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General
Nach langem warten geht es wiedermal weiter mit zwei neuen Episoden von Daen und CK-2578. Ich möchte weiters darauf hinweisen, dass Lob, Kritik oder Bewerbungen für die CdU bei uns IMMER gern gesehen werden. Meldet euch doch einfach bei einem der Chronisten, wenn ihr Lust habt mit zu machen. 
Daen:
Abschätzend sah Daen auf die übel zugerichteten orkischen Soldaten hinab, die sich unbehaglich und wütend knurrend in den Fesseln der Grenzreiter wanden und den umstehenden böse unheilverkündende Blicke unter ihren buschigen Augenbrauen zuwarfen. Der alte Ritter schmatzte einmal unwillig, trat auf den ersten Gefangenen zu und ging langsam in die Knie, so das sich sein Gesicht direkt vor dem Gesicht des orkischen Spähers befand. Lange sah er der tierhaften Kreatur in die Augen und versuchte – wie schon seit Jahrzehnten immerwährenden Krieges – diesen Hass zu verstehen und zu ergründen, der in allen orkischen Augen aufblitzte, wenn sie Menschen ansichtig wurden und mit einem lauten Seufzen erinnerte sich Daen an die wahrhaftig unzähligen Feldzüge gegenseitig zur Schau getragenen Hasses zwischen Menschen und Orks, jedes Mal Vorstösse wagemutiger Pioniere in fremdes Land, jedes Mal ein Massaker, gefolgt von einem Kreuzzug oder dem simplen Schrei nach Rache. „Nichtsdestotrotz – die Orks sind eine Plage und selbst den Göttern ein Unwillen!“, rief sich Daen die Worte seines Tempelobersten ins Gedächtnis und er nickte langsam. Das gutturale Grollen des Orkes vor ihm riss ihn aus seinen Gedanken und seine mächtigen Hauer hebten sich, als er in der Sprache der Menschen mühselig einige Worte formte: „Und nun, Kriegshäuptling der Menschen?“
Yoshua, der einige Schritte zurückgeblieben war und sich während der ersten Momente noch kaum am tief ausgeschnittenen Rückenteil des Kampfgewandes von Vidoria satt sehen konnte, hatte Probleme, diese Worte zu verstehen, die mit so vielen Knurrlauten unterlegt waren und so wandte er den Blick vom grazilen Rücken der Elfe ab und schritt auf den nächstbesten Ork zu.
„Soldat des Orkstammes! Ich setze dich hiermit darüber in Kenntnis, das du im Zuge einer kriegerischen Auseinandersetzung gefangengenommen wurdest.“, fing der Ritter mit deutlicher Stimme an zu sprechen, was die gefangenen Orken sichtlich erheiterte, denn zwischen verächtlichem Ausspucken war nun auch heiseres Lachen zu vernehmen.
„Nach den Gesetzen meines Ordens würde euch selbstverständlich kein Leid geschehen, Folter oder Misshandlung blieben euch natürlich erspart...“, sprach Daen weiter, doch einer der Orks lachte nun lauter und rief böse grollend. „Wir kennen die Gesetze deines Kriegsgeistes Rondra, alter Mann! Ehre ist die Schwäche der Menschen, ihre Gesetze sind dumm!“ Daen nickte langsam und nachdenklich und fuhr dann ungerührt fort: „...doch dummerweise seid ihr nicht meine Gefangenen, sondern die Gefangenen der Grenzreiter, die offiziell nicht einmal existieren und über keinerlei formelle Bindung zu regulären, königlichen Truppen verfügen.“
Einige Orks wurden stiller und Daen glaubte, wie der Krieger vor sich vor Anstrengung des Nachdenkens mit den Zähnen knirschte. Schließlich aber grinste er wieder breit und grollte: „Nun, Schmerz ist dem Ork nicht fremd. Egal wie sehr ihr uns foltert, wir bleiben stumm, schickt uns doch zu unseren Göttern, wir lachen nur über eure Mühen!“ Und damit spuckte er dem Ritter direkt ins Gesicht, was von johlendem Grölen seiner orkischen Kameraden gefeiert wurde. Daen tupfte sich mit einem Stück Stoff den eklig anmutenden orkischen Gunstbeweis aus dem Gesicht, als Einer der Waldläufer herantrat, dem Gefangenen brutal in die Seite trat und brüllte: „Du stinkendes Stück Mist! Ich will sofort wissen, was ihr in diesen Wäldern zu schaffen habt, warum seid ihr hier?“ Der Angesprochene knurrte unwillig und ließ die Stiefeltritte des Mannes scheinbar ungerührt über sich ergehen.
