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Puppet Vampire
#13
Und weiter geht's. Die beiden heutigen Episoden werden ihnen präsentiert von der Daen vom Clan-Stiftung für unchristliche Chiliverweigerer und von der Repko-Gesellschaft für freies Schreiben.
Viel Spass beim Lesen und vergesst bitte nicht, eure Kritik hierzu in DIESEN Thread zu posten.
Die Chronisten der Unterwelt
Daen vom Clan:
„Heil dir, Götterkönig, Heil dir du Licht der Höh!
Glänzend Glorie der Welten, gottgesalbter Herrschers Thron,
Staub, Licht und Schattens Untertan, Meisters Licht und Glutgefährte!“
Exekutor-Novize Mangar, „Protektor des wahren Glaubens“, sang aus vollem Halse in die recht kalte Luft des Frühlingsmorgens und sein wohl tönendes Singorgan zerschnitt die morgendliche Ruhe und ließ allen Ortens die Vögel und Krähen erschrocken aufsteigen, auf das ein geübter Späher den langsam schreitenden Tross schon von großer Ferne erkennen konnte. Der angehende Exekutor war recht beleibt und sein Kettenhemd wies an zahlreichen Stellen große Lücken und Löcher auf, während das purpurne Wappentuch sich vor einem enormen Bauch spannte. Das Gesicht war glatt geschabt und auch sein Haupthaar hatte sich der Mann der „Vollstrecker Dareos’“ von einem jungen Novizen des ersten Jahres glatt abschaben lassen, denn das Tragen modischer Haartrachten war ketzerischer Firlefanz, dem ein Mann seiner Würde und seines Amtes wohl kaum gut zu Gesicht standen. Fast wehmütig dachte er noch einmal an das fein geschnittene Gesicht des Jünglings, der in seine Dienste getreten war und Ein ums Andere Mal seufzte er ob der strengen Regularien des Ordens laut auf und schalt sich im nächsten Augenblick einen heidnischen Toren, war doch die Pflichterfüllung die heilende Reinigung des Lichts wider des dunklen Geschmeiß’ ihm Lohn und Labsal genug. Das er seinen Männern mit seinem Gesang nicht mehr Mut einflösste und seinen Gedanken nachgehangen war, merkte er erst, als Einer seiner derben Landsknechte zaghaft ein Lied anstimmte, in das sofort zwei, drei tiefe Stimmen einfielen: „Lebt denn die alte Frosthexe noch, Frosthexe no....“.
Das bekannte und bei der ländlichen Bevölkerung sehr beliebte Lied wurde sofort von einem lauten Knall unterbrochen und die angeworbenen Landsknechte sahen sich erschocken um und erkannten den jungen Mann, der das heitere Lied angestimmt hatte, der verzweifelt versuchte, sich die schwarzen Schnüre einer Lederpeitsche vom Hals abzustreifen, wo Diese wie der Würgegriff einer Sumpf-Anakonda, sich mehr und mehr zusammenzogen, je brutaler der Mann, welcher die Peitsche geschwunden hatte – Mangar – daran zog.
Seine Stimme war nur ein leises Flüstern, doch zerschnitt sie die Stille und die erschrockene Atmosphäre mehr als das laute Lied vorher: „Wage!“, Der angehende Inquisitor atmete geräuschvoll aus „Wage es NIE mehr, in meiner geheiligten und erlauchten Gegenwart Eines dieser ketzerischen Lieder anzustimmen, hast du verstanden, Knecht?“
Der Angesprochene nickte mit blauen Lippen und hervorquellenden Augen und seine strampelnden Versuche, sich zu befreien, wurden träger und träger und erstarben schließlich ganz. Die Landsknechte – einfache Männer mit Spießen und schmutzigbrauner Bauerntracht – sahen erschrocken zu dem heiligen Mann, der sie bezahlt hatte und wieder zu dem leblosen Leib ihres einstigen Gefährten, da unterbrach ein lautes Lachen die unheilvolle Stille.
Ein weiterer Mann auf einem Pferd dirigierte Dieses an das Pferd Mangars heran und legte ihm sanft seine Hand auf die Peitsche, woraufhin der Novize seine Peitsche entspannte und vom Hals des Mannes löste. Dieser fiel keuchend zu Boden und schnappte mit entsetzt aufgerissenen Augen nach Luft, was ihn wie ein Fisch aussehen ließ, der von einer großen Welle an den Strand gespült wurde.
„Mangar, Protektor des wahren Glaubens, Herr, ich bitte Euch - er ist die Sünde nicht wert.“, sagte der Neuankömmling mit ruhiger Stimme und die Landsknechte erkannten denselben harten Blick des lodernden Feuers in seinen Augen, den man auch oft bei ihrem Herren erkennen konnte.
