Und weiter geht's im Chronistentext, dieses Mal mit den beiden Wonneproppen DJ n und Repko...

DJ n
Trigaram war es höchst unangenehm, das arme Tier zu einer solchen Schinderei antreiben zu müssen, doch war ihm auch nicht wohl bei dem Gedanken, im weiteren Verlauf der Nacht wieder von einer Gruppe Orks oder anderen feindlich gesonnenen Geschöpfen überrascht zu werden; zwar hatten Trigaram und Astiroth im Leben nichts mehr zu verlieren, wenigstens eine Gemeinsamkeit der beiden Männer, doch hing der Halbelf an dem Seinen und er vermutete, dass sein menschlicher Begleiter dies ebenfalls tat.
So ritten die beiden durch die ruhige, klare und kalte Nacht, während ihnen kalte Winde durchs Gesicht schnitten und versuchten, unter ihre Umhänge zu gelangen. Einige Meilen später vernahm Trigaram einige Geräusche, die zwar noch in weiter Ferne ihren Quell hatten, jedoch den Halbelfen eine Schätzung abgeben ließen. „Wenn wir dieses Tempo halten, werden wir in wenigen Stunden am Hafen sein!“ rief Trigaram seinen Begleiter zu und erhaschte dabei einen Blick auf dessen Pferd; Mitleid erregend blickte die großen dunklen Augen des Tieres zurück und verrieten deutlich die Anstrengung des Ritts, aber auch die Angst, die dem Tier innewohnen musste, in Anbetracht der Behandlung, die Astiroth diesem schon bei gutem Betragen hatte zukommen lassen.
„Gut, gut!“ antwortete Astiroth ein wenig gereizt, jedoch mit ein wenig Erleichterung in der Stimme; auch wenn es der Stolz des Menschen nicht zuließ, so war er hocherfreut, dass der Ritt ein Ende gefunden hatte. Astiroth war allem Anschein nach dem Reiten nicht all zu sehr zugetan.

Wie Trigaram voraus gesagt hatte, kam bald am Horizont die Hafenstadt in Sicht, von der im Schreiben des Kaisers die Rede war. Die erste, wenn auch kleine Etappe ihrer Reise hatten die beiden Männer nun hinter sich gebracht; so dachte Astiroth, bis Trigaram sein Pferd, zu dessen großer Erleichterung, zügelte und schließlich zum Stehen anhielt. Astiroth, dem das Verhalten seines halbelfischen Kameraden gar seltsam erschien, tat es diesem gleich und wartete nun auf Erklärung. Diese kam prompt: „Wir sollten noch warten, bis die Sonne ganz den Horizont überschritten hat, bevor wir in die Stadt reiten.“ begann der Dunkelelf und kratzte sich am Kinn. „Und warum sollten wir das? Je eher wir in die Stadt kommen, desto schneller können wir an Bord des Schiffes gehen. Warum also noch warten?“ beklagte sich Astiroth. Ihm gingen die seltsamen Anwandlungen seines Kameraden ein weiteres Mal gehörig auf seine Nerven. „Ganz einfach; sollte wirklich mehr als nur eine einfache Bande von Wegelagerern hinter dem Überfall stecken, so wäre es möglich, dass sie es auf dem Schiff des Kaisers wieder versuchen können.“. „Eine Gruppe großer und stinkender Orks wird auf einem Schiff doch schon für Aufsehen sorgen…“ murmelte Astiroth spöttisch und gab sich kaum Mühe, sein Grinsen zu unterdrücken; Trigaram zog es vor, sich nicht auf einen Streit einzulassen. „Scheinbar hast du im Eifer des Gefechts nicht alles mitbekommen; während die Orks angriffen, vernahm ich einige Befehle, die nicht orkischen Ursprungs waren, sondern in unserer Sprache gesprochen waren.“. Trigaram machte eine Pause, die mehr der Betonung seiner Worte dienen, als Astiroth zum Nachdenken gereichen sollte; auch wenn Trigaram noch keine all zu hohe Meinung von dem Menschen hatte, so wusste er dennoch, dass Astiroth kein Dummkopf war. „Es könnten uns Menschen, Zwerge, Elfen, so gut wie jeder einen Hinterhalt legen.“ Dachte Astiroth laut und mit Verbitterung. „Genau darauf will ich hinaus. Wenn wir offen das Schiff des Kaisers betreten und unsere Reise fortsetzen, sind wir ein leichtes Ziel für unsere Angreifer. Wenn wir aber gar nicht an Bord des Schiffes gehen, sondern in den Schenken jemanden anheuern können, der uns auf den anderen Kontinent bringen kann, haben wir den Vorteil, dass unser Angreifer, wer auch immer er ist, schön darauf wartet, bis wir an Bord des kaiserlichen Schiffes sind.“. „… außerdem entgehen wir so der Überwachung dieses Fettsacks…“ knurrte Astiroth zustimmend. Trigaram nickte und grinste dünn; für wahr, somit würden sie auch der Überwachung des Kaisers entgehen und konnten sich damit ein wenig aus seinem fettigen Griff lösen.
„Also dann, warten wir, bis die Sonne den Horizont passiert hat.“