Yoshua war mittlerweile herangetreten und schüttelte den Kopf über den Streit, als er beschloss, die Fesseln der Gefangenen zu überprüfen, doch kaum näherte er sich dem ersten Ork, als dieser sich plötzlich umdrehte, laut brüllte und mit den gefesselten Beinen in die Luft sprang um sich auf den jungen Waldläufer zu werfen. Noch ehe der junge Mann sich vollkommen von seinem Schock erholt hatte, spürte er die kratzbürstige, schwielige und warzige Haut zweier Orkbeine um seinen Hals, während er mit dem Kopf im Schoß des Orkenkriegers lag, der meckernd lachte. Völlig verzweifelt und in panischer Angst versuchte Yoshua die Beinschere des Orken um seinen Hals zu sprengen, kratzte und schlug gegen die Beine, doch die stahlharten Muskelstränge des Kriegers schlossen sich nur noch enger um seinen Hals und langsam traten ihm die Augen aus den Höhlen, als er nach Luft rang.
„Ein Wort nur, und diese kleine Mistmade stirbt!“, knurrte der Ork und in den Gesichtern seiner Kameraden zeigte sich erstmals Hoffnung. Daen trat aus Pflichtgefühl einen Schritt näher heran und wollte vermitteln, als der Ork schnell die Beine enger zusammenzog und dem Waldläufer jeden Rest Luft aus den Lungen pumpte. „Noch ein Schritt näher und ich breche ihm das Genick!!“, brüllte der Krieger und die zuckenden Bewegungen Yoshuas erschlafften langsam. In Daens Kopf arbeitete es fieberhaft, blitzschnell ging er die Möglichkeiten und Optionen durch, seine Finger ballten sich zu Fäusten, er erwog, sich auf den Ork zu stürzen, doch spürte er eine fast väterliche Sorge um den jungen Mann, der gerade von den Beinen des Orks gewürgt wurde und hielt verwundert ob seiner Gefühlswelt inne.
Der Ork fixierte den alten Ritter mit dem flinken Blick seiner Schweinsaugen, dann grinste er triumphierend und spannte seine Muskeln, um den Waldläufer zu Boron zu schicken, als innerhalb von Bruchteilen von Augenblicken das Sirren einer Sehne zu hören und für Yoshuas dahinschwindenden Geist das Durchschlitzen der Luft zu hören war – gefolgt von einem Geräusch das klang, als würde eine metallene Pfeilspitze in Holz einschlagen und verwundert stellte der junge Mann fest, das er wieder atmen konnte und das sein Peiniger langsam und mit dem dümmlichen Gesichtausdruck des Entsetzens der Oberkörper des gefesselten Orks nach hinten kippte, wo der Pfeil, der in seinem Auge steckte, senkrecht in die Luft zeigte.
Schwankend stand Yoshua auf, sah durch einen blutigen Nebel mit weißen Schneeflocken durchsetzt einen arg besorgt dreinblickenden Daen und eine kalt lächelnde Elfe mit wunderschönem schwarzen Haar – dann wurde es ihm dunkel vor Augen und aufseufzend fiel er zu Boden.
Schnell stürzte der Ritter zu seinem jungen Gefährten und innerhalb weniger Augenblicke war auch Felicitas an seiner Seite, während ihre Schwester noch immer mit starrem Blick voll animalischem Hasses auf die Leiche des Orks blickte und langsam ihren gespannten Bogen senken ließ, auf dem bereits wieder ein Pfeil eingelegt war.
Der Ritter van der Wall riss die Tunika auf und betrachtete die bleiche – mit Abschürfungen verunzierte Haut des Mannes und spürte ein unbestimmtes Gefühl der Trauer, das sich erhärtete, als er die bleichen Lippen des Waldläufers sah und keinen Atem mehr spürte.
