Wonneproppen...
Einen schönen guten Vorabend
Mit Freude präsentiere ich zwei weitere Episoden der "Dareos Saga". Diese stammen heute das der Feder meines guten Freundes Daen vom Clan und meines ebenso guten Freundes Ck-2587
Viel Spass wünsche

Die Chronisten der Unterwelt

Daen vom Clan:
Missmutig stapfte Daen van der Wall durch den fast knöcheltiefen Matsch der Strasse, die durch den schon seit Tagen stetig herabprasselnden Regen sich vollkommen aufgeweicht hatte. Der scharfe Wind hatte zahlreiche Äste abgerissen und auch Bäume umgeworfen, die in dem tiefen Schlamm für das Pferd des Ritters oftmals eine verdeckte Gefahr darstellten, so das sich der Streiter des Herzogs entschieden hatte, auf ein würdevolles Auftreten zu verzichten und das Pferd lieber vorsichtig durch diese Schlammwüste zu führen.
Er blickte konzentriert den Horizont entlang und war sich abermals sicher, das er aus den Augenwinkeln immer wieder Schatten ausmachen konnte, doch wann immer er seinen Kopf ruckartig bewegte, um die Phantome zu fixieren, entfleuchten sie blitzartig aus seiner Sichtweite und diese drohende Gefahr nagte an ihm, denn das unebene, felsige und immer wieder von großen Waldstücken durchsetzte Gelände – das Geistersteppe genannt wurde – bot abertausende Möglichkeiten für einen Hinterhalt und schon wieder ruckte der Kopf des alten Ritters herum, während sein Herz ihn zur ruhe gemahnte.
„Sie folgen uns schon seit drei Tagen!“, kam die Stimme von Yoshua urplötzlich aus einer Baumkrone und der Ritter bemerkte erstaunt, wie sich eine von oben bis unten schlammbespritzte Gestalt aus der Baumkrone löste, wo sie vor wenigen Augenblicken durch regungsloses Verharren noch unsichtbar wirkte und der junge Waldläufer fuhr fort: „Fußspuren im Schlamm der Ostfurt gestern Abend, ein heruntergebranntes Lagerfeuer mit warmer Asche und verschlungene Zeichen aus geflochtenem Gras während unseres Weges lassen für mich nur einen Schluss zu.“ Yoshua holte tief Luft und sprang vom Baum, während Daen unbewusst die Arme ausbreitete und den jungen Mann geschickt auffing und ihn sanft zu Boden setzte. Beide sahen sich kurz und verwundert über diesen spontanen Freundschaftsdienst an, die Augenbraue des Ritters wanderte steil nach oben, doch dann grinsten beide unwillkürlich, doch sofort wurde Daen wieder ernst: „Was denkst du, Waldläufer Yoshua, wie ist deine Einschätzung der Lage?“ Yoshua zerrieb gerade ein paar getrocknete Brocken des Schlammes seiner Tunika zu Staub und meinte dann vorsichtig: „Ich denke, wir haben eine größere Orkpatrouille aufgescheucht und eingeholt, die daraufhin begonnen hat, einen Bogen zu laufen um uns in den Rücken zu fallen. Das Problem ist Oskabyr und...ah....eure Lordschaft, die deutliche Spuren auf dem Schlamm hinterlassen,“, wand Yoshua sich verlegen, doch ließ Daen sich diesen deutlichen Vorwurf mit keiner Regung anerkennen und legte nur kurz den Arm auf die Schulter des jungen Mannes und lobte: „Gut aufgeklärt, Kundschafter, weiter so, dann erlebst du eines Tages vielleicht sogar ruhige und friedliche Zeiten.“ Yoshua grinste kurz frech und sah den Ritter erwartungsvoll an. „Nun gut, wenn diese Schwarzpelze also eine Konfrontation suchen, dann will ich sie nur ungern enttäuschen - das Versteckspiel behagt mir ebenso wenig die Tatsache, ein Gejagter zu sein und so werden wir die Fronten am schnellsten geklärt haben!“, erklärte er ruhig und Yoshua traten fast die Augen aus den Höhlen vor Überraschung: „Ein...wir greifen sie an? Ein Hinterhalt?“ „Selbstverständlich und Nein!“, zischte Daen und zog leise scharrend sein alt gedientes Langschwert aus seiner Scheide. „Wir stellen sie, ja, aber es wird kein Hinterhalt. Ein ehrlicher Kampf, der komplett auf Hinterlist verzichtet.“, meinte er gutgelaunt und der Waldläufer fragte sich einen Moment ernsthaft, wie der Ritter auf die Idee gekommen war, das die Orks ehrenhaft und ohne List kämpfen würden, biss sich aber auf die Zunge und schluckte die Frage herunter. Schließlich nickte er stumm und bespannte seinen Langbogen, den er unter dem gütigen Lachen des Ritters und bei der Zurschaustellung seiner hochroten Ohren vom Herzog geschenkt bekommen hatte und mit prüfender Miene glitt sein Blick den ersten Pfeilschaft entlang, der erstklassiger Verarbeitung war.