In Repkos Kopf hatte es in Bruchteilen eines Augenaufschlages zu Arbeiten begonnen. Ohne lang zu fackeln stieß er Göflington mit dem Ellenbogen in die Seite und bedeutete diesem, unter heftigen Gebärden, den Bewusstlosen aus dem Haufen geborstener Kisten zu befreien und in die Dunkelheit der Gasse zu schaffen.
Göflington verstand erst, was sein Freund ihm sagen wollte, als dieser mit grimmigen Gesichtsausdruck den bewusstlosen Mann, den Göflingtion mit bitterer Miene aus Begleiter seiner Angebeteten identifizieren konnte, schon allein halb aus den Kistenüberresten befreit hatte. Die Stimmen der Männer kamen immer näher; scheinbar unterhielten sich die Männer über ein interessantes Ereignis, welches soeben stattgefunden haben musste. „Man, bin ich froh, dass wir die Alte los sind.“ Sagte einer der Männer. „Ja, war ja nicht zum aushalten. Hoffentlich wird sie der Exekutor sie lange und langsam zum Glauben bekehren.“ Stimmte eine andere Stimme boshaft lachend ein.
Scheinbar war wieder ein armer Teufel in die Fänge dieser Fanatiker geraten, dachte Göflington traurig, während er die Füße des bewusstlose Vintals hielt, während Repko dessen Oberkörper umschlugen hatte und rückwärts in die Gasse zog. Die Stimmen wurden immer lauter, doch als die Männer an der Gasse vorbei gingen, waren einzig die zerstörten Kisten Zeugen dessen, was sich vor wenigen Augenblicken zugetragen hatte.
Noch lange warteten die beiden Männer und ihr bewusstloser Freund, nachdem die Stimmen der Adepten verklungen waren, ehe Göflington mit der flachen Hand mehrmals, und mit einer nicht abstreitbaren Genugtuung in Vintals Gesicht hieb und diesem damit wieder zur Besinnung brachte. „Was ist?“ fragte Vintal verwirrt und blickte in die Augen von Göflington. „Du?“. Vintal wusste nicht, wie ihm geschah, als er plötzlich kalten Stahl an seiner Kehle spürte. „So, Freundchen“ knurrte Repko leise dem Halbdrachen ins Ohr „dann erzähl uns mal, was du für einer bis.“


