@Mio: Geb dir ja recht. Ich kann Katastrophenfilme bzw. pure Vernichtungsorgien generell nicht leiden. Aber als Hintergrund, vor dem sich mitreißende und komplexe Charakter-Geschichten sowie überraschende Wendungen entfalten, kann so eine "Apokalypse" prächtig funktionieren! Da mir ehrlich gesagt auch die Trailer zum Film gefallen haben, ging ich tatsächlich von besseren Wertungen aus. Wenn storymäßig wirklich kein bisschen mehr dahintersteckt, als ein böser Supermutant, der die Welt zerstören und nach seinen Vorstellungen ändern möchte, dann stimm ich dir zu, dass das als Konzept zu simpel und ausgelutscht ist.
Aber das würde ich definitiv nicht von der Reihe insgesamt behaupten! Da steckt noch jede Menge Potential drin - Sie müssten nur mal (wieder) fähige(re) Leute hinter den Kulissen suchen und sich auf die Stärken besinnen, namentlich etwas kleinere, character-driven Stories, in denen das Zwischenmenschliche in den Mittelpunkt gestellt wird und die gleichzeitig allegorisch was zu sozialen Themen zu sagen haben. Das war doch immer das Herzstück der X-Men, die Sache mit der Ausgrenzung, die Freaks die zusammenhalten; welche Richtung für den Umgang mit den Kräften ist moralisch vertretbar und welche nicht usw. Hier stimme ich auch mit Cipolla überein, dass die New Mutants als kommendes Filmprojekt ein idealer Ansatz ist. Ein jüngeres Team mit ein bisschen Teen-School-Drama/Angst, ggf. Romance etc. Vom Alltag in Xaviers Einrichtung haben wir in der Franchise imho noch lange nicht genug mitgekriegt.
Aber auch Deadpool mit seinem für Superhelden-Kinofilme äußerst frischen Meta-Stil und Humor zeigt, was in der IP noch alles drinsteckt. Gleiches könnte theoretisch sowohl für einen X-Force Film mit härterer /düsterer Gangart, als auch für Solo-Abenteuer wie den geplanten Gambit-Film gelten, die die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Einzelfigur richten. Was sie nur auf keinen Fall machen sollten ist, in diese Sackgasse mit dem immer größer, schneller, höher, weiter zu tappen. Danach sieht Apokalypse grade ein wenig aus, und manche Kommentare von Singer und Kinberg gingen auch ganz bewusst in die Richtung, erwähnten sogar Emmerich und Michael Bay in dem Zusammenhang :-/
Mit dieser Combo in der Crew, u. A. mit Singer für Regie und Ottman für Schnitt und Musik kommen die imho nicht mehr weiter. Hab auch gelesen, dass Days of Future Past letztenendes nur deshalb so gut funktioniert hat, weil die Storyboards und der ganze Film im Prinzip von Matthew Vaughn vorbereitet wurde, der schon mit First Class meiner Meinung nach hervorragende Arbeit geleistet hat, sodass Singer das nur noch umsetzen musste und sehr wenig daran änderte. Die Situation für Apocalypse war eine andere. Letztgenannter soll diesmal manche Ideen verwendet haben, die er sich für X-Men: The Last Stand ausgedacht hatte, den er ja nicht übernahm, um lieber an Superman Returns zu arbeiten. Weder X-Men 3, noch das Superman Revival kamen sonderlich gut an. Irgendwie ironisch, dass jetzt ausgerechnet Apokalypse vielfach mit The Last Stand verglichen wird. Vermutlich wäre der dritte Teil damals auch nicht so viel besser geworden, wenn Singer den Job übernommen hätte.

Deine Sorgen zu Independence Day Resurgence teile ich übrigens total. Irgendwann hat man das Einreißen von bekannten Sehenswürdigkeiten oder auch grundsätzlich Massenzerstörung im ganz großen Stil einfach satt, das ist so ein billiges Mittel um Bedrohung zu zeigen. Sowas kann hinhauen, wenn es mit hervorragenden Charakteren und deren Interaktion kombiniert wird, aber so wie ich das sehe niemals zum Selbstzweck. Kann natürlich täuschen, aber die Trailer und Infos verkaufen einem das immer als das wahnsinnige Spektakel, ohne wenigstens anzudeuten, dass mehr dahintersteckt.
Ein positives Beispiel wäre etwa der aktuelle Captain America: Civil War. Der Umgang mit den Opfern wird nicht nur kritisch beäugt, am Ende gibts auch zwei Zeilen, die ziemlich hart treffen, nämlich wenn Cap (über Bucky) meint "Er ist mein Freund" und Tony darauf entgegnet "Das war ich auch". Bäm! Sowas Simples, und doch so wirkungsvoll. Selbst ohne die ganze Vorgeschichte aus den früheren Filmen versteht man, worum es da geht und wie ernst die Sache ist, auf einer rein persönlichen Ebene. Dass zig Superhelden aufeinander losgehen und den Leipziger Flughafen demolieren ist ein netter Bonus, aber bestimmt nichts, worum man die ganze Geschichte aufbauen könnte oder sollte.


@Gorewolf: Haha, nice ^^