Naja, das ist das deutsche Trauma. Ich glaube darüber können studierte Psychologen und Historiker wochenlang Kongresse halten. Den das 3.Reich hat solch starke Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Staat und Staatsmitglieder Deutschlands, dass diese Veränderung, die nach dem Krieg eingetroffen ist, sogar heute noch anhält. Ich glaube in keinem Land findet man eine entsprechende Verhaltensweise des Volkes.Zitat von Galuf
Ich halte mich auch nicht an bestimmte Regeln oder höre bestimmte Musik gerne (Himmel, ich mag nur sehr wenig schweizer Volksmusik. Nach 10 Minuten bekomme ich normalerweise Krämpfe). Ich lebe auch nicht wie meine Vorfahren (mal abgesehen davon, dass dies im Normalfall sowieso nicht möglich ist...wegen den gesellschaftlichen Veränderungen versteht sich). Trotzdem fühle ich mich sehr mit meinem Land verbunden. Ich seh das in etwa so: Wie meine Eltern und meine Grosseltern schon an diesem Land gebaut haben, so will auch ich für meine Kinder un Enkel an diesem Land weiterarbeiten. Das Land ist das Produkt unserer Arbeit, und darum kann man auch stolz auf ein Land sein.
Ob man stolz sein kann, Mitglied des Landes zu sein ist eine andere Frage... Es kommt darauf an, wie man das definiert. Ich seh das so: Wenn ich sage, ich bin xyz so bin ich das Produkt jenes Landes, ergo wieder das Produkt der Arbeit meiner Vorgänger. Und weil man ja sagen kann, ich bin stolz auf das, was meine Vorgänger geschaffen haben und man selber das Produkt ist, kann man auch stolz sein, einem bestimmten Land anzugehören. Aber das wird schon fast wieder ein wenig phylosophisch...
Übrigens: Regierungen treffen falsch oder schlechte Entscheidungen. Patriotisch zu sein heisst für mich nicht, alles kritiklos hinzunehmen oder sich nicht mit der Materie zu beschäftigen. Als gutes Beispiel dient die "Das Boot ist voll"-Politik der Schweiz während des 2.Weltkrieges. Was mich hingegen wieder stolz gemacht hat, war der Umstand, dass sich die heutige Regierung aufgerafft und in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden und Historikern die eigene Geschichte aufgearbeitet hat (gerade deshalb empfand ich die Bemerkung von Israel Singer vor kurzem einfach nur als daneben).
Egal, ich bin ein wenig abgeschweift. Noch was zur Stalin-Geschichte... Das darf man nicht laut sagen. Ich wurde hier schon belehrt, dass die Genozidopfer Hitlers "wertvoller" sind als die Willküropfer Stalins (obwohl in diesen Dimensionen Zahlenvergleiche sowieso lächerlich werden).