„Ja, Ihr habt Recht, Bruder Eiskendaran, Eure Weisheit muss ich achten. Selbst dieser ungewaschene Sünder verdient die Rettung durch reinigendes Feuer oder ein geweihtes Schwert und so will die Strafe ich aufweilen verschieben.“
„Es tut gut, Euch zu sehen, Bruder Mangar!“, sagte Eiskendaran freundlich und fuhr dann fort: „Eure Bitte habe ich erfüllt, Bruder – es gibt Neuigkeiten und schon bald sollen wir baden in der wundervollen Glorie der Rechtschaffenheit, erfüllt vom Glanze des ewigen Lebens.“
„Berichte!“, befahl Mangar breit grinsend und Eiskendarans Gesicht zeigte ein verschwörerisches Grinsen.
Schon als er des lauten Gesanges gewahr wurde, hatte sich Göflington auf den Boden geworfen und die wenigen Blumen, die er in diesem Wald hatte finden können, achtlos in die Büsche geworfen.
Und als er die purpurfarbenen Wappenröcke der Vollstrecker Dareos’ sah, schalt er sich einen verfluchten Narren und vergaß auch nicht, die liebliche – ihm jedoch vollkommen unbekannte – Maid in seine Flüche mit einzubeziehen, denn diese aufregende Frau, die allem Anschein nach das Blut ihrer Widersacher trank und sich mit Leibwächtern mit Drachenflügeln umgab, hatte sein Interesse mehr als geweckt und nachdem er die gesamte Nacht wach gelegen war und eine seltsame Erregung verspürt hatte, wann immer er an die wunderschöne Frau gedacht hatte, die er mit seinem Freund beobachtet hatte, reifte tief in seinem Herzen der Plan, diese Frau kennen zu lernen. Sollte ihn dies jedoch sein Blut kosten, so wäre er nur zu gerne bereit, Dieses für diesen wunderschönen, doch dunklen Engel zu opfern, denn noch nie hatte er solch ein Begehren, solch eine Sehnsucht gespürt und der Gedanke, das ihre blutroten Lippen seine Haut streifen würden, hatte ihm jegliche logische und rationale Denkweise geraubt und so war er schon am frühen Morgen aus dem Gasthaus geschlichen, um Blumen für die Blut saugende Maid zu sammeln, mit Denen er ihre Liebe zu gewinnen erhoffte.
Doch nun lag er im feuchten Dreck des Morgens, presste sich gegen einen Busch und hoffte, dass seine Zähne, die vor Angst aufeinander schlugen, nicht allzu laut zu hören waren.
Doch plötzlich spitzte er die Ohren:
„...begleitet von eine Art unheiliger und dunkler Kreatur mit Drachenflügeln! Augenscheinlich eine chimärisch-dämonische Präsenz und damit ein Feind Dareos gerechter und liebevoller Gunst des Lebens. Weiterhin eine Kräuterhexe mit dem Namen Gabriele, die sich in allein vier beobachteten Fällen der Hexenkunst verdiente und mit ihren häretischen Sünden mir fast das Augenlicht raubte, als sie zu beschatten ich gezwungen war. Außerdem noch Ettel Grabensaum – allem Anschein nach ein Wirtsmann, der sein Bier mit Wasser schälert, auf das seine Gäste von ihm genarrt werden, während er in unheiliger Goldgier den Rechtschaffenen ihr Vermögen stiehlt! Tiefer im Herzen der Stadt finden wir noch den Bettler Lelle, der von der Gicht und der Lepra gezeichnet ist, was mit Sicherheit dämonische Male sind, erworben durch Nekromantie...“
Doch das hörte Göflington schon gar nicht mehr, keine Stimme und kein Wortsinn traf mehr seine Ohren, denn er war zutiefst entsetzt, das die Inquisitoren planten, die reinigende Heiligkeit der Vollstrecker Dareos in diese kleine Stadt zu tragen und mit Sicherheit würde sein dunkler Augenstern diese Begegnung nicht überleben!
Göflington hatte nur noch einen Gedanken – Er musste seine düstere Geliebte warnen und fortschaffen und auch Repko, seinen einzigen Freund musste er warnen! Und vielleicht mochte es ihm sogar gelingen, das dieser Drachenmensch von den Inquisitoren gefangen genommen wurde, dann könnte er seine mächtigen Dienste als neuer Leibwächter offerieren und ihr somit näher kommen.
Breit grinsend über seine eigene geniale Kreativität und mit vor Angst schlotternden Knien, rannte er geduckt die Büsche entlang in Richtung der Stadt – er wusste, was er zu tun hatte!
