Joa und weiter im Text. Diesmal eine Episode von Daen vom Clan.
Und ich schließe mich meinem Vorredner Repko an und rufe ebenfalls zur lustigen Beteilligung Eurerseits an diesem Werke auf! Meldet euch einfach bei uns

Viel Spass wünschen
Die Chronisten der Unterwelt

Der alte Ritter setzte breit grinsend einen Fuß vor den Anderen und kaute am letzten Stück des harten Brotes herum, das Yoshua ihm gereicht hatte, bevor er auf flinken Beinen der sehr weiblichen Silhouette ihrer elfischen Führerin – Vidoria – hinterher geeilt war, um mit ihr zusammen den Weg, der dicht gewachsen und undurchdringlich, vor ihnen lag.
Ritter van der Wall kam wieder der Gedanke in den Sinn, das seine alte Bekannte Vidoria unlängst erwähnt hatte, das sie die Ruinen stets mieden, um keiner feindlich gesonnenen Patrouille der Streiter Dareos in die Hände zu laufen und während er einigen sehr tief hängenden, würzig duftenden Tannenzweigen auswich, kam ihm wieder der lange und sehr heftig geführte Streit in den Sinn, den er vor einigen Stunden mit der hübschen Weggefährtin gefochten hatte. Er schmunzelte, als er an die blitzenden Augen dachte und sich an die bebende Wut in ihrer Stimme zurückerinnerte, mit der Vidoria im erklärte, das sie keinesfalls Truppen abstellen würde, die ihn zu den Ruinen führen würde, noch ihn selbst begleiten würde, da es in ihren Augen keinen Krieg zu gewinnen gäbe, wenn man nur in alten Ruinen herumstochern würde. Yoshua war ihr so schnell verbal zur Seite gesprungen um ihr beizupflichten, das sowohl die Elfe als auch er selbst skeptisch eine Augenbraue nach oben hatte wandern lassen um zu beschließen, Yoshua in diesen Disput nicht weiter zu involvieren. Es war selbstverständlich letzten Endes nicht leicht gewesen, sie zu überzeugen, dachte der Ritter weiter zwischen zwei Bissen, doch lehrte die Kunst des Krieges ihm, den Gegner bei seinen Schwachstellen zu bekämpfen, so das er sich über kurz oder lang eine Blöße gab, und im Falle der temperamentvollen Elfe hatte es gereicht, mit vollem Ernst in der Stimme, zu behaupten, das er es natürlich verstehen würde, wenn die Grenzreiter Angst hätten, wären doch Überfälle in einem Wald auf hilflose Reisende keinesfalls mit dem organisiert strategischem Vorgehen einer Expedition in die Tiefen des Waldes vergleichbar. Daraufhin hatten einige der umstehenden Waldläufer erschrocken die Luft eingezogen und wütend nach ihren Waffen gegriffen, doch Vidoria selbst verwünschte ihn lautstark in so vielen bekannten Sprachen, das ihre jahrelangen Gefährten erkannt haben mussten, das es sich um ein altes Spiel handelte, das nur unter einstigen engen Weggefährten stattfinden konnte.
Und so hatte sie nach ihrem Tobsuchtsanfall schließlich Zorn bebend in seine dargebotene Hand eingeschlagen, ihren Rucksack geschultert um schließlich mit zwei weiteren Grenzreitern – einer Mann und einer Frau – wortlos voran zu stapfen, tiefer in den Wald hinein.

Vidorias Seele brütete vor Zorn über schwelenden Gedanken und der Gesang ihrer inneren Balance wurde mehr und mehr zur Disharmonie, während sie sich trotzdem auf unbestimmte Art und Weise freute, noch einige Augenblicke in diesem Leben mit dem Menschen Daen verweilen zu können. In ihrer deutlich elfisch geprägten Lebensanschauung umgab jedes Lebwesen ein feinmaschiges Netz aus Kraft und Macht, eine Aura, die das Leben aller Wesen vorbestimmte, feine Seile, die an bestimmte Ereignisse gekoppelt dazu dienten, Kreaturen zu Fall zu bringen oder sich fein mit den Linien anderer Wesen zu verweben, um schlussendlich das Kunststück echter Gefühle zu schaffen. Erstaunlicherweise nur, brachte dieser Mensch – wann immer sich ihre Wege kreuzten – ihr feines Netz aus Gedanken und Gefühlen vollkommen durcheinander und ähnlich wie ihre Schwester beobachtete sich die Jägerin immer wieder dabei, das alle ihre Eigenarten in seiner Nähe stärker zutage traten, als sie Diese sonst zu zeigen pflegte. Und in ihrem Fall war es ihr Herz aus Sturm und Gewitter, das sich bisweilen in den Himmel ihrer Umgebung entlud und dabei versengte und entfachte.