Daen hingegen stellte sich breitbeinig in die Mitte des Weges, suchte sich sicheren Stand und hielt sein tränenförmiges Holzschild vor sich und das Schwert geschultert.
Yoshua konnte nicht umhin, diesen Anblick zu bewundern, wenngleich auch der Regen das wallende weiße Haar des Ritters feucht an seinen Schädel klebte und auch seine Bartspitzen her traurig nach unten hängten, doch der grimmige und doch entspannte Blick des alten Kriegers machten den Eindruck eines nassen Hundes zunichte und obschon Yoshua sich im Vertrauen nur schlechte Überlebenschancen gegen den orkischen Haufen ausrechnete, unterdrückte er den Impuls, wegzulaufen, wobei ihn sein Mut selbst überraschte und er sich vornahm, später darüber nachzugrübeln, denn just in diesem Moment schob sich ein Ork in ihr Blickfeld – ein kleiner drahtiger Körper in kurzem struppigen und schmutzigem Fell, der nur in einen Lendenschurz gekleidet war und seinen Blick auf den Boden geheftet hatte, wo er der Hufspur des Pferdes und den Stiefelabdrücken des schweren Schuhwerks des Ritters zu folgen schien. Vollkommen von seiner Aufgabe eingenommen, bewegte sich der schlanke Kundschafter der Orks fast kriechend auf die Beiden zu und der Blick des Ritters wurde eiskalt. „Im Namen der Krone – nennt mir Euer Begehr, Herr Ork!“, rief der Ritter und der Kopf des Orken ruckte hoch – in den Augen die pure Überraschung und in einer gutturalen Sprache bellte er einige Laute, während er sich rückwärts springend in den nächsten Busch verabschiedete.
„Euch will ich lehren, mich einen Mammut-Arsch zu nennen, orkischer Hundsfott!“, schrie Daen van der Wall und ging schnellen Schrittes auf den Busch zu, als plötzlich aus einigen Büschen am Weg vier große Gestalten heraus brachen und wild schreiend ihre schartigen und rostigen Waffen schwangen, wie Daen mit dem Blick des geübten Ritters feststellte und während er zu Ehren der Göttin sein Schwert melodiös auf seinen metallenen Schildrand sausen ließ, rief er: „Im Namen Rondras, Bogenschützen – Pfeile los!!“
Yoshua, der seit Beginn des Aufeinandertreffens konzentriert auf den größten Ork gezielt hatte, wurde aus der Konzentration gerissen, als die harsche Stimme des Ritters an sein Ohr drang und noch ehe er sich wundern konnte, warum der Ritter bezüglich der Bogenschützen in der Mehrzahl sprach, ließ er den Pfeil von der Sehne schnellen, der sich in das Bein des ersten Orks bohrte, der davon allerdings eher unbeeindruckt weiterstürmte, sein Bein jedoch überlastete und wie ein überdimensionales Katapultgeschoss auf den Krieger zustolperte.
Yoshua schalt sich einen Narren, zu glauben, das ein Kampf wie eine Jagd wäre, und er nahm sich vor, schneller zu sein. Gewandt griff er in seinen Köcher und angelte mit den Fingern nach einem weiteren Pfeil.