Es war bereits früher Nachmittag, als der alt gediente Ritter Daen van der Wall und der junge Strauchdieb Yoshua aufbrachen. Auf dem Gesicht des verschmitzt lächelnden Ritters zeigte sich Belustigung, denn Yoshua rieb seit geraumer Zeit seine Hinterbacken und schulterte leise fluchend seinen Rucksack auf die schmalen, doch sehnigen Schultern.
Ursprünglich hatte der Ritter eine gehörige Tracht Prügel für den jungen Mann vorgesehen, denn kaum vergessen war die Frechheit, ihn vom Pferd zu stoßen, doch hatten die Götter allem Anschein nach die Bestrafung dieses Frechdachses übernommen, denn sie hatten zwei Stunden bei dem Versuch verloren, Yoshua das elementare Grundwissen des Reitens beizubringen, doch waren diese zwei Stunden alles Andere als mit Erfolg gekrönt und schließlich hatte die im Grunde sehr sanfte Stute den jungen Waldläufer abgeworfen und dieser war sehr schmerzhaft in einer Hecke gelandet und laut fluchend beschlossen, das „Schusters Rappen“ ihm das beste Pferd sei und er ohnehin am Wegesrand gedachte, Kräuter zu sammeln und für Nahrung zu sorgen und unter dem belustigten Gelächter der Wachmannschaft war er schmerzenden Hinterns aus der Burg gestapft.
Das die Lautstärke des Gelächters davon beeinflusst wurde, das er über Jahre hinweg sehr erfolgreich und peinlich die Wachmannschaft des guten Herzogs Ardun hatte foppen können, kam ihm dabei nicht einmal in den Sinn.
Dergestalt schlechter Laune trat Yoshua die Steine weg, die im Weg lagen und sammelte einige herb duftende Kräuter ein, aus der man eine heilende Paste gewinnen konnte, die ihm vielleicht noch mal nützlich sein könnte...
Repko:
Die Stadt Walle zu Brämon war eine der ältesten Städte im Lande. Errichtet worden war sie einst von wandernden Gesellen. Sie waren von Wölfen verfolgt worden und über eine leicht bebaumte Wiese geflohen. Einer der Wanderer beobachtete damals ein kleines Eichhörnchen, welches ebenfalls vor den hungrigen Bestien floh und auf einen Baum kletterte. Die Wanderer taten es dem schlauen Tierchen gleich und kletterten ihm hinterher.
Zwei Tage lang mussten sie auf dem Baum verharren, bevor die bestialischen Wölfe ihre Wache aufgaben und sich hungrig in den Wald zurückzogen. Die Wanderer hatten daraufhin beschlossen, von diesem Ort nicht mehr zu weichen und eine Siedlung zu errichten.
So zumindest erzählte es die Sage. Walle zu Brämon lag auf einer kleinen Anhöhe vor einem mächtigen Gebirgsrücken. In der Mitte der Stadt ragte der hohe Tempel, den die Wanderer der Legende nach damals errichtet hatten, aus dem Dächermeer hervor. Der Tempel hatte die bizarre Form einer lang gezogenen stufenweise aufgebauten Pyramide, erbaut aus ungewöhnlich fein geschliffenem Sandstein. Um den Tempel herum waren einfache Hütten aus Holz und Lehm erbaut worden, einige davon waren bereits windschief, und vielerlei der Strohdächer wiesen klaffende Löcher auf.
Um die Stadt herum schlängelte sich eine hohe, robuste Stadtmauer, mit Ecktürmen an jeweils jeder der neun Kanten. Auf einem dieser Ecktürme saß Yens Mortimer, seines Zeichens Stadtwache an ein Steinsims gelehnt und eine Tasse wohlriechenden Tees schlürfend.
Er spähte behände auf die wunderschönen Bergformationen hinaus. Er hatte diesen Anblick während seiner Wache schon oft genossen, kannte jeden einzelnen Gipfel beim Namen. Doch ins gleißende Licht der Mittagssonne getaucht waren sie ein noch viel schönerer Anblick.
Oft, wenn ihm langweilig war, suchte Yens einige kleine Reime für jeden Namen der Gipfel. Und hier lies ihn mancher Reim auf „Hahnenhorn“, „Jungfernrücken“ und „Oburispitze“ leise kichern. Knarrend und quietschend öffnete sich hinter ihm die Falltüre. Durch die Luke ragte eine Hand, die ein kleines Fass und zwei goldene Becher abstellte, bevor sie selbst folgte.
Es war Krissina, die erwachsene Tochter des Tavernenwirtes.
Yens lugte ungescholten auf das Kleid, dessen Falten während Krissinas Aufstieg ästhetisch auf und ab wippten. Sein Blick fuhr nach oben in ihr fast schon burschengleiches, aber dennoch sehr anmutiges Gesicht, welches umrahmt war von ihren hellblonden Locken.
