Das folgende sollte ein pseudophilosophischer Beitrag zum Thema werden, das Produkt wird evtl. ein wenig von Dummschwall dominiert. Ich poste ihn dennoch, weil er irgendwo noch die Grundzüge meiner Meinung zum Thema beinhaltet.

Das Aufstellen fester Regelungen ist IMO eine große Schwäche, der viel zu viele Leute anheim fallen. Denn auf diese Art und Weise beschränken wir selbst unseren Handlungsfreiraum und schließlich auch unsere Denkensweise. Man kann einem Menschen nicht durch Regeln beibringen, dass eine Handlung falsch oder schädlich ist, weil eine solche Einschätzung von individuellen moralischen Maßstäben abhängt. Stattdessen beansprucht derjenige, oder auch die Gruppe derjenigen, die eine Regel aufstellen, auf moralischer oder einer sonstigen Ebene (etwa in den diversen "Wissenschaften") ihren Gegenübern überlegen zu sein. Selbst wenn eine solche Regelung einem großen Kreis von Personen entstammt, womöglich sogar so groß, dass alle von ihr Betroffenen an der Ausarbeitung dieser Regel in einem zwanglosen und freien Diskurs zusammen treffen, kann eine festgesetzte Regel dadurch ungerecht sein, dass sich die Umstände, unter denen sie gelten soll ändern. Somit ist eine Regel oder ein Komplex von Regeln ineffektiv, um das Ziel einer Gemeinschaft Gleichgestellter zu erfüllen, die stets nach dem Interesse aller ihrer Mitglieder, nicht bloß eines größtmöglichen Teils, strebt. Denn Regeln sind an sich zu unflexibel, um zu jedem Zeitpunkt eine möglichst gerechte Lösung für ein Problem zu bieten.
Statt sich an selbst geschaffenen Regeln fest zu klammern, sollten sich die Moderatoren eher zum Ziel setzen, dass allen Mitgliedern ein gewisses Bewusstsein zu Teil wird, auf welche Art und Weise sie falsch, oder besser gesagt zum Schaden der Gemeinschaft handeln. Aus diesem Grund sind Verwarnungen nur als ein letztes Mittel, wenn überhaupt, von einer Einzelperson verteilt werden. Und auch diese Person muss sowohl den Träger der Verwarnung, als auch sein Umfeld im Forum berücksichtigen können. Nach Möglichkeit sollte eine Verwarnung nur von einem Gros der Gemeinschaft aus ausgesprochen werden, wenn sie in ihren Interessen ernsthaft gefährdet wird. Über eine Verbannung sollte ausschließlich in einem Diskurs einer größtmöglichen Anzahl an Personen, die nicht mit grundsätzlich gleichen Interessen am Diskurs teilnehmen und den Willen der gesamten Gemeinschaft hinreichend einzuschätzen wissen, entschieden werden.

Was ich hiermit allgemeiner gesagt habe, möchte ich auf den speziellen Fall des Pseudomoddings noch einmal anwenden. Das Problem beim Pseudomodding besteht darin, dass die Entscheidungsfähigkeit oder die Ausschließlichkeit der Entscheidung eines zumindest theoretisch privilegierten, als Autorität über dem Rest der Gemeinschaft gesetzten von anderen angezweifelt wird. Durch das Bestehen von Privilegien regt sich der Wunsch bei einem Kreis der nicht derart privilegierten, ebenfalls Macht und Autorität auszukosten. Pseudomodding ist somit eine Nachahmung einer Autorität, die meist aus Nichtakzeptanz oder auch aus Neid vollzogen wird. Dass diese Versuche oft nur kläglich bleiben liegt daran, dass Pseudomoddern fast immer die Erfahrung fehlt, sich auf die Weise eines Moderatoren auszudrücken.
Die Trennung, die zwischen Moderatoren und "normalen" Mitgliedern besteht, ähnelt einer entschärften Beziehung zwischen Aristokraten und Bürgerlichen. In der Erkenntnis, dass diese Trennung ungerechte Folgen mit sich zieht, ahmen die "normalen" Mitglieder das Verhalten der höher gestellten Moderatoren nach, oder versuchen sich mit etwas geringerer Finesse (in manchen Fällen sind jedoch beide Methoden an sich gleichartig) durch das Zurschaustellen einer vermeintlich besseren Position, im wirklichen Leben durch allerlei Statussymbole, in Foren durch das Tragen höherer Postingzahlen, in eine vermeintlich bessere gesellschaftliche Situation zu bringen. Beides verletzt die Privilegierten, unabhängig von ihrer Zeit, weshalb sie diesen Methoden der Anmaßung mit aller Kraft unterbinden wollen. Doch da jene "anmaßenden" Personen auch dazu neigen, ebenfalls Großteile der Gemeinschaft mit ihrem Verhalten indirekt zu schädigen, indem mit ihrer Selbstdarstellung übermäßig penetrant vorgehen. Das lässt sich in etwa mit Mehrfachpostings, kombiniert mit einzeiligen und kaum sinnträchtigen Inhalten oder der übermäßigen Verwendung von Smilies gleichsetzen.

Alle diese Probleme entstehen aus meiner Sicht aus einem Unverhältnis zwischen Moderatoren und "einfachen" Mitgliedern sowie Alteingesessenen und Neulingen. Eine weitgehende Abschaffung von Privilegien, oder besser dem Fundament, auf dem sie fußen, könnte eine Möglichkeit sein, den Wahn einzelner nach Selbstprofilierung einzudämmen.
Ich möchte dem Post noch anfügen, dass ich die Idee von Moderatoren in ihren Grundzügen ablehne und deshalb nach Möglichkeit auch versuche, jedes Mitglied der Gemeinschaft unabhängig von Titel oder Privilegien zu betrachten.