Daen erwartete den Ansturm des großen Kriegers, der bereits eine Pfeilwunde durch Yoshua davongetragen hatte mit ruhigem Standbein, plötzlich sauste sein Schild nach oben und gegen den Kopf des Orks, doch noch ehe der harte Metallrand den Orkschädel traf, schlug der gewaltige Verfolger mit seiner Axt nach dem Ritter und durch Daens Arm fraßen sich Höllenschmerzen, als sein Schildarm mit der Wucht des parierten Hiebes konfrontiert wurde. Sein Langschwert zuckte nach vorne, über das Schild hinweg und schrammte über den Axtstiel des barbarisch anmutenden Orken und bohrte sich schließlich in dessen Brust. Aufjaulend ließ der Krieger sich nach hinten fallen und Daen riss schnell sein Langschwert heraus, wechselte die Fuß-Stellung wie nach dem Lehrbuch in eine offensive Radromtaler Kampfstellung und beschrieb mit Schild und Schwerte eine undurchdringliche Einheit aus rotierendem Stahl und harten Holz, die genau so lange vorhielt, wie die drei anderen Orkkrieger an Zeit brauchten, sich vom Tod ihres Kameraden zu erholen und mit gewaltigen Hieben aus Streitäxten und Keulen schlugen sie auf den Ritter ein, der sich mit größter Kraftanstrengung noch immer verteidigen konnte, dabei unablässig Schmähungen und Hochrufe an die Göttin des Krieges schmetterte.
Yoshua nahm sich diesmal Zeit und der Blick seiner sanften grünen Augen wanderte den dunklen Pfeilschaft entlang, zog Bahn über die Eisenspitze und beschrieb eine gerade Bahn in den Nacken eines stämmigen Orks, der eine schmutzige Lederrüstung trug und während Yoshua langsam in die Knie ging, ließ er abermals die Sehne schnellen und der Pfeil traf mit dumpfen Ton den Nacken des Kriegers, der sich betont langsam herumdrehte und aus blutunterlaufenen Augen den jungen Waldläufer anstierte, seine schwere Axt anhob und Diese mit letzter Kraftanstrengung nach dem jungen Mann warf, ehe er mit dem Gesicht voran tot in den Schlamm fiel. Yoshua hielt vor Entsetzen die Luft an und warf sich seitlich auf die Seite, als die Axt kreisend an seinem Schädel vorbeisauste – so nah, das er das Rotieren des schweren Stahls förmlich hören konnte und mit fliegenden Augen sah er dem improvisierten Wurfgeschoss nach, das sich in einen Baum hinter ihm bohrte und einen völlig entsetzten Kundschafter-Ork sich zu Boden werfen ließ, der sich allem Anschein nach in den Rücken des Bogenschützen schleichen wollte. „Phex sei gepriesen!“, murmelte Yoshua und zog schnell sein Jagdmesser aus seiner Lederscheide und war hin- und her gerissen zwischen dem Impuls wegzurennen und sich dem Ork zu stellen. Dieser jedoch grinste ihn böse mit schwarzgrauen und verkrüppelten Zähnen an und seine Finger beschrieben die Bewegung, die man machte, wenn man Jemandem androhte, ihm die Kehle aufzuschlitzen und Yoshua schluckte schwer, ließ den Dolch fallen und rannte so schnell er konnte in den Wald hinter ihm, als er aus Angst zurückblickte und sah, wie Daen nur noch schwerfällig sich gegen zwei Orks behauptete, während ein weiterer Angreifer bereits mit abgeschlagenem Kopf in seinem Blute lag und noch während der Waldläufer die Götter um Mut anflehte, war das Sirren mehrere Bogensehnen zu hören und einige todbringende Geschosse bohrten sich in die breiten Rücken der Orks. Maskierte Krieger in dunklen Erdtönen rannten aus dem Wald und bohrten ihre schlanken Klingen in die röchelnden Orks, während Daen schwer atmend an einen Baum gelehnt stand und sich das Blut aus den Augen wischte.