Von schlimmer Sorge erfüllt biss er sich auf die Unterlippe, während die Elfenpriesterin neben ihm einen Gesang anstimmte und ihre schlanken grazilen Finger über Hals, Brust und Gesicht des jungen Waldläufers wandern ließ.
Yoshua wandelte im Dunkel, er spürte, das Etwas seinen Hals durchtrennt hatte und während er wusste, das er durch die alles verzehrende Schwärze rannte, konnte er doch seine Beine und seinen Körper nicht spüren. Er wollte schlafen und vergessen und es schien ihm eine gute Idee, sich auf der Stelle in die Dunkelheit zu betten um bis in die Ewigkeit zu ruhen, doch er hörte leisen Singsang einer wunderschönen weiblichen Stimme und konnte sich nicht erinnern, Jemals etwas so wunderschönes gehört zu haben. Er wollte wachbleiben, um diesem Gesang weiter zu lauschen, doch er spürte, wie ihn die bleierne Müdigkeit abermals mit dem Wunsch nach ewigem Schlaf übermannte und er sank langsam auf die Knie. Lächelnd und zufrieden wog er seinen Oberkörper im Takt der unhörbaren Melodie des weiblichen Gesanges und schreckte auf, als der Gesang nun lauter und näher schien und in der Dunkelheit wurde ein Licht geboren, ein kleiner Funke nur, der rasch größer wurde und sich als zierliche kleine weibliche Gestalt entpuppte, die große Ähnlichkeit mit der wunderschönen Vidoria hatte, doch Gutmütigkeit auf dem Gesicht zeigte, wo man bei der dunkelhaarigen Elfe nur Arroganz fand, und Liebe in den Augen wo Vidoria nur Härte kannte. Die handtellergroße Elfe schien schweben zu können und wob mit dem Licht ihres leuchtenden Leibes faszinierende Muster in die Dunkelheit und er spürte, das es eine gute Idee wäre, dem Schauspiel noch wenige Augenblicke beizuwohnen, wurden die Bewegungen der Gestalt rasch schneller und die Muster immer komplexer. Schließlich hielt die schwebende weibliche Gestalt erschöpft inne und der junge Mann sah nun, das ihr daumennagelgroßes Gesicht direkt vor seinen Augen schwebte. In ihrem Blick lag eine solche ausdrucksstarke Liebe, das es den jungen Mann fast zu Tränen rührte und er lächelte die Erscheinung scheu an, die sich langsam von ihm entfernte, dann urplötzlich in die Luft sauste und mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles auf ihn zuschoss, direkt auf seine Brust zuhielt und mit dem Gefühl glutvoller und schmerzhafter Hitze in seiner Brust verschwand, wo der Schmerz in seinem Herzen zu explodieren schien und er schrie jämmerlich - schlug die Augen auf und erblickte in unglaublicher Schärfe das mehr als wütende Gesicht des Ritters Daen van der Wall, dessen Wappenrock über und über mit Erbrochenem besudelt war, das auch auf seiner Brust und Tunika zu finden war, doch sein Blick wurde gefangengehalten von einer schlanken Gestalt in den Armen von Vidoria – Felicitas, die Zwillingsschwester der schönen unnahbaren Elfe, die bleich und erschöpft von ihr weggetragen wurde, nachdem Vidoria ihm noch zugeflüstert hatte: „Ich habe deinen Körper gerettet, Felicitas deine Seele! Rechne damit, das du uns Etwas schuldig bist!“
Und damit wandte sie sich ab und bettete den Leib ihrer zitternden Schwester auf weiches Moos, während Daen Yoshua schmerzhaft an seinem linken Ohr hochzog und ihn mit kaum unterdrückter Wut anfunkelte: „Was, was hast du dir dabei gedacht? Denkst du, das ist ein Spiel, Junge? Du bist nicht mehr in deinem Wald, die Zeiten deiner Herumtreiberei sind endgültig vorbei, also verschwinde bloß aus meinen Augen, bis die Reise weitergeht! Felicitas, es hätte...,“ er rang mühsam nach Worten, atmete dann tief durch und ließ den vor Schmerz leise seufzenden jungen Mann los. „Geh dich am Fluss waschen, dann nehmen wir die Orks mit ins Lager!“, befahl er und Yoshua schlich wie ein geprügelter Hund Richtung Fluss davon.
