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Thema: "Die Dareos - Saga" - Eine Forenroman in Episoden :)

Baum-Darstellung

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  1. #19

    <<16>>

    So, nach kurzer Pause mal wieder ein weiterer Schritt hin zur Komplettierung dieses Machwerks... präsentiert von mir und kakaomaus.

    CK-2587:
    Die Gestalt, die im Zelt des Exekutors vor demselbigen hockte, war ein Mensch. Zumindest deuteten seine anatomischen Eigenschaften darauf hin, dass eine solche Klassifizierung gerechtfertig war. Die schmutzigen Hände des schwarzhaarigen Mannes zeichneten in irrer Hektik verworrene Zeichen in den Wüstensand, während seine blassgrauen, fast verrückt wirkenden Augen aus dem milchkaffeefarbenen Gesicht ziellos im prunkvollen Zelt umherstierten, ohne sich sicher zu sein, worauf er sich konzentrieren sollte. Die ockerfarbene Kleidung, die der Mann trug und die bei vielen der Wüstenbewohner in dieser Gegend getragen würde, war schmutzig und wies Steifelabdrücke auf, die von der Antipathie Zeugnis trugen, die der purpurgekleidete Soldat hinter ihm für die armselige Gestalt empfinden musste, deren Gesicht von blauen Flecken verunziert war. Der neben der Gestalt stehende Vollstrecker Gildeen musterte dieselbige, aus deren Mund nun auch undeutliches Gemurmel drang, mit einer Mischung aus Verwirrung und unverhohlener Verachtung, während er auf eine Reaktion seines Exekutors bezüglich des Gefangenen wartete.
    „Wie heißt er?“, fragte Vedar schließlich, nachdem er sich das kleine Schauspiel zu Genüge angesehen hatte und aus den Symbolen im Wüstensand keinerlei Sinn herleiten konnte. Eine unangenehme Pause, nur durchbrochen durch das fiebrige Flüstern des erwischten Eindringlings, setzte ein, ehe Gildeen die Geduld verlor und dem Mann mit voller Wucht in die Nieren trat.
    „Antworte, wenn ein heiliger Exekutor Dareos’ zu dir spricht, Ungläubiger!“, fauchte der Vollstrecker und tastete mit einer Hand nach seinem noch in der Scheide steckenden Schwert. Der getroffene Wüstenbewohner indes krümmte sich unter quietschenden Schmerzenslauten, die den Exekutor das Gesicht verziehen ließen, und konvulsivisch zuckend auf dem Boden.
    „Rewa hat nichts getan, großer Herr, Rewa hat nichts getan...“, jammerte er. „Rewa kommt nur, um Fremdlinge zu begrüßen...“
    „Glaubt ihm kein Wort, Exekutor...“, schnitt Gildeen dem Mann das Wort ab und versetzte ihm einen kräftigen Schlag mit seiner Faust, worauf der im Aufrappeln begriffene Wüstenbewohner wieder zurückgeschleudert wurde und ein wenig Blut ausspuckte.
    „Gemach, Vollstrecker Gildeen...“, ermahnte Vedar seinen Untergebenen mit gerunzelter Stirn. Er hatte schon häufiger erlebt, dass der Eifer Gildeens fast schon dem eines Inquisitors gleichkam, und der Exekutor konnte nicht leugnen, dass ihm die Methoden dieser Vereinigung innerhalb der Vollstrecker nicht immer zusagten. In seinen Augen gab es andere Wege, einen Ungläubigen von der Großherrlichkeit des einzig wahren Gottkönigs zu überzeugen als glühende Eisen, doch nicht viele Vollstrecker teilten diese Ansicht, sondern begrüßten die Methoden der Inquisitoren.
    Inzwischen hatte Rewa ihn fixiert und kroch ein Stück auf den provisorischen Stuhl zu, auf dem der Exekutor sich niedergelassen hatte.
