit gemacht? In der Wüste rumgestanden und Däumchen gedreht? Anregende Gespräche mit Xavier geführt? Das haute irgendwie nicht hin. Wenn eine Gruppe so schnell ist und die andere nicht, dann braucht man ein Stück Handlung, um den Unterschied auszugleichen, oder wenigstens ne brauchbare Möglichkeit und Erklärung, wie man Gruppe 2 schneller von A nach B bekommt.
Weiß nicht, ob es nur an den neuen alten Charakteren oder den bekannten Umgebungen und Szenen lag, aber man hatte so vieles hier draus schonmal in den Vorgängern gesehen, auch was die Kräfte der Mutanten angeht haben die da nicht wirklich mit rumgespielt. Böse Zungen könnten sagen, Singer hat den JJ getanzt. Deshalb wollte ich ja auch unbedingt jemanden dabei haben, den wir noch nicht in den Filmen hatten. Quicksilver war ein Segen für Days of Future Past, aber dabei hätten sie es in der Fortsetzung nicht belassen sollen. Bei der Fülle an Figuren aus den Comics sollte immer mindestens eine neue in den Kino-Abenteuern auftauchen, die auch gebührend Screentime und Story-Relevanz bekommt. Apocalypse ist insofern ein Rückschritt, als es sich zu sehr nach Stillstand und kreativer Stagnation anfühlt. Die beiden vorangegangenen Filme haben die Franchise richtig in Bewegung gesetzt und für Frische gesorgt. Davon war diesmal gar nichts mehr zu spüren. Wenn sich das nicht ändert, fahren sie die Reihe gegen die Wand.
Ich denke, The Last Stand war für mich tatsächlich ein bisschen besser (übrigens auch Origins: Wolverine, aber ich bin offenbar der einzige weltweit, der den gar nicht mal so übel fand), allerdings müsste ich den für ein genaues Urteil nochmal schauen. Hab X-Men Apocalypse durch die soliden bis guten kleinen und großen Elemente (siehe oben) mit Wohlwollen noch 6 von 10 Punkten auf IMDb gegeben. Zum Vergleich: Batman v Superman war bei mir eine 5, Deadpool und Civil War eine 8, The Force Awakens sowie Days of Future Past eine 7 und First Class eine 9. Kein X-Men-Film bekam von mir was schlechteres als 6.