Daen drehte sich um und bereute seine Härte sofort, doch der Geruch des Erbrochenen ließ ihn würgen und seine Angst um Felicitas hatte ihn barsch werden lassen, wofür er sich schämte. Er wollte sich gerade umdrehen, um sich zu entschuldigen, als er sah, das die gefangenen Orken allesamt dem Mann hinterher glotzten, der sich gerade im Fluss dabei war zu waschen und ihre Anspannung war förmlich greifbar.
Verwundert kniff der Ritter die Augen zusammen, als Yoshua vom Fluss ein überraschtes Keuchen hören ließ und eine braune Reitertasche aus dem Uferschlamm fischte.
Die Orks wanden sich in ihren Fesseln und Daen musste unwillkürlich lächeln. „Vielleicht hatten die Glückgötter doch ein Einsehen mit diesem jungen Narren!“, dachte er bei sich und hoffte, das er auf die Grausamkeiten einer Folterung orkischer Soldaten nun verzichten konnte. Die Orks schienen mittlerweile wild und brüllten herum und grunzten sich auf orkisch zum, als der junge Mann, halbnackt und mit nassen Haaren, auf den Ritter zurannte und schnell schloss sich ein Kreis aus Waldläufern und Grenzreiter um die Beiden, als Daen die Tasche öffnete und eine Karte herausholte, auf der eine Stelle dick mit Kerzenwachs markiert war.
„Der Druidentempel!“, hauchte einer der Waldläufer – ein bärtiger Veteran mit Augenklappe – ehrfürchtig und ein Jüngerer fiel ein: „Was wollten die Orks denn dort? Bis auf die Dareos-Statuen gibt es dort doch Nichts außer Efeu und moosbewachsenen Steinen?“
Doch der alte Ritter hörte den Disput der beiden Grenzreiter nicht, da er wie hypnotisiert in einen funkelnden Stein blickte, der sich ebenfalls in der Tasche befand. Er erwachte erst wieder aus seiner Trance, als Yoshua ihn sanft in die Seite stieß.
„Was habt Ihr gesehen?“, fragte vorsichtig, konnte er nicht um die Laune des Ritters wissen, doch Dieser legte freundschaftlich seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes und meinte nachdenklich: „Ferne Welten, ewige Weiten und ein – Praios vergib mir – verdammt hässliches menschliches Antlitz!“
Die vier Flüchtlinge rannten, bis ihnen die Lungen brannten und sie sich keuchend auf das weiche Moosbett und dem Nadelteppich des Waldes ausruhen mussten.
Die letzten Teil der Strecke musste Vintal sogar getragen werden, da der seltsame Drachenmensch keinen Fuß mehr vor den Anderen setzen konnte, so sehr hatte ihn das Fliegen die letzten Stunden ausgelaugt und angestrengt.
Schon als er über die Mauer flog, um das Seil zum Klettern für die Anderen festzumachen, spürte er, das er es übertrieben hatte und sein unreines Erbe es ihm mit schrecklichen Gliederschmerzen und einer bleiernen Müdigkeit vergelten würde.
Repko lag vollkommen durchnässt vom Schweiß auf dem Boden und wischte sich mit dem verdreckten Hemdsärmel über das Gesicht, während er Göflington böse – jedoch unbeachtete – Blicke zuwarf, da er sich gerade rührend um Diara kümmerte, ihr aus Tannenzweigen ein kleines Kissen bastelte und seinen Umhang ihr als Decke reichte.
Repko hingegen lag mit dem Kopf auf dem Bauch des vor Erschöpfung dösenden Vintals und verfluchte das Gewicht des seltsamen Unbekannten, den zu tragen und zu stützen sich Göflington geweigert hatte und nun, da er sah, wie selbstlos sich Göflington um die hübsche Hexe kümmerte, konnte er diese Weigerung auch verstehen – jedenfalls aus der Sicht eines kindisch eifersüchtigen Halbwüchsigen.
Seufzend stand der massige Mann auf und beschloss, sich erst einmal zu erleichtern, danach würden sie etwas essen und dann weitersehen, immerhin schien ihre Flucht gelungen zu sein.
An seiner Wollhose herumnestelnd verschwand Repko im Unterholz.