    „Rewa wollte nur begrüßen, großer Herr... die Fremden sehen, die hierher kommen, mir prächtigen Rüstungen und hübschen Mänteln...“ Er begann, Vedars purpurnen Umhang mit seinen schmutzigen Händen zu befummeln und erneut unverständliches Gemurmel von sich zu geben. Gildeen entfuhr ein wütendes Fauchen und er riss den Mann am Kragen zurück, um ihm sein Knie in die Magengrube zu rammen. Vedar konnte hören, wie die Luft zischend aus Rewa entwich und der Wüstenbewohner keuchend zusammenbrach.
    „Wage es nicht...“, entfuhr es Gildeen zwischen den wütend zusammengebissenen Zähnen. „Noch einmal einen Vollstrecker Dareos’ zu berühren... wage es nicht.“ Rewa schluchzte verhalten.
    „Rewa will nichts böses... Rewa will...“
    „Exekutor, ich schlage vor, ihn den Inquisitoren zu übergeben“, richtete Gildeen das Wort an Vedar, ohne weiter auf das Häufchen Elend vor seinen Füßen zu achten. „Inquisitor Raelaz hat bereits verlauten lassen, dass diesem Unglücklichen nur durch das reinigende Feuer geholfen werden kann.“
    „Inquisitor Raelaz würde sogar einem unter Dareos’ Schutz wandelnden die Reinigung mit dem Feuer empfehlen, Vollstrecker Gildeen...“, versetzte Vedar kühl. Von allen Inquisitoren war Realaz der schlimmste- das war auch der Grund, weswegen Vedar ihn auf diesen gottlosen Kontinent hatte mitnehmen müssen.
    „Aber mein Exekutor...“, protestierte Gildeen, doch Vedar entzog ihm mit einer herrischen Geste das Wort. Dann fixierte er wieder Rewa, der während des kleinen Dialogs stumm vor Gildeen gekauert hatte und sich offenbar im Unklaren war, welcher der beiden Vollstrecker Dareos’ für ihn gefährlicher sein würde.
    „Wandelst du im Lichte des großen Dareos, mein Sohn?“, fragte Vedar ihn freundlich, ohne auf die missbilligende Miene Gildeens zu achten. Rewas Augen leuchteten auf und er kroch wieder näher an den Exekutor heran, dieses Mal jedoch, ohne ihn zu berühren. Ein kleiner Blutfaden lief aus seinem Mundwinkel, doch das schien den Wüstenbewohner nicht zu stören.
    „Ja, großer Herr... Rewa ist ergebenster Diener des großartigen Dareos... Rewa wird alles tun, was der großartige Dareos verlangt...“
    „Da habt ihr es, Gildeen“, meinte Vedar zufrieden. „Selbst auf diesem kahlen Fleckchen Erde gibt es noch Erleuchtete.“
    Die Miene Gildeens ließ darauf schließen, dass er Rewa am liebsten mit dessen eigenen Eingeweiden erdrosselt hätte.
    „Mein Exekutor, Ihr glaubt doch nicht etwa...“
    „Ihr maßt es Euch an, die Gedanken Eures Exekutors zu kennen, Vollstrecker Gildeen?“ Vedar betonte das Wort Vollstrecker besonders. „Dieser Mann könnte der Legion von Nutzen sein... also lasst uns jetzt alleine und bestellt Raelaz, dass er sein heiliges Feuer heute nicht zu schüren braucht!“
    „Jawohl, mein Exekutor...“ Gildeen nickte, berührte seine Brust mit seiner rechten Faust und verschwand zusammen mit dem anderen Soldaten, der schweigend im Hintergrund gestanden hatte, das Zelt, nicht ohne Rewa einen letzten, mörderischen Blick zuzuwerfen.
    „Großer Herr ist weise...“, brabbelte Rewa plötzlich, der Gildeen einen höchst impertinenten Blick hinterhergeworfen hatte. „Rewa wird alles tun, was der große Herr verlangt... alles...“ eine schmutzigen Finger fuhren ohne erkennbares Muster durch den Sand, als er ein seltsames Lachen hören ließ.
    „Das wirst du, Rewa...“ Die Augen des Exekutors schienen plötzlich finster geworden zu sein. „Das wirst du...“