„Wer – in Rondras Namen - seid ihr? Gebt euch zu erkennen!“, forderte er mit matter Stimme und ein Mann vor ihm schlug die Kapuze seines Mantels zurück und ein menschlich anmutendes Gesicht mit langen, verfilzten strohblonden Haaren kam zum Vorschein, ein schiefes Lächeln stahl sich in das Gesicht des Mannes und er antwortete: „Im Frieden würde man uns Strauchdiebe nennen, nun aber da wir im Krieg sind – wir sind die Grenzreiterkohorte!“
Nun lächelte auch Daen – jedoch freudlos, wie Yoshua durchaus registrierte, als er eine wunderschöne Bogenschützen sah, die gerade ihre Klinge an der Leiche eines Orks abstreifte, ebenfalls ihre Kopfbedeckung vom Haupte zog und rabenschwarze lange Haare wie Seide ein blasses, doch majestätisches Gesicht umspielten und während ihm die unbekannte Schöne kurz zunickte, konnte er ihre spitz zulaufenden Ohrmuscheln erkennen.
„Eine Elfe!“, murmelte er, während sein ritterlicher Kamerad seufzend „Vidoria“ murmelte.

„Mich können sie nicht täuschen!“, dachte Herzog Ardun bitter und seine Augen – schwer vom Alkohol und benebelten Blickes – wanderten durch den Raum, welcher die Waffenkammer seiner Burg darstellte und mit schleppenden Schritten durchmaß er abermals den Raum, um sich zum wiederholten Male von einer Weinkaraffe seinen goldenen Pokal einzuschenken.
„Die...Sie...Diese Streiter Dareos....wollen Etwas verheimlichen....MIR etwas verheimlichen!“, proklamierte er mit vorwurfsvoller Stimme seinem Spiegelbilde und murmelte weiter: „Mich glauben machen, es gäbe keine Gefahr....!“ Er seufzte schwer und ließ sich auf ein Fell am Boden plumpsen: „Warum...warum...“, sinnierte er, „leugnet die Kirche die Existenz der Grenzreiter...was haben diese Männer und Frauen herausgefunden und unter welchem Kommando...stehen sie nun....?“, lallte er halblaut seinem Spiegelbild zu, während draußen ein lästerlich fluchender Skarwenger durch das Burgtor ritt, um dem Herzog einen Brief seines Hochgeweihten des Dareos zu bringen – ein Brief, der – wie Skarwenger fürchtete – keine guten Neuigkeiten verhieß.


CK-2587:
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis die orangefarbene und später blutrote Scheibe der Sonne ihre letzten Strahlen auf die dunkel, wie ein unnatürliches Geschwür an der Küste sitzende Hafenstadt und ihre schwarzen, hohen Mauern und qualmenden Schlote geworfen hatte. Jetzt, da das schwindende Sonnenlicht alles in ein der Beleuchtung nicht ausreichendes Zwielicht tauchte, erwachten in der Stadt Fackeln und andere Leuchtkörper zum Leben, die die Stadt und ihre beeindruckende Silhouette deutlich vor den zwei in einer verkommenen Baumgruppierung untergekommenen Gefährten sich abzeichnen ließen.
„Es wird Zeit zum aufbrechen... doch die Torwache wird so oder so Notiz von uns nehmen“, knurrte Astiroth in Trigarams Richtung, der gedankenverloren auf die Befestigungen geschaut hatte.
„Wenigstens die Torwache sollte dem Kaiser ergeben sein...“, entgegnete dieser abwesend. „Ansonsten müssten wir uns nicht weiter an seinen Auftrag gebunden fühlen. Etwas anderes gefällt mir nicht... irgendetwas liegt in der Luft.“
Astiroth starrte seinen lästigen Begleiter ungläubig an. Erst Zauberkünstler... und jetzt schien sich Trigaram zu allem Überfluss auch noch der Esoterik verschrieben zu haben. Angewidert spuckte der Mensch aus und konnte sich deutlich den tadelnden Blick des Halbelfen vorstellen, der aus dem dunklen heraus auf ihm lasten musste. Bis jetzt hatte er es noch nicht gewagt, Astiroth auf seine Manieren anzusprechen, die einem Manne seines Blutes wohl enorm wichtig erscheinen mussten- doch sie hatten wusste das Schicksal bereits genug zu überdenken gehabt, dass es nur förderlich war, kleinere Differenzen vorerst zu vergessen.