Göflington indessen bemerkte weder das Verschwinden Repkos, noch die bösen Blicke aus den halbgeschlossenen Augen Vintals, der sich kaum bewegen konnte und der ob seines normalerweise eher heißen Drachenblutes hier am kalten Waldboden stark fröstelte und zitterte – auch wenn ihm der begehrliche verliebte Blick Göflingtons und seine ständigen Streicheleien über Arme und Wange Diaras fast ohnmächtig vor Zorn werden ließen, zumal Diara seinen dummdreisten verliebten Bernhardinerblick kokett erwiderte. Dann jedoch blickte sie an ihm vorbei und sah den herumliegenden Vintal, der sich gerade stöhnend aufzurichten versuchte und eilte zu ihm.
Sie kam jedoch nicht weit, denn direkt vor ihr schlug plötzlich der laute Ruf „Verdammte Scheisse!“ wie eine Katapultkugel ein und plötzlich stand Repko vor Vintal, Göflington und Diara – mit heruntergelassenen Hosen und bleichem Gesicht.
„Was...was hast du?“, fragte Vintal verwirrt und Repko, der noch immer ungläubig glotzte, murmelte: „Ich habe gerade eine Statue Dareos angepisst, die mitten im Wald stand...ich dachte, es wäre ein Stein...!“
„Eine Statue Dareos?? Mitten im Wald?“, hakte Diara nach und die Drei blicken Repko neugierig und verwundert an, der gerade seine Hose wieder hochzog.
CK-2578:
Die Flammen zehrten schnell von der ihr gebotenen organischen Masse, ebenso schnell wie das reinigende Feuer der Erwählten des Dareos falsche Lügen und Dämonen aus Ketzern und Anbetern des Brudermörders austrieb, auf dass sie Vergebung im Tode finden würden. Inquisitor Eiskenderans Augen glitzerten fiebrig, als er die schmierigen Ascheklumpen musterte, die das Feuer zurückließ. Vage war er sich des Inquisitornovizen Mangar bewusst, der das Lager der Vollstrecker Dareos abseits der Stadt bereits vor der Gefangennahme der Ketzerin mit seinen frisch angeworbenen Rekruten für die Dienste des Gottkönigs aufgesucht hatte.
„Sehet dies und wisset, Mangar, dass der Wille des Dareos sie alle ereilen wird...“, intonierte er leise.
„Ja, Inquisitor. Die Weisheit des Dareos erleuchtet uns...“
Exekutor Valerian unterbrach ihren kurzen Wortwechsel, als er mit hochrotem Gesicht und gekleidet in die prächtige Rüstung eines Exekutors, deren purpurner Umhang mit der goldenen Sonne der Vollstrecker bestickt war, vor sie trat und offenkundig von einer höchst destruktiven Laune getrieben wurde.
„Mein Exekutor...?“, fragte Eiskenderan vorsichtig und bemerkte ernüchtert, wie Novize Mangar im Begriff war, sich ein paar Schritte zu entfernen.
„Ihr bleibt hier, „Protektor des Wahren Glaubens“...!“, bellte der Exekutor, auch wenn seine Stimme bei der Bezeichnung des Novizen deutlich mit Spott gezeichnet war, da Mangar besonders unter den Soldaten und in seinen Augen „ordinären“ Vollstreckern einen äußerst schlechten Ruf hatte, seit er zur Legion Valerians gestoßen war.
„Und nun zu Euch, Inquisitor... und zu Euren Eigenmächtigkeiten...“
Eiskenderan wurde merklich bleicher. Er hatte gehofft, den Exekutor mit der Verbrennung dieser einigermaßen zu besänftigen- ein Irrglaube.
„Mein Exekutor, die Säuberung der Stadt hat sich als... schwierig erwiesen...“
Ein raubtierähnliches Lächeln erschien auf den Zügen des für einen Exekutor noch relativ jungen Mannes, doch es war ein vor Hohn triefendes Lächeln, welches Eiskenderans Eingeweide gefrieren ließ. Der Inquisitor erwiderte diesen Blick dennoch trotzig. Was wagte es dieser ordinäre Vollstreckersoldat, auf diese Art und Weise mit einem Erwählten des Dareos zu sprechen?