„Was hatten die alten Rowanier in ihren Weinfässern?“, fragte sie mit verführerischem Blick und hielt ihm die beiden Becher hin. „Wein...“, flüsterte Yens, und schloss seine Arme um die Hüfte Krissinas. Während er ihren Hals küsste, stellte sie das kleine Fässchen und die Becher auf der Mauer ab. Yens machte sich gerade am Träger ihres Kleides zu schaffen, als vom Dorf ein Schrei ertönte.
„Krissina, “, schallte eine kratzige Männerstimme von drunten. „Komm sofort da runter!“ Yens machte einen Satz von ihr weg und starrte nach der Quelle des Schreis. Es war ihr Vater, der Wirt der Taverne, der es ganz und gar nicht gern sah, wenn sie mit den kräftigen und stattlichen Stadtwachen herumturtelte. Jens zog eine enttäuschte Grimasse und strich sich sein zerzaustes, braunes Haar wieder in Ordnung, während das hübsche Mädchen durch die Luke wieder verschwand. Er drehte sich seufzend wieder um zu seinen Bergen. „Oh Ochsenstirn und Katzenjammer.“, flüsterte er und deutete leicht auf die zwei nah beieinander liegenden Gipfel auf dem weiten Gebirgsrücken. „Dies Maid trifft mich wie eins’ Schmiedes Hammer.“
Er fing belustigt an zu kichern und drehte den rostigen Hahn an Krissinas Fass herum. Er drehte sich herum und sah, dass der Wächter auf dem Eckturm etwa fünfzig Schritt von ihm entfernt zu ihm herüber schaute. Auch er hielt einen Kelch in der Hand.
Anerkennend grüßten sich die beiden durch erheben ihrer Kelche. Yens nahm einen kräftigen Schluck, grüßte nun auch noch seine geliebten Gipfel, bevor er einen weiteren Schluck nahm.
Er stellte seinen Becher auf dem Sims ab und holte kräftig Luft. Er genoss diese Luft, diese frische, friedliche Luft.
„Und du, oh schöner Götterdom.“, flüsterte er weiter und starrte fröhlich auf einen Monolithen, der recht weit unten im Gebirge heraufragte. Doch er kam nicht zu Ende mit seinem Reim. Neben dem Götterdom nämlich kam eine Traube schwarzer, tierartiger Gestalten den Berg herunter gerannt. Was Yens anfangs noch für eine Ansammlung wilder Orken gehalten hatte, wie sie oft um das Dorf herumschlichen, ohne jedoch eine Bedrohung darzustellen, erwies sich bereits nach kurzer Zeit als eine wahre Armada aus Orken, die sich in rasanter Geschwindigkeit den Dorfmauern näherten.
Er formte mit seinen Händen einen Trichter und drehte sich zu einer weiteren Wache um „Wankul!“, brüllte er und Wankul drehte sich sofort zu ihm herum. „Wankul, Orken aus dem Gebirge in Richtung Abend, jemand muss schnell die Glocken läuten.“
Wankul wirbelte herum und sah nun ebenfalls die Orks, es mussten tausende sein. Sie stürmten gerade in die Senke, mussten nur noch den Anstieg hinaufeilen, dann würden sie die Tore der Stadt erreichen. Wankul griff eilig zu seinem Bogen, während Yens gerade noch Krissina ausmachen konnte, die von ihrem Vater weggeschleift wurde. „Krissi, Leute die Glocken, der Abschaum naht, mach eilig!“, brüllte er. Krissina blieb wie angewurzelt stehen, während ihr Vater eifrig in Richtung Tempel stolperte. Yens spannte schnell seinen Bogen, doch er sah, das es zu spät war, die Orks standen unter ihrem grunzenden Kampfesgejaule bereits vor dem massiven Stadttor, welches Wankul gottlob bereits geschlossen hatte.
Yens zielte auf einen Ork, dessen Gesicht mit Zeichen aus Blut beschmiert war, offenbar ein Anführer. Er wollte gerade loslassen, als ein Stein ihm ins Gesicht fiel. Der Bogen fuhr nach oben, der Pfeil schoss in den Himmel hinaus, Yens wurde schwarz vor Augen, er fiel nach vornüber auf das Sims um. Er stieß träge das Fass an, welches über die Kante hinweg flog und auf dem Boden zerschellte.
Das Zerschellen ging allerdings im Bersten des nachgebenden Tores unter. Mit brennenden Fackeln stürmten die Orks durch die bis eben noch ruhigen Straßen, zerstörten die Häuser, töteten alles und jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, zündeten herumliegendes Stroh an und steuerten schnurstracks auf den Tempel zu.
Dies war der Tag, an dem eine der ältesten Städte des Landes mit einem Mal unterging.
DJ n
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