„Doch nun komm... jetzt sollten wir schnell sein“, ermahnte Trigaram und packte sein inzwischen wieder einigermaßen erholtes Pferd am Zügel, welches ihm bereitwillig auf die Straße folgte. Astiroth tat es ihm gleich, sodass sie sich nach kurzer Zeit in unmittelbarer Nähe der das Stadttor einrahmenden Türme befanden, von denen aus Wachtposten das gesamte, flache Umland überblicken und die Stadtgarnison vor jedweder Art von Angreifern in Kenntnis setzen konnten, obwohl Astiroth sich fragte, warum dies so tief im Reiche des Kaisers von Nöten sein sollte. Die gewaltigen Mauern jedoch machten den Eindruck, als seien sie bereits älter- womöglich hatten sie bereits den Soldaten des Bündnisses gegen Igmar standgehalten, welches darum bemüht gewesen war, ihn nach seinem fehlgeschlagenen Eroberungsfeldzug vollkommen niederzuwerfen- und schmählich versagt hatte.
Das hölzerne, mit Metallstreben verstärkte Tor indes war offen, doch wie Astiroth vermutet hatte standen mehrere Soldaten, gekleidet in schwarze Plattenpanzer und bewaffnet noch in den Scheiden ruhenden Langschwertern, im Licht der den Eingang der Stadt erhellenden Fackeln.
„Ihr da! Was ist Eurer Grund, so spät die Stadt zu betreten?“, verlangte einer der Soldaten mit rauer Stimme zu wissen, die rechte Hand alarmiert auf den Schwertknauf legend. Astiroth vermutete, dass irgendetwas den Soldaten nervös machte, doch als er die beiden Gefährten näher betrachtete, schien er erleichtert zu sein.
„Wir sind hier im Auftrage des Kaisers...“, erwiderte Trigaram kühl, ohne näher auf ihr genaues Ziel einzugehen- wobei es eigentlich offensichtlich war, dass Besucher einer Hafenstadt höchstwahrscheinlich ein Schiff aufsuchen wollten.
Der Soldat ließ ein knappes Nicken erkennen.
„Selbstverständlich, Herr Dunkelelf... die Tore stehen Euch offen.“ Astiroth beachtete er gar nicht. Nachdem die Soldaten den Weg freigegeben hatten, betraten Trigaram und sein menschlicher Weggefährte die Stadt und ihre verwaisten Strassen. Bis auf die Wegbeleuchtung erhellte kein Licht die Szenerie, sodass sich einem der Eindruck aufzwängen konnte, dass die Stadt vollkommen ausgestorben sei. Im milchigen Licht des inzwischen am Himmel stehenden Mondes jedoch konnte Astiroth die Takelagen der vor Anker liegenden Schiffe am anderen Ende der Stadt erkennen, die mit gerefften Segeln auf weitere Einsatzbefehle warteten.
„Am Hafen sollten wir eine der Spelunken finden, die wir suchen...“, murmelte Trigaram leise, während sie ihre Pferde unter schallendem Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster der Strasse gen Hafenanlagen führten.
„Nehmen wir die Pferde mit an Bord? Sie verursachen bei weitem zuviel Lärm...“, murrte Astiroth an Stelle einer Antwort.
„Ich frage mich, wie wir uns anders fortbewegen sollen, wenn wir unser Ziel erreicht haben...“, versetzte der Mischling ätzend. „Zu Fuß? Die Wüste ist groß, Astiroth...“
„Wie auch immer... wie wollen wir einen unabhängigen Schiffseigner dazu bringen, uns mitzunehmen, wenn wir uns nicht auf den Befehl des Kaisers stützen wollen? Per Bezahlung? Ich weiß nicht, wie es bei Euch aussieht, doch meinen Notgroschen habe ich bereits vor geraumer Zeit ausgeben müssen...“
„Lasst das meine Sorge sein...“, erwiderte Trigaram und schwieg. Astiroth war bereits versucht, erneut genervt auszuspucken, berief sich dann allerdings eines Besseren.