Sie wusste, das ihre Gefährten und Krieger sie dafür liebten, das sie ehrlich und offen war und stets die Interessen der Grenzreiter vor ihre eigenen Wünschen stellen würde, doch über die widersprüchlich scheinenden Motive des Ritters konnte und vermochte sie nichts zu sagen und während sie mit einiger Anstrengung wieder eine verärgerte Miene aufsetzte, drehte sie ihren Kopf um vorzugeben, sie würde zu Celen – ihrer zweiten Kundschafterin – blicken, welche die Nachhut bildete, doch stattdessen blickte sie nachdenklich in das Gesicht des Ritters, der gerade eine verdrießliche Miene aufsetzte, dann leise in sich hineinzuseufzen schien um schlussendlich in die hüfttiefe Schlammpfütze zu springen, deren Durchquerung notwendig war, um zum alten Tempel zu gelangen.

Nachdenklich strich Diara mit ihrem Finger einige Steinplatten entlang, die vollkommen überwuchert waren und augenscheinlich voller gemeißeltem Wissen waren, das sie jedoch nicht zu lesen vermochte. Nach dem Streit mit Repko wollte sie ein wenig für sich alleine sein und hatte selbst Vintal verboten, ihr hinterher zu eilen, was Göflington mit einem schadenfrohen Grinsen quittierte, das schnell erstarb, als sie noch einmal deutlich machte, das sie gänzlich ihre Ruhe wollte und auch ihn als Begleiter durch die Ruinen nicht dulden würde.
Leise setzte sie immer wieder einen Fuß vor den anderen und lauschte gebannt und mit dem Gefühl bohrender Leere dem Schmatzen ihrer Stiefel auf dem Moosboden, der vollkommen mit einer braunen, stinkenden Flüssigkeit getränkt zu sein schien und während sie den deutlichen Geruch nach Fäulnis und Moder mit ihrer feinen Nase auszumachen wusste, blickte sie aus einem intakten Fensterbogen nach draußen, wo sie erkannte, das in annähernd 4 Schritt unter ihr ein braun-grünliches Moor vor sich hin blubberte und stank. Noch immer verwirrt und erschrocken von den Ereignissen der letzten Tage, wanderte sie tiefer in den ehemaligen Tempel hinein, der noch gut erhalten, jedoch vollkommen mit mattgrünen Kletterpflanzen umwuchert war. Wild wuchs der Sumpfdorn – eine efeuähnliche Pflanzenart die Wände entlang und legte sich mit braunen Schlingen um die Leiber der Statuen oder wuchs an den Fenstern entlang, um Diese zu verdunkeln.
Dicke Spinnen und quiekende Ratten huschten schnell davon, wenn Diara Räume betrat, in denen verschimmelte Strohsäcke und wurmstichige Tische standen, als sie plötzlich glaubte, leises Gemurmel zu hören. Erschrocken hielt sie inne und urplötzlich wurde ihr ihre Einsamkeit bewusst, da sie sich mitten im Herzen eines im Sumpf versunkenem Tempel zu befinden schien und ihre Weggefährten weit weg waren. Ihr schien es, als würden die dünnen Schatten der verfaulten Einrichtung rasch anwachsen und nach ihr greifen wollen und schnellen Schrittes suchte sie nach einem helleren Raum, als sie eine Tür aufstieß, die halbverschimmelt an verrosteten Angeln hing und sich plötzlich an der frischen Luft wusste. Gänsehaut bemächtigte sich ihrer Arme, als ihr gewahr wurde, das sie sich über dem Blätter- und Kronendach des Sumpfes befand und in den fernen Gebirgen den blutroten Ball der Sonne untergehen sehen konnte, dessen warme Strahlen sich im dichten Geäst der mächtigen Schlammbäume verfingen und die wenigen Strahlen, die das Blätterdach durchdringen konnten, vom Wasser des Sumpfes als tanzende Lichtpunkte auf die Mauer der Tempelanlage zurückgeworfen wurden. Von hier aus konnte sie auch das kleine Städtchen sehen, aus dem sie geflohen waren und es schien ihr unglaublich friedlich, wie es sich an Wald und Fluss anschmiegte, als wolle es die letzten Strahlen der warmen Sonne blinzelnd genießen.