Repko
„Harrr… Wird’s bald?“, brüllte Seeth in den muffigen Eingang des Tempels. Yens schleppte sich mit aller Kraft voran. Die Orks hatten ihm bei ihrem Überfall wohl einige Rippen gebrochen und an seinem Kopf klaffte eine breite Platzwunde. Blut floss ihm über das stark angeschwollene Auge, sodass es ihm schwer fiel in dem dunklen Gang etwas auszumachen. Er hatte einen Arm um Krissina gelegt, die ihr Gesicht weinend in seine Schulter vergrub. Seit jeher war es den Wallern untersagt gewesen, den Tempel zu betreten. Niemand hatte je gewusst, wieso, niemand hatte es je wissen wollen.
Die wenigen, die versucht hatten, es herauszufinden waren verschwunden.
„Reein da!“, brüllte Seeth und schwang seine Peitsche gegen Yens. Dieser verzog schmerzerfüllt sein Gesicht und tat einige Schritte vorwärts. Es stank erbärmlich in diesen Gängen. Der faulige Geruch des Todes lag in der Luft.
Er lief hinein in das Dunkel, Krissina noch immer schützend umschließend, sein linkes Auge so weit es ihm möglich war aufreisend, mit dem Versuch, einen Blick auf etwas erhaschen zu können.
Plötzlich blieb er mit dem Fuß an etwas hängen und stolperte. Krissina entglitt ihm, wirbelte herum und kam vor ihm auf dem Boden auf. Als sie sah, was da lag, entfuhr ihr ein langer Aufschrei. Yens sah, dass vor ihm der blutige Leichnam eines Dorfbewohners lag. Das groteske daran war, dass sein Körper wohl auf Bauchnabelhöhe durchtrennt worden war. Ihm wurde schlecht, doch wäre er umgedreht, hätten die Orks den Rest erledigt.
Er umschlang Krissina und drehte sie weg von dem scheußlichen Anblick. Doch sie schrie erneut, sodass er sich instinktiv selbst umdrehte und in ein schmerzverzerrtes Gesicht starrte. Ein Mann hing an der Wand von zahlreichen herausragenden Lanzen durchstochen. Sein Wams war blutdurchtränkt, sein Gesicht kreidebleich. Die Erbauer des Tempels hatten sich wohl alle Mühe gegeben, jeden Eindringlich für immer im Innern des Gewölbes zu behalten. „Bah, macht schnellerrrr.“, brüllte der barbarische Ork und sprang vor dem Tempeleingang auf und ab.
Das Mädchen fest umschlossen setzte er den Weg fort, versuchte nicht nach unten zu blicken und den modrigen, nunmehr unerträglichen Kadavergestank zu ignorieren, doch auch er merkte, dass er mit der Panik zu kämpfen hatte.
„Wir haben doch gar nichts getan.“, wimmerte Krissina. Den Blick noch immer nach vorne gerichtet und sich langsam vorausquälend legte Yens seine freie Hand auf ihren Hinterkopf und streichelte sie tröstend.
„Wer reinen Herzens ist, den lässt der Tempel bestimmt lebend entkommen.“, sagte er, obschon er selbst wusste, dass dies nirgendwo geschrieben stand.
Auf einmal verspürte er einen Windzug an seiner rechten Wange. Alarmiert blieb er stehen, drehte sich nach rechts herum um. Er glaubte einen Schimmer in der Dunkelheit erkennen zu können, doch bevor er näher darüber nachdenken konnte, wurde er auch schon auf den Boden geschleudert.
Da lag er nun und wusste nicht, was geschehen war. Er starrte verzweifelt auf die Seite. In dem wenigen Licht, dass sich so weit in den Tunnel verirrt hatte beleuchtete Krissinas Körper. Sie lag reglos auf dem Boden. Yens sondierte hektisch ihren Körper nach Verletzungen.
Er versuchte seinen Arm nach ihr auszustrecken, doch etwas war anders als sonst. Sein Arm wollte sich einfach nicht zu ihr bewegen. Nun sah er auch an sich herunter.
Schockiert stellte er fest, dass an der Stelle, wo zuvor sein rechter Arm gewesen war, lediglich eine große klaffende Wunde war, aus der ein dicker Blutstrom floss.
Er schrie auf und spürte sofort seine schmerzende Lunge, auf die wohl mehrere Rippen drückten. Sein Schrei wurde noch lauter, als er seinen Arm erkannte, der zerschlissen neben Krissina lag.
Was ihn getroffen hatte, erkannte er, als es wieder herausfuhr. Eine scharfe Klinge fuhr aus der Wand heraus gegen die gegenüberliegende Wand sauste.
Yens musste mit ansehen, wie seine Geliebte nur noch leise aufstöhnen konnte, bevor das Beil sie traf.
Verzweifelt richtete er seinen Blick zur Decke, zum Brüllen fehlte ihm die Kraft. Das letzte was er vernahm, bevor er die Augen sterbend schloss, war der gurgelnde Schrei Seeths.
„Zwei neue Freiwillige!“

„Ardun de’ Bordessa, seid ihr wirklich ein solcher Narr?“, sagte Marcos Skarwenger vorwurfsvoll und lief um den stämmigen Mann herum. Er presste seine Fingerspitzen aneinander und präsentierte die zahlreichen blitzenden Edelsteine an seinen dicken, beringten Fingern. „Dass du jemanden wie Daen von der Wall auf eine solche Mission schickst.“ Ardun drehte sich nun zu dem dicken Priester herum. „Es steht euch nicht zu, mich derart unter Kritik zu stellen.“, sagte er entrüstet. „Meiner Taten bin ich mir wohl bewusst, und jemanden wie Sir van der Wall würde ich niemals vorsätzlich in Gefahr führen.“ Skarwenger umfuhr den Stuhl auf dem der Herzog saß und starrte Ardun in die Augen. „Ihr wisst, ebenso wie ich, dass das Übel nicht aufzuhalten ist, das unser Land zu überschatten droht. Es sind nicht einfache, barbarische Orken, die in unser Land einziehen und Wanderer auf den Straßen überfallen. Es steht weitaus mehr dahinter. Es gibt jemanden, der die Orks kontrolliert.“, murmelte er und erhob den Finger in einer dramatischen Geste.
„Und eben darum sandte ich einen erfahrenen Kämpfer aus.“, rechtfertigte sich Ardun und fuhr von seinem Stuhl auf, sodass Marcos Skarwenger einen Schritt zurück machte. „Herzog Ardun, ihr wisst ebenso wie ich, dass keine Grenzreiterkohorte existiert, was ihr mit ihm und diesem räudigen Burschen vorhabt entzieht sich wohl meines Denkens, darum bitte ich lediglich um Aufklärung.“ Ardun machte einen Wink mit der Hand und schickte sich zum Gehen an. „Ich habe mich nicht vor euch zu rechtfertigen, auch nicht vor euch als meinem persönlichen Ratgeber, das sagte ich aber bereits. Ich fürchte nicht um das Leben van der Walls, ein Mann wie er wird mit jeder Gefahr fertig, und sei sie noch so garstig.“ Skarwenger schüttelte verwundert den Kopf und starrte dem sich aus der Kapelle entfernenden Herzog nach
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