Was die erste Staffel so super machte, war die Dynamik zwischen Wilson Fisk und Matt Murdock. Der eine versucht, durch Korruption und gewisse Gangster-Ambitionen seine Stadt nach einer motherfucking Alieninvasion neu aufzubauen, der andere haut Bösewichtern aufs Maul die von der Justiz nicht hinter Gitter gebracht werden. Und vor allem die Frage, wie er es hinkriegen soll, sowas wie Fisks Machtübernahme zu verhidnern ohne Leute zu töten und wie das zusammen mit seinem Händchen für Affären und Alkoholismus mit seinem katholischen Glauben kollidiert - das war jede Menge harter Tobak, gewürzt mit coolen Actionsequenzen, jeder Menge Brutalität und einer guten, richtigen Message über Superhelden, Bösewichter und inwiefern wir als Zuschauer uns mit beiden Seiten zu identifizieren wissen.
Staffel 2 hatte diesen coolen Storykniff sogar noch weiter ausgebaut in der Hinsicht, dass man Fisk - einen ziemlich offensichtlichen Bösewicht - durch den Punisher ersetzte. Einen Vigilanten, der seine Comic-Wurzeln im Vietnam-Vet-Vigilanten-Filmgenre aus den 70ern und 80ern hat und lieber Bösewichter totmacht statt sie zu Klump zu hauen. Was in seinen Augen viel besser funktioniert als das, was Matt Murdock macht. Als dann die Punisher War Journal und Punisher Max-Arcs mit dem Prozess gegen Castle und seiner Beziehung zum Kingpin aufgenommen und echt super adaptiert wurde, dachte ich dass alles auf ein Duell zwischen ihm und Matt Murdock hinauslaufen würde. Aber stattdessen wurde The Hand als Oberbösewicht-Organisation reingeschoben - oder wie der Angelsachse sat: shoehorned - und übernahm so circa ab der zehnten Episode komplett den Plot. WAs an und für sich nicht schlimm war - es war nur in meinen Augen rein vom Storyaspekt her so circa 500% uninteressanter als der Punisher und alles, was um ihn herum abging. Alles was den Prozess
Das Volk gegen Frank Castle anbelangte, war eine einzige große toll gemachte Metapher auf das Superheldengenre und wie Leute darauf reagieren. DAnn kommt Fisk wieder ins Spiel und sagt "Yo, Frank - mach den Macker hier tot, dann lass ich dich wieder auf die Straße!" - Punisher MAX-Style - und ab dem Moment dachte ich "Ja, geil! D.h. wir bekommen Frank Castle, wie er einen Haufen Japaner abmurkst so wie in dem ollen Dolph Lundgren-Punisher von 1989!".
Falsch, falsch, falsch, sowas von falsch. Stattdessen wird "
Shitty Godfrey Ho-Ninja-Flick-Plot Nummer 29087429874983758358" aus der Versenkung geholt (was an und für sich nix schlimmes ist weil 1. alles besser ist mit Ninjas und 2. weil hier die Ausrede "So war's auch in den Comics drin!" durchaus greift), was im Endeffekt folgendes bedeutet: "Hi, wir sind Ninjas! Und ja, wir wissen es, wir waren vorher mehr so am Rande unterwegs - aber wir dachten uns, dass es eine supertolle Überraschung wäre, wenn wir kurz vorm Ende der Serie nochmal so tun als wären wir und unser MacGuffin relevant! Und dann gehen wir alle drauf! Yay!"
Nun, ja der MacGuffin ist zwar relevant in einem "Bla Worldbuilding bla fiese Comic-Nerds labern ejtzt über das was in der Urne drin ist bla Elektra ist vielleicht ein Inhuman wer weiß das schon bla bla blaaaaa"-Sinne - aber für mich persönlich ist das nur okay'isher Vanilla-Superhelden-Scheißdreck, nur diesmal mit unsterblichen Ninjas als wär's ein
Highlander-Film. Es lenkt halt ab von allem anderen was soviel interessanter war und was meiner Meinung nach eher Klärung bedurfte als der schlonzige B-Ninja-Plot:
- Warum zum Fuck hielt es der Colonel für 'ne gute Idee, den besten Soldaten seiner Truppe so weit zu treiben, dass er auf einem gottverdammten Kriegspfad war um einfach mal alles an krimineller Energie totzumachen?
- Gab es überhaupt Konsequenzen für Karen, nachdem sie Wesley ins Gesicht geschossen hat in Staffel 1? Ich meine, das wird nur ienmal kurz am Anfang erwähnt und dann nie wieder aufgegriffen. Und, ja, man könnte theoretisch ihre gesamte "Ich übernehme dann mal das Szepter von Ben Urich!"-Sache als ihre Art und Weise, damit klarzukommen, interpretieren - aber irgendwie hätte ich gerne was das anging eine Art Abschluss gehabt.
- Was bei Phillip Kos Filmarchiv ist ein Black Sky? Es wird nicht mysteriöser wenn man das Wort einfach nur oft genug sagt, Freunde des Drehbuchs...
- Gab es auch sowas ähnliches wie Charakterentwicklung bei Matt Murdock? Also, abgesehen von "Grrrr ich brauch keine Freunde grrrrrr ich bin mehr so Einsamer Wolf-mäßig unterwegs grrrr Hoden grrrr."
- Yo, kann mal jemand den Nasen von der Beleuchtung sagen, dass es durchaus legitim ist, ab und an mal ein bisschen Licht in Außenaufnahmen zu benutzen? Ich weiß, ihr wollt das Ding so noir wie möglich halten - ist halt nur echt doof wenn ich die Helligkeit meines Fernsehers auf 170000% drehen muss um irgendwas in den Außenszenen zu erkennen.
Kurzgesagt: Bis Episode 9 oder 10 ist das Ding auf einer Stufe mit der ersten Staffel, in den letzten drei Folgen geht dem guten Murdock-Matt leider die Puste aus, weil er zehntausend verschiedenen Subplots ohne jegliche Signifikanz für den "ZOMG EVIL NINJAS!!!"-Main Plot hinterher hechtet.