„Natürlich...“, brummte er und folgte dem Halbelfen weiter in die in mondbeschienener Finsternis liegende Stadt hinein.

Während die vorläufige Euphorie angesichts des Sieges über diese Gruppe Orks aus dem alt gedienten Ritter und seinem Begleiter wich, warf Daen erneut einen prüfenden Blick auf die ihnen zur Hilfe geeilten Gemeinschaft. Das waren sie, die Grenzreiter, deren Taten mit dazu beitrugen, dass das Hinterland der Grenzen zum im Schatten versunkenen Gebirge noch die relative Sicherheit bot, die es bieten sollte. Zumindest noch bis vor kurzem, wenn man den Berichten des alten Mannes glauben schenken konnte, dem Daen und Yoshua vor kurzem begegnet waren. Und doch hatte die methodische Art, mit der die Orks niedergemacht worden waren, eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Grenzreiter ihr Territorium kannten und mit ihm besser vertraut waren als jeder Lakai des dunklen Kaisers oder des Brudermörders persönlich. Dass sich nichtsdestotrotz Orkverbände hier aufhielten, war bezeichnend.
Unterdessen bemerkte Daen, dass der Blick seines Waldläufers förmlich an der anmutigen Elfin zu kleben schien, die inzwischen ihre pietätlose Art der Waffensäuberung hinter sich gebracht hatte.
„Daen van der Wall...“, erhob sie ihre ebenso schöne und wohlklingende Stimme, dem Ritter und seinem Begleiter ein fast schon spöttisch wirkendes Lächeln zuwerfend.
„Lange ist es her, dass ich Euch das letzte Mal in voller Kampfmontur erblicken durfte. Eure Worte jedoch klingen noch heute in meinen Ohren.“
Der Ritter räusperte sich verlegen.
„Nun, tapfere Vidoria, auch ein Mann adligen Geblütes verliert ab und an die gebotene Beherrschung...“
„So dachte ich mir...“, unterbrach sie ihn trocken. „Doch das löst nicht das Rätsel, warum ihr ohne nennenswerte Begleitung in die Geistersteppe aufbrecht und Euch prompt von einer Gruppe Orks stellen lasst...“
Yoshua sah einen Augenblick so aus, als wolle er scharf dagegen protestieren, als „nicht nennenswert“ abgetan zu werden, doch ein Blick auf die toten Orks ließ ihn diese rasche Erwiderung sorgfältig überdenken und schlussendlich verwerfen. Dass Vidoria diesen Gedankengang bemerkt haben musste, fand lediglich in einem kurzen Aufblitzen ihrer Augen Ausdruck.
„Dies sind schlimme Zeiten“, stellte van der Wall kategorisch fest. „Auch den Fürsten westlicher Ländereien ist dies nicht verborgen geblieben, Vidoria.“
Er warf einen misstrauischen Blick auf die übrigen Krieger, die ihrem Dialog bisher schweigend gefolgt waren. Eine Hierarchie hatte er bisher nicht unter ihnen feststellen können.
„Die Zeiten sind in der Tat schlimm, Daen van der Wall...“, stimmte Vidoria ihm zu und warf einen kurzen Blick auf die Orkleichen. „Und auch wir können nicht überall zugleich sein... bald befürchte ich, dass uns durch die Purpurroben nachgestellt wird.“
Daens Augen verengten sich spürbar, als er das Wort Purpurroben hörte. Damit konnten eigentlich nur die Vollstrecker Dareos’ gemeint sein, die das Hinterland unsicher machten und somit die Grenzreiter fast zwangen, an zwei Fronten zu kämpfen. Krieg hin oder her, für die Vollstrecker waren Vidoria und die übrigen wohl immer noch Strauchdiebe, wenn nicht sogar schlimmeres.
„Doch was gedenkt ihr nun zu tun, edler Ritter?“ Ihr neugieriger Blick rahmte gleichzeitig Daen und auch Yoshua ein, der von ihm wie verzaubert zu sein schien. „Was haben Eure Fürsten im sicheren Westen beschlossen?“


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