„Das kann ich mir vorstellen, Inquisitor, zumal sie ohne meine Genehmigung geschah. Es war ein törichter Schachzug, Eure Adepten in die Stadt zu führen... sie sind bei weitem keine Soldaten.“
„Mein Exekutor, dem ketzerischen Treiben in der Stadt musste ein Ende be...“
„Aber nicht auf Kosten meines Auftrages!“, unterbrach Valerian ihn scharf und hatte seine geballte Faust urplötzlich in beängstigende Nähe zu seinem Schwert dirigiert. „Ich weiß, dass der Hochinquisitor Euch zu seinem...“ Er suchte nach einer passenden Bezeichnung. „Spürhund in dieser Stadt gemacht hat, aber dies bedeutet nicht, dass ihr die Adepten dieser Legion für Eure Zwecke einspannen dürft wie es Euch passt.“
„Ich... bitte um Vergebung, Exekutor“, erwiderte Eiskenderan zähneknirschend. Noch war es Valerian, dem die Obrigkeit oblag, und der Inquisitor wusste es. Nachdem er in der Stadt versagt hatte, würde es wahrscheinlich auf ewig so bleiben...
„So, tut ihr das? Die Legion wird ihren Weg fortsetzen- weiter zur Grenze!“
Eiskenderan öffnete protestierend seinen Mund.
„Mein Exekutor, ein Teil der Adepten sind noch in der Stadt auf der Suche nach dem Drachenbastard und seinen ketzerischen Helferin...“
„Ich weiß, Eiskenderan.“ Der Exekutor grinste selbstgefällig. „Deswegen werdet Ihr mit dem Protektor auch hier bleiben.“
Hinter sich vernahm Eiskenderan ein scharfes Luftholen.
„Habt ihr etwas zu sagen, Mangar? Dann schweigt gefälligst. Ihr habt Euch diesen Zusatzdienst durch Eure Unfähigkeit die Adepten bei meiner Legion zu behalten selbst zuzuschreiben...“
Abrupt wandte er Exekutor sich mit wallendem Umhang ab und ging in Richtung einer Gruppe ähnlich gepanzerter Männer, die ihre purpurn geschmückten Schlachtrösser bereits vorbereitet hatten- eine Phalanx, die die persönliche Leibgarde des Exekutors darstellte. Nun bemerkte Eiskenderan, dass im gesamten Lager die Zelte abgebrochen wurden- lediglich der Scheiterhaufen der Hexe blieb unangetastet. Wütend ballte er seine Fäuste.
„Wenn ich diese Ketzer finde, lasse ich sie die glühenden Eisen spüren...“, knurrte Mangar hinter ihm. Eiskenderan wandte sich spöttisch um.
„Glaubt Ihr, wir kriegen sie noch? Glaubt ihr, Eure Adepten sind noch am Leben?“
„Was...?“ Die Stimme des Novizen klang ehrlich erschüttert.
„Dieser Drachenmensch und seine Begleiter sind Ausgeburten des Brudermörders... Eure Adepten mögen zwar die Lehren des Dareos und die Kunst der Bekehrung erlernt haben, aber gegen Klauen und blanke Schwerter hilft das nichts. In dieser Beziehung hatte Valerian recht...“
„Und was sollen wir dann ausrichten können, Bruder?“
„Abwarten, Mangar...“ Der Inquisitor tastete nach seinem in der Scheide steckenden Schert. „Abwarten...“
Drei Stunden später, immer noch begleitet durch das milchige Mondlicht der Nacht, ritt eine beeindruckende Kolonne wie ein purpurner Wurm gen Osten, angeführt von einer Gruppe Reiter, hinter denen die purpurn gekleideten Fußsoldaten im Staub der Hufe folgen mussten, ihre Marschformation ab und an durchbrochen durch einen der von jeweils zwei Pferden gezogenen Wagen. An der Spitze seiner Legion ritt, umringt von seiner Leibwache und begleitet von seinen Unterführern und Beratern, Exekutor Valerian und blickte nachdenklich zum Horizont. Das langsam verbrennende Gesicht der wie wahnsinnig kichernden Hexe wollte nicht aus seinen Gedanken weichen, ihre ketzerischen Worte hatten sich tief in seiner Seele festgesetzt. „Du wirst sterben, heute Nacht, durch die Hand einer Frau...“, hallte ihre keifende Stimme durch seinen Kopf und ließ ihn erschaudernd zum sinkenden Mond blicken. Die lange Nacht war nun fast vorüber... wahrscheinlich hatte sie in ihrer Verzweiflung Unsinn geredet. Schließlich gewährte Dareos den Ungläubigen keine Visionen, ganz gleich, welcher verderbten Zauberkraft sie sich bedienten. Ein siegessicheres Grinsen erschien auf den Zügen des Exekutors. War seine Legion erst am im Schatten versunkenen Gebirge, würde er reichlich Ruhm ernten und die Worte der verwirrten Hexe würden vergessen sein...