    Je länger Astiroth auf dem Rücken seines Pferdes verbringen musste, desto grober waren die kleinen Stöße seiner Fersen, die das Tier zu schnellerer Bewegung ermutigen- oder besser zwingen- sollten. Da der Dunkelelf die Karte in seiner Satteltasche verstaut hatte, wusste Asiroth auch nicht, wie lange er dieses entwürdigende Schauspiel noch würde durchhalten müssen. Die Sonne hatte sich zwar schon wieder dem Horizont angenähert und das Land in blasses Zwielicht getaucht, doch wer wusste schon, wann Trigaram ihnen das nächste Mal eine Rast gestatten würde. Eigentlich hatte auch niemand festgelegt, dass der halbe Dunkelelf die Führung übernehmen sollte- er hatte sie einfach an sich gerissen. Vielleicht lag das in der Natur dieser Rasse. Ein weiterer Punkt auf Astiroths Liste, die mit jeder zurückgelegten Wegstunde länger wurde. Immerhin hatte er registriert, dass er selbst weitaus länger ohne Proviant auskommen konnte als der Dunkelelf, der in diesem Moment dabei war, einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. Und noch nicht mal dazu ließ er sie rasten... andererseits bot das sumpfige Gebiet, durch das sie die zunehmend schlechter werdende Strasse zurzeit führte, auch nicht viele Gelegenheiten dazu. Das sie umgebende, triste grau und die knorrigen, in der halben Finsternis wie Moorgeister wirkenden Bäume luden nicht dazu ein, sich unter ihnen behaglich auszustrecken. Seit geraumer Zeit hatten die beiden Gefährten wider Willen auch kein Dorf mehr passiert. Insgeheim fragte Astiroth sich, ob das verdammte Halbblut ihn hier in die Irre führte...
    „Wo sind wir, Trigaram...“, erhob er missgelaunt seine Stimme, als der Elf seine kleine Mahlzeit auf dem Rücken des Pferdes beendet hatte.
    „Auf dem richtigen Weg... kurz hinter diesem Sumpf werden wir rasten“, kam die knappe Antwort, die Astioth- mal wieder- zum Knurren brachte und nach seinem Dolch tasten ließ. Hätte er nur die Karte, und wäre er nur alleine dazu geeignet, diese Mission des Kaisers auszuführen... Und dann wich der Sumpf langsam zurück, und um sie herum waren wieder die gewohnten kahlen Einöden, nur bewachsen durch gelbliches Gras und vereinzelte Bäume, gehüllt in finsteres Schweigen und die zunehmende Dunkelheit. Wie vorhergesagt hielt Trigaram sein Pferd an, stieg ab und führte das Tier, nachdem er es kurz am Hals getätschelt und ein zufriedenes Schnauben geerntet hatte, zu einem der größeren Bäume, auf dessen harten Wurzeln sie wieder die Nacht verbringen würden. Astiroth spuckte aus und stieg ebenfalls von seinem Pferd, allerdings ohne es auf irgendeine Weise wissen zu lassen, dass seine Dienste ihm irgendetwas außer einem wunden Hinterteil bedeuteten.
    „Wir kommen gut voran...“, informierte Trigaram, der bereits dabei war, ein kleines Feuer zu schüren, Astiroth, als dieser sein Pferd neben Trigarams an den Baum band.
    „Eine Tagesreise noch und wir haben die Hafenstadt erreicht.“
    Astiroth grunzte irgendwas, was man als „Wird aber auch Zeit“ oder „Fahr zur Hölle“ interpretieren konnte und setzte eine ablehnende Miene auf. Das vom Halbelfen entfachte Feuer indes knisterte fröhlich vor ihnen und erhellte die düstere Szenerie immerhin zu einem Teil, sodass Astiroth deutlich die Miene des Elfen erkennen konnte. Doch was sie aussagte, gefiel ihm ganz und gar nicht...
    „Was ist los?“, entfuhr es ihm, wobei er entgegen seiner Absicht besorgt klang.
    „Ich bin nicht sicher...“, antwortete Trigaram. „Es ist nur...“
    Ein pfeifendes Geräusch und ein scharfer Luftzug ließen Astiroth erstaunt aufkeuchen, ehe sein Blick auf einem urplötzlich direkt neben ihm in der Baumrinde steckenden, schwarz gefiederten Pfeil ruhte. Einem Orkpfeil...
    „Verdammt noch mal, wir sind Gesandte des Kaisers...“, grollte er, als um sie herum plötzlich primitives Gegröhle ausbrach, durch das eine kultivierter klingende Stimme wie ein eine scharfe Vollstrecker-Klinge durch das Leinenhemd eines armen Bauern schnitt.
    „Holt sie euch...“
    Trigaram sprang alarmiert auf und Astioth griff reflexartig nach seinem Dolch, ehe der erste Orkkrieger mit zum Brüllen geöffneten, triefenden Maul in den Feuerschein trat, das Krummschwert zum Schlag erhoben, und das pure Chaos ausbrach...

