hier der text von phoenix, mit dem quasi alles angefangen hat:
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Der Dornenbusch

Irgendwo in einem Wald, der direkt vor eurer Haustür, aber ebenso gut am anderen Ende der Welt liegen kann, leben zwei Hasenbrüder zusammen, die im ganzen Wald bei allen Tieren nur als Hoppel und Moppel, die beiden Hasen bekannt waren.
Hoppel war ein anständiger Hase, ein grundguter Kerl, der immer freundlich war und allen anderen Tieren half, wo er nur konnte. Wenn Frau Eichhörnchen zu beschäftigt war, Nüsse für den Winter zu sammeln, und Hoppel gerade nichts zu tun hatte, half er gerne.
Und wenn der alte Herr Dachs es nicht schaffte, sich einen Bau für den Winter zu buddeln, so musste er nur die Vögel und die Mäuse bitten, mal Hoppel zu fragen, ob dieser nicht Zeit für den alten Herr Dachs hätte, denn er wusste, dass Hoppel jederzeit helfen kommen würde, selbst, wenn er selbst viel zu tun hatte.
Moppel hingegen war kein so netter Hase wie sein Bruder Hoppel. Zwar war er nicht böse und gemein zu den anderen Tieren, indem er ihnen zum Beispiel Streiche spielte, aber er war sehr faul. Wenn Fräulein Amsel Moppel einmal bat, auf ihre Jungen aufzupassen, winkte Moppel nur gelangweilt ab und meinte: „Ich doch nicht! Ich bin viel zu beschäftigt!“
Und wenn der Herr Fuchs einmal im Baumstumpf stecken geblieben war, und den vorbeikommenden Moppel sah, und ihn bat, ihm aus diesem Schlamassel herauszuhelfen, meinte Moppel nur: „Auf so einen Trick fall’ ich doch nicht herein! Du steckt ja gar nicht fest, sondern willst mich nur an der Nase herumführen!“
Nun war es so, dass Hoppel und Moppel an einem warmen Sonntagmorgen durch den Wald hüpften, und so vertieft ins Spielen waren, dass die beiden Hasenbrüder gar nicht merkten, dass sie sich nach und nach von ihrem Heim entfernten und in einen Teil des Waldes kamen, der nicht sehr sicher war.
„Lass uns umkehren“, meinte Hoppel sofort, als er merkte, wo sie sich befanden, aber Moppel meinte nur: „Stell dich nicht so an! Das hier ist ein Wald wie jeder andere! Mit Büschen und Bäumen und…“ Aber diesen Satz konnte Moppel nicht mehr zu Ende sprechen, denn plötzlich rutschte er einen kleinen Hügel hinab und fiel in einen Dornenbusch, aus dem er nicht mehr hinaus kam.
„Keine Angst“, rief Hoppel sofort seinem Bruder zu, „ich werde Vater Hirsch um Rat fragen! Er wird wissen, was zu tun ist!“ Mit diesen Worten hüpfte Hoppel davon, und Moppel steckte allein in dem Dornenbusch, mitten in einem Waldstück, in dem er noch nie war.
Als kurze Zeit später Fräulein Amsel vorbei geflogen kam, bat Moppel sie, doch einmal nach Hilfe Ausschau zu halten. Fräulein Amsel jedoch meinte nur: „Ich doch nicht! Ich bin viel zu beschäftigt!“ Mit diesen Worten flog sie davon, und ließ Moppel im Busch zurück
Moppel war sehr traurig, dass alle Tiere ihn ihm Stich ließen, als er sie am dringendsten brauchte, und schlagartig wurde ihm bewusst, dass sie ihm gleiches mit gleichem vergalten. „Es tut mir leid“, sprach er, „ich will mich bessern, das verspreche ich!“ Genau in diesem Moment tauchte plötzlich Hoppel wieder auf, und winkte seinem Bruder zu.
Bei Hoppel war Vater Hirsch, das größte Tier im Wald, dem es mit seinem mächtigen Geweih eine Leichtigkeit war, den Busch anzuheben und Moppel zu befreien. Bei Hoppel und Vater Hirsch waren auch Fräulein Amsel und der Herr Fuchs, die Moppel natürlich nicht im Stich gelassen hatten, sondern ihn nur zur Einsicht bringen wollten. Aber Moppel hatte verstanden und gelobte, sich in Zukunft zu bessern.