Astiroths Miene verhieß Unheil. Er hatte von diesem trostlosen Kontinent bereits jetzt, nach der kurzen Zeit, die sie durch die sonnen- und sandsturmgepeinigten Straßen Calaadors gehastet waren, genug und nicht mehr die Nerven, sich mit Unsinn brabbelnden und schmutzigen Eingeborenen auseinander zusetzen. Der sehnige Arm des Mannes schoss hervor und seine kräftigen Finger legten sich unbarmherzig um die Kehle dieses Stey Greal, der daraufhin erstickt zu keuchen begann und hektisch mit den Beinen zappelte.
„In die Worte meines halbelfischen Begleiters darfst du nicht zuviel Vertrauen setzen“, knurrte er und ignorierte dabei Trigarams hochgezogene Augenbraue. „Also... wer bist du, oder willst du dieses Zimmer Häppchenweise als in der Sonne bratendes Dörrfleisch verlassen?“
„Nicht verstehen, nicht verstehen...“, stammelte die Kreatur hektisch. „Stey Greal will helfen, ja, helfen...“
„Helfen? Uns?“ Nun war auch Trigarams Blick durch Misstrauen gefärbt. „Wobei wollt Ihr uns helfen?“
„Suchen und finden...“, antwortete Greal mühsam, dessen Luftröhre offenbar immer weiter eingequetscht wurde. Missmutig lockerte Astiroth den Druck ein Stück, was mit einem pfeifenden Luftholen des dürren Mannes belohnt wurde.
„Suchen... den Schatzzzzz...“
„Welchen Schatz?“, versetzte Astiroth ungehalten.
„Wartet, Astiroth...“, warf Trigaram rasch ein. „Er könnte unser Kontaktmann sein...“
„Ja!“, stimmte Stey Greal begeistert zu. „Kontakt...“
Der eisige Blick Astiroths brachte ihn wieder zum Schweigen, ehe dieser sich unwillig zum Dunkelelfen umwandte.
„Wir mögen diesem... Kaiser zwar misstrauen, aber meinst du, dass er... von Sinnen ist und uns einen geistig Invaliden zur Hilfe schickt?“
Trigaram schnitt eine Grimasse und wandte sich wieder an Stey Greal, der sich in Astiroths Griff höchst unwohl zu fühlen schien.
„Ihr wisst, wo wir den... Schatz finden können?“
„Jaa... jaaa... Stey Greal weiß... tief in der Wüste, weit weg von hier...“
Der Dunkelelf seufzte ergeben.
„Lass ihn los, Astiroth.“
„Was? Das kann doch nicht dein Ernst sein...“
„Ich sagte lass ihn LOS.“ Die Stimme des Dunkelelfen hatte urplötzlich eine Schärfe angenommen, die Astiroth dazu veranlasste, dem Befehl impulsiv Folge zu leisten. Theatralisch schnappte Stey Greal daraufhin nach Luft und rieb sich übertrieben am Hals. Astiroths Blick hätte in diesem Moment den besten Wein im Glase trüben können.
„Dunkles Wesen weise, oh ja, weise...“
„Genug davon. Du sagst du kennst den Weg, also wirst du ihn uns zeigen, richtig?“
Ein eifriges Nicken war die Antwort.
„Gut... morgen brechen wir auf. Bis dahin bleibst du hier.“
„Hier, dunkles Wesen?“
„Ja, hier...“
Trigaram machte sich daran, die Tür des Raumes zu verriegeln. Astiroth bedachte den sonnenverbrannten Mann indes mit einem angeekelten Blick.
„Ich will hier keine Überraschung erleben...“, murmelte Trigaram und tauschte einen bedeutungsschweren Blick mit seinem Begleiter...
Gruß
-Tq-
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