    „Aus dem Weg, in Dareos’ Namen!“
    Göflington zuckte zusammen, als er die aggressive Stimme von der Strasse hörte, die direkt neben der Gasse verlief, in die er Diara und Vintal geführt hatte. Rasch drehte er sich zu den beiden um und erkannte in ihren Mienen eine ähnliche Angst, wobei diese in Vintals Falle von einer subtilen Drohung untermauert wurde. Die Botschaft war klar- sollte Göflington sie hier nicht sicher und unentdeckt herausbringen, würde Vintal ihn dafür bitter bezahlen lassen...
    „Die Vollstrecker Dareos’ haben kein Recht, sich hier ohne Genehmigung des Stadtrates aufzuhalten“, antwortete eine andere, ebenso aggressiv klingende Stimme.
    „Wir nehmen uns dieses Recht, Ketzer!“
    „Kommt weiter...“, flüsterte Göflington seinen zwei Begleitern zu. Es war offensichtlich, dass ein Teil dieser seltsamen Purpurmantelträger in einen Disput mit der Stadtwache geraten war. Dies eröffnete ihnen die Chance, so schnell wie möglich zu verschwinden. Während die streitenden Stimmen hinter ihnen verstummten, führte Göflington die wunderschöne Frau und ihren unangenehmen Begleiter weiter durch finstere Gassen, weiter auf den Stadtrand zu- wenn das Glück ihnen weiter hold war, würden sie an ihren rätselhaften Häschern vorbeischlüpfen, ohne dass diese es merkten...


    kakaomaus:
    Ein lautes Knurren schreckte Vögel auf, die hier in der kahlen Öde auf letzte Futterreserven hofften. Mit meckerndem Gezwitscher und Gekrächze schlugen sie ihre Flügel schnell und erhoben sich von den Baumstümpfen.
    „Ahh…“, grummelte Yoshua und versuchte in irgendeiner Weise seinen Stolz zu bewahren, doch das was ihm anhand seines übergroßen Hungers und dem protestierenden Magen kaum möglich. Sein Fuß, der sich immer schwerer heben lassen wollte, blieb an einer aus der Erde herausschauenden Wurzel hängen und so stolperte er verärgert und schlecht gelaunt. Pferde, pah, Pferde wollten ihn nicht tragen doch auch seine Füße würden sich ebenfalls nicht wesentlich länger fortbewegen. Daen van der Wall, der gemächlich und nachdenklich auf seinem Gaul dahin trabte, ignorierte seinen miesepetrigen Kameraden unterdessen, wollte er seinem Ziel Yoshua zu einem anständigen Knaben zu erziehen folge leisten und nicht auf dessen Launen eingehen.
    Yoshuas Magen grummelte erneut dermaßen laut, dass beide, Yoshua und Daen auf seinem Pferd, der dieses durch ein müheloses Ziehen am Halfter, stehen blieben.
    Yoshua blickte genervt zu seinem alten Genossen auf seinem gelangweilten Pferd hinauf, nicht eine Spur des Mitleids, das ihm vielleicht zu noch einem Apfel verhalf, war in das Gesicht des Alten geschrieben und so murrte Yoshua vor sich hin, hielt sich seinen Bauch und stapfte weiter.
    Gerade, als er seinen Blick wieder nach vorn gerichtet hatte, hörte er von weither die Geräusch von sich schnell drehenden Rädern eines Karrens, der schnell von Pferden gezogen wurde und aus der entgegen gesetzten Richtung auf die beiden zu kam.
    Auch Daen hatte diesen Karren bemerkt und so blickten sie sich kurz an, in dem stillen Einverständnis sich schnell Schutz suchend zu verstecken um den möglichen Feind hinterhältig überführen zu können, doch als sie sich umschauten war der so eben ausgedachte Plan verworfen worden. Wo, um Himmels willen, sollten sie sich hier verstecken? Hinter den Baumstümpfen, die unbedeutend und veraltet ihre letzten Jahre erlitten? Im Wald, den sie nach ihrer Abreise durchquert hatten, wäre dies möglich gewesen.
    Kaum noch von ihnen entfernt machten die dunkelbraunen Pferde schnaubend und Kopf schüttelnd halt, der Karren blieb stehen und eine große in schwarz gehüllte Gestalt stieg hinunter. Kampfbereit stieg Daen ab und stellte sich zu Yoshua, der mehr als misstrauisch versuchte etwas über die Person ausfindig zu machen. „Halt!“, rief Daen und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Die Gestalt blieb stehen und unter dem Umhang tauchten zwei vernarbte Hände hervor, die langsam zur Kapuze glitten. „Wer seid Ihr?“, fragte Daen weiter.
    Die Kapuze wurde vom Kopf eines grauhaarigen alten Mannes geschoben. Seine blaugrauen Augen sahen angsterfüllt zu ihnen und langsam antwortete er. „Ich bin auf der Durchreise, mein Herr. Ich komme aus einem entlegenen Königreich. Mein Wunsch ist es nur wieder friedvoll schlafen zu können…“ Sein Blick wurde trüb und müde, ein schweres Schicksal musste ihn getroffen haben…