Eine tiefe Ruhe überkam die junge Frau und sie spürte wieder Zuversicht in ihrem Herzen keimen, dass sie den Fluch ihrer Existenz unter Kontrolle bringen würde und auch ihren Seelenschmerz, ebenso wie ihre aufkeimende Liebe zu Vintal ins Reine bringen können werde. Seufzend blickte sie der Abendsonne noch einmal hinterher und schritt dann den Wehrgang entlang, auf den sie getreten war, als sie plötzlich wieder das Wispern hörte, das allerdings weitaus näher schien. Wieder sah sie sich gehetzt um und erkannte dann unter dem Wehrgang einen Innenhof aus verfaulten Bäumen, Sträuchern und einen windschiefen, sehr luftigen Pavillon, in dessen Mitte sich eine Moosbewachsene Statue des Gottes Dareos befand. Vor dieser Statue standen Repko und Göflington, die Beide aufgeregt miteinander redeten, sich dabei aber immer wieder gegenseitig zu ermahnen schienen, ruhig zu sprechen, was es Diara schwer machte, dem Dialog zu folgen.
„...kein Leben so! Immer wieder nur stehlen, fliehen, stehlen fliehen!! Es steht mir bis obenhin, bis obenhin!“, zischte Göflington und hielt seine flach ausgestreckte Hand an den Hals. Repko nahm seinen Hut ab, wirbelte ihn einmal durch die Luft und versetzte seinem Gefährten damit eine Ohrfeige. „Hör zu, Göflington! Dieses Leben hat sich Niemand von uns Beiden ausgesucht! Denkst du denn ich wollte das so? Denkst du denn, ich will ein Feind dieser Häscher sein? Es waren DEINE“, er wurde wieder lauter und Göflington ermahnte ihn zur Ruhe „deine Gefühle für diese unheimliche ••••••••, die dich da hineingezogen haben, nicht irgendeine Handlung von mir! Ich hatte mein Leben stets unter Kontrolle, wusste um meine Ziele, doch du – Göflington – bist ein beeinflussbarer dummer Junge, der von Träumen und Ideen faselt, dabei aber den Schmutz der Welt übersieht! Ich sage dir, was wir machen: Wir werden die Beiden loswerden, diesen Tempel plündern und uns dann in den warmen Süden...“ „Nein!“, fuhr Göflington ihm ins Wort „Nein, diesmal nicht! Diese Herumtreiberei muss und wird ein Ende haben! Ich, Repko, ich spüre einfach tief in mir, das da noch Etwas ist – ein Kapitel meines Lebens in einem Buch, das ich gerade lese! In meinem Herzen ist eine große leere Stelle, wie ein weißer Fleck auf einer Landkarte, den ich nicht füllen kann, der mein Leben aber prägen wird, das spüre ich einfach! Und ich denke, das dies ein Leben in Ruhe sein muss, ein Leben mit Heim, einer Arbeit, einer liebevollen Frau wie Diara und Kindern!!“ Diara musste gegen ihren Willen leicht schmunzeln und sah, wie Repko unwillig das Gesicht verzog. Auch Göflington sah dies und ihm sprudelte ein Satz förmlich aus der Tiefe seines Herzens, den er wissentlich nie formuliert hatte, und der Beide gleichermaßen erschreckte: „Dareos will es so!“
Repko lachte hustend auf, spuckte geringschätzig auf den Boden und schien langsam wütend zu werden. „Dareos?!? DAREOS??“, brüllte er und es hallte von den Wänden des verfallenen Tempels wieder „DAREOS ist ein NICHTS! Ein toter Gott, eine armselige Erinnerung in den Köpfen dummer Menschen, ein Götze für schwache, dumme Menschen!!“ und während er vor Wut und Hass beinahe schäumte, griff er zur Unterstreichung seiner Worte nach einem massiven Felsbrocken, hob ihn mit beiden Armen keuchend über den Kopf und schleuderte das kleine ehemalige Mauerstück gegen die Statue des Dareos, die in dem Pavillon stand. Göflington wollte völlig erschrocken eingreifen und rannte auf Repko zu, doch Dieser verschwand plötzlich im Boden und mit ihm die Statue, als das geflieste Mauerwerk zu ihren Füßen ob der Wucht des Steines splitterte, sich hob und senkte und dann schließlich mit der Statue in einem Umkreis von zwei Schritt absackte.
„REPKO!!“, schrie Göflington erschrocken und wischte sich den Staub aus dem Gesicht, als er seinen Kameraden auf dem Rücken liegend 2 Schritt unter sich sah, halbvergraben von alten Stützbalken, gesplitterten Steinfließen und Erdreich, sich jedoch gerade fluchend und Erde spuckend freischaufelnd.
„Ein Gang!“, entfuhr es Göflington leise und auch Repko spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit des Ganges hinein, in dessen Mitte er eingebrochen war und der wohl 2 Rechtschritt breit und groß war, aus festgestampfter Erde bestand und mit morschen Holzbalken abgesichert zu sein schien.
Abermals Erde und Staub ausspuckend, setzte Repko seinen Hut wieder auf und kletterte an einigen großen Steinen behände wieder hinauf, wobei er dankbar die dargebotene Hand Göflingtons ergriff, als die Beiden und urtümliches Stöhnen und Wehklagen hörte, das hohl aus dem dunklen Gang zu kriechen schien. Beide hielten erschrocken inne und blickten in das dunkle Viereck des Ganges, dessen Schatten urplötzlich lebendig schienen und sich zu winden begannen, um dann ungeschickt vorwärts taumelnde Kreaturen auszuspeien, deren vertrocknete Haut sich über leblose, braun vermoderte oder weiße Knochen spannte und in deren Augen sich der Wahnsinn des Todes zu spiegeln schien. Begleitet vom trommelnden Takt der beiden Gefährten, deren vor Entsetzen die Augen aus den Höhlen zu treten schienen, schoben sie sich schnell gegenseitig vorwärts, als der Bann brach, der Repko und Göflington gefangen hielt und Beide schnell nach ihren Waffen griffen.
Mit ungestümer Kraft hieb Göflington auf den ersten Arm, der nach Repkos Bein gegriffen hatte und ließ ihn zersplittern, doch neue Gestalten mit vor Wut verkrampften knöchernen Fingern griffen nach den Beiden und Diese zogen sich unter Hieben zurück in den Innengarten.
Mühsam parierte Repko den Schlag eines Armes, der ein rost zerfressenes Schwert schwang und brach Diesen mit einer schnellen Bewegung entzwei, doch stürzte der Körper des von Unleben erfüllten Angreifers schwer auf ihn und riss ihn zu Boden. Neben ihm verteidigte sich Göflington so gut er konnte gegen mehrere auf ihn zuwankende Skelette, doch schien auch ihm die schiere Übermacht erdrückend und rannte fluchtartig davon, als er sah, das Repko von den Angreifern überrannt wurde. Mit klopfendem Herzen und vor Angst heiserer Stimme schrie er den Namens seines Gefährten und rannte blindlings auf den ersten Knochenmann zu, der gerade zum Schlag in das Gesicht des Gestürzten ausholte, als eine Tür im Innenhof barst und Vintal mit vor Wut gefletschten Zähnen in den Hof stürzte und mit einem harten Tritt den Arm des Untoten vom Rest des Leibes trennte. Gefährliche Wut loderte in den Augen des Drachenmannes und ließen ihn blind für den dankbaren Blick werden, den Repko ihm zuwarf, als er sich schnell auf allen Vieren in Sicherheit rettete um nach seiner Waffe zu hechten.
Immer mehr der wankenden untoten Gestalten kamen aus dem Loch gekrochen und die Drei erkannten die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage im Angesicht der ausgedörrten oder verfaulten Körper, die sich schlurfend und klappernd auf sie zu bewegten, dabei stumpf die Arme mit Waffen schwangen oder von unheiligem Leuchten erfüllter Augen den Blick der Drei suchten.
Repko schluckte schwer, sein Rücken schmerzte vom Sturz und er murmelte leise und an Göflington gewandt „Verzeih mir, mein Freund!“, und Dieser legte ernst seine Hand auf dessen Schulter und flüsterte mit leisem Unterton der Angst in der Stimme: „Es ist gut.“
Vintals Blick glitt über den Feind und heiß kochte sein drachisches Erbe in den Adern, als er spürte, dass ihm ein großer Kampf bevorstand. Es wäre sein Wunsch gewesen, seine Begleiter in die Schlacht zu führen, doch konnte er deren Zögern und ihre Angst förmlich riechen, als hinter ihnen ein scharfes Sirren zu erkennen war und einer der herannahenden Kreaturen von zwei Pfeilen von den Beinen gerissen wurde, die in seinem Brustkorb aufschlugen und kleine Fontönen aus Staub herausschlugen.
„Herr Dareos, führe mein Klinge in Zorn und Kampf!“, brüllte ein älterer Mann in Plattenrüstung und Kinnbart, der aus einem großen Saal hinter ihnen auftauchte und ein schlammbespritztes Gewand trug.
Erstmals spürte Repko wieder Hoffnung in sich aufkeimen und griff nach seinen Wurfmessern...


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