    Mit einer Eskorte von Rittern und Schutzpatronen bewegte sich eine geschlossene und reich verzierte Kutsche nur sehr langsam vorwärts, raus aus dem Königreich des Königs Aodhán.
    Rauchschwaden stiegen aus den brennenden Häusern, die in Reih und Glied gebauten worden waren, Menschen flüchteten auf die Straßen, schrieen, mit Babys in den Armen, schließlich gefangen wurden um dann erbarmungslos ermordet zu werden.
    Orks, wohin man auch blickte. Überall in dem Königreich waren sie anzutreffen, meuchelnd, keuchend und sich einen Spaß daraus machend die Menschen zu hetzen.
    Die Hand ans Fenster gelegt betrachtete Aodhán diesen Anblick schweren Herzens, gewillt hier zu bleiben und mit und um sein Volk zu kämpfen, doch nicht bereit zu sterben. Weich war er geworden, und sehnsüchtig. Ein allerletztes Mal wollte er sie sehen, hasste sich selbst dafür sie verbannt zu haben doch war er der König und durfte deswegen nicht seine eigenen Regeln brechen. „Zum Teufel mit mir!“, rief er wütend aus und schlug mit der Hand gegen den Sitz. „Mein Herr, beruhigt Euch!“, bat sein treuster Diener Bervin, der ihm gegenüber saß und sah ihn eindringlich an. „Ihr habt gut reden! Es ist ja schließlich mein Königreich, das hier unter geht! Ich muss schneller hier weg, sonst schaffe ich es nicht mehr!“ „Mein Herr, ich weiß, doch die Eskorte ist nur um Euer Willen dabei! Wer weiß wie weit wir es ohne sie schaffen würden…!“ „Das ist mir gleich! Gebt den Befehl sie wegzuschicken!“ „Aber mein Herr…!“, bat Bervin inniglich, doch mit einem Blick, der Bervin dazu verhieß seinem Befehl zu gehorchen tat er wie geheißen. Er drehte sich in Fahrtrichtung um, öffnete eine kleine Luke die in der Wand eingelassen war, und gab dem Kutscher Bescheid.
    Daraufhin wieherten die Pferde und die Geschwindigkeit der Kutsche vervielfachte sich. Ein lauter Schrei ertönte und Aodháns Herz blieb mit einem Male stehen. „Was passiert da draußen?!“, fragte er ängstlich nachdem zig Pferde ängstlich hinter ihnen aufgewiehert hatten und Gebrüll und Schlachtrufe die Schreie aus der Stadt übertönten.
    Aodhán und Bervin mussten sich mit einem Male an irgendwas festhalten, da die Kutsche so dermaßen ruckelte. „Mein Herr, wir werden es nicht schaffen!“, rief Bervin panisch und starrte durch das kleine Fenster um etwas erkennen zu können. „Was seht Ihr?!“, fragte Aodhán laut, doch Bervin riss bloß die Augen fürchterlich weit auf.
    „Bervin! Ich befehle Euch zu antworten!“ Bervin jedoch blickte seinen König mit einem Hauch von Stolz und Würde an, und seine ruhige Stimme antwortete: „Sie kommen.“
    Verständnislos sah Aodhán seinem Diener in dessen ehrliche Augen. Die Kutschte ruckelte erneut aber diesmal war es nicht der unebene Weg, der dies verursacht hatte, sondern die Orks, die ihnen gefolgt waren und grölend gegen die Kutschte stießen.
    Aodháns Hände rutschten vom Holz ab, an dem er sich mühevoll versucht hatte festzuhalten und schließlich wurde sein Körper, sowie der Körper seines Dieners mit einem Ruck gegen die Tür geschleudert, als die Kutsche auf die linke Seite geworfen wurde. Aodháns Hinterkopf prallte rückwärts hart gegen die spitze Kante der Bank, ließ ihn vor Schmerz aufbrüllen, seine grauen und langen Haare vermischten sich zu einem nassen Bündel von Haaren, da das Blut schnell aus der Platzwunde floss. Die Tür des Wagens wurde nach außen aufzogen, ein hässlicher und von Spucke triefender Mund eines grässlichen Kopfes blickte in den Raum, eine Hand griff hinein und zog den bewusstlosen Bervin hinaus.
    Mit letzter Kraft wollte Aodhán ihm helfen, langte mit dem Arm nach dem Stiefel seines Dieners doch auch er wurde gewaltvoll aus der Kutsche gezogen, ehe er sich zur Wehr setzen konnte.
    Ein Ork, groß und Blutüberströmt, wobei dies wohl das Blut seiner Opfer war, warf ihn zu Boden, stemmte einen großen und verdreckten Fuß auf die Brust des um sein Bewusstsein kämpfenden Königs und lachte grölend auf. „Hast du wohl gedacht du könntest uns entkommen?!“, fragte er ihn mit seiner aggressiven Stimme, erwartete jedoch keine Antwort.
    „Bitte! Lasst mich gehen, ich will sie noch einmal sehen!“ Der Ork lachte erneut, zog sein Schwert hervor und stach es ihm ohne weiteres ins Herz. Mit letzter Kraft keuchte Aodhán den Namen seiner Tochter hervor, ehe er dem weißen Licht folgte, das ihn bereits empfing. „Diara…“

    Mit gehetztem Blick drehte sie sich nach hinten um, rannte weiter und sah vor sich die Häscher stehen, die um den ihren und Vintals Tod rangen.
    „Hier lang!“, keuchte Göflington, er war ebenso erschöpft wie Vintal und Diara, doch wollte er sich dies nicht anmerken lassen. Die drei bogen um eine Ecke, sahen jedoch dass am Ende der Straße ebenfalls Wachen in purpurfarbenen Umhängen standen. Beinahe lautlos blieben sie stehen, richteten ihre Aufmerksamkeit in verschiedene Richtungen und versuchten sich einen Fluchtplan auszudenken.
    Diara sah erst Göflington, dann Vintal an und schließlich spähte sie mit ihren Augen durch die Dunkelheit. Sie hob ihre Hand, öffnete ihren Umhang und zog ein Schwert hervor, blank und edel.
    Mit einem siegessicheren Blick wollte sie den beiden klar machen, dass sie kämpfen mussten, doch sie unterhielt keine Unterstützung, wie sollten sie hier rauskommen, ohne verfolgt zu werden, sie waren schließlich nur zu dritt! Plötzlich atmete Göflington panisch auf, er hatte Repko vollkommen vergessen…

    Geändert von CK-2587 (03.05.2005 um 18:09 Uhr)

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