"Teamsuche", jaja, mal wieder.
Nun, es hat sich irgendwie so eingebürgert, dass alle zwei Wochen ein Thread aufpoppt, in dem irgend jemand irgendein Team zusammenzukratzen versucht, mit dem er endlich seine „Visionen“ umsetzen kann. Vorneweg: dies ist einer davon. Oder anders: man findet in letzter Zeit massig Threads mit einer unausgegorenen, oder simpel ausgedrückt klischeebeladenen Geschichte. – Dies ist wohl einer davon.
Ich will nicht heraus posaunen, dass ich den heiligen Gral im Geschichten erzählen gefunden hätte, dass die Erzählung, die ich vorstellen möchte, das literarische Ei des Kolumbus sei, denn das trifft alles nicht zu. Ich kann jedoch guten Gewissens behaupten, dass die Geschichte durchdacht ist, denn es steckt eine ordentliche Wegstrecke Gehirnschmalz dahinter. Letztlich bin ich noch nicht einmal wirklich sicher, ob man aus der Geschichte ein brauchbares und vor allen Dingen unterhaltsames Spielekonzept entwickeln kann. Aber ich habe so eine Ahnung und diese „befähigte“ mich dann nun auch diesen Thread zu schreiben.
Kurze Vorstellung meinerseits. Ich hab mit diesem Thread nun drei ganze Posts hier. Unwissende mögen mich also durchaus als einen nOOb, oder newbie, bezeichnen. Das ist so nicht vollständig richtig. Tatsache ist, dass dies nun mein zweiter Anlauf in diesem Forum ist, seit dem ich vor gut einem Jahr (?) meine Mitgliedschaft in diesem Etablissement kündigte und seither eigene, makerfreie Wege gegangen bin. Dokumentarische Überbleibsel findet man beispielsweise als gepinntes Charakterdesign-Tutorial unter dem Nickname „birdman“.
Letztlich komme ich also aus der Grafikecke. Ich bin Zeichner und in keinster Weise programmiertechnisch begabt. Von daher besitze ich wohl auch nicht die natürliche Geduld so lange an einem Script zu basteln – bis es läuft. Mal abgesehen davon, dass ich dazu wohl auch nicht den Hauch einer Zeit hätte. Insofern kann ich trotz all der Einfachheit des Makers mit nichts aufwarten, außer einem „Quentchen“ Story und ein paar fadenscheinigen „Visionen“. Doch vielleicht finden sich ja aufgrund eben dieser ein paar Leutchen, die Spaß daran hätten so etwas wie hier dargestellt in Angriff zu nehmen.
Um Missverständnissen in dieser Art vorzubeugen: Hier ist nicht die GESAMTE Geschichte mit ALLEN Details dargestellt, sondern nur ein kleiner Teil, vielleicht das erste Sechstel, wenn nicht weniger. Und Sie ist auch eher grob umrissen, als wirklich ausformuliert. Nutzt also die folgende Vorstellung eher als Klappentext. Die „wirkliche“ Geschichte mitsamt Ende (auf welches ich besonders stolz bin – also wenn ich eines an diesen meinen Geschichten mag, so ist es das Ende) sitzt abrufbar in meinem Kopf – Vorgeschmack wie folgt:
[why] (vlfg. Titel; Arbeitstitel: „Der Turm“)
[why]
„Tatsächlich erscheint es aufgrund zahlreicher Dokumente durchaus plausibel, dass es der Turm ist, der Menschen dazu beflügelte, über ihre Grenzen hinauszuwachsen und ihr bequemes Primatenstadium aufzugeben. Mit eben jener Wahrscheinlichkeit ist somit zu Schlussfolgern, dass es der Turm ist, der unsere Zivilisation und ihre Kultur nachhaltig beeinflusst oder gar erst möglich gemacht hat.“
A. Stern, „Über die soziologische Bedeutung des Turmes“ Bd.1, S.472, Z.4 ff
„Der Turm als solches ist viel weniger Monument, als Mahnmal. Er zeigt wie kein anderes Objekt die Unterlegenheit der menschlichen Gattung und ihre Begrenztheit im Verständnis vom Universum. Doch muss uns eines klar sein. Kein Erdgeborenes Wesen, keine erdgeborene Kultur, kann ein derartiges Subjekt erbaut haben, oder - wenn dem doch so war, so hat sie diesen Planeten verlassen ohne eine Spur zu vermachen.“
R. Santiago „Das Wesen des Turmes – Essays“ aus dem Editorial S.7, Z.28 ff
Es ist das Jahr 1962, der Mensch ist bereit, die Menschheit ist bereit. Bereit, den nächsten Schritt zu wagen. Seit ihrer Existenz, seitdem der erste Primat den aufrechten Gang wagte, bewegt die Frage nach der Bedeutung des „Turmes“ Wissenschaft und Kunst, Phantasie und Kalkül. Der Turm, gigantisch ragt er bis in die Wolken und höher, hat es wie kein anderes Element verstanden sich in jeglicher Form zu verklären und keinen Deut der Erklärung, keinen Wink oder Hinweis zurückzulassen. Er ist schlichtweg DA. Und da alles sein eine Bedeutung haben muss, sucht auch der Mensch hinter den glatten Mauern aus unbekanntem Material nach einer Erklärung, einem Grund für das Sein dieses Monuments – vielleicht auch in der Hoffnung seine eigene Existenz damit erklären und legitimieren zu können. Nach zwei Weltkriegen steht den Nationen nun ein neuer Kampf bevor. Ein Wettkampf. Wer wird es zuerst schaffen die Spitze des in den Himmel ragenden Kolosses zu erreichen. Die kapitalistischen Vereinten Nationen oder die Kommunisten der UdSSR? Und doch kann die Angst diesen Wettkampf zu verlieren nicht gänzlich die wissenschaftliche und theologische Neugier tilgen, mit der beide Seiten dieses Projekt in Angriff nehmen. Der Turm soll bezwungen werden. Der Wettlauf ins All hat begonnen.
Am 20.02.1962 startet das Projekt der USA eine Mannschaft von Astronauten in den Weltraum zu schicken, zur Untersuchung des Turmes und möglicher Erreichung der Spitze. Carpenter, Cooper, Glenn, Grissom, Shepard und Slayton bilden die Besatzung für diese wichtige Mission, doch die sechs jungen Männer kehren nie von ihrer Reise zurück. Das Raumschiff verschwindet Spurlos, Monate später wird vorgegeben man habe Trümmerteile geborgen. Die USA stempelt den Vorfall als russischen Sabotageakt ab, da es jedoch keine Beweise für derartige Aktionen gibt, wird der Vorwurf fallen gelassen. Die Raumfahrtbehörde verschweigt, dass möglicherweise noch ein anderes Objekt auf dem Radar zu sehen war, kurz bevor der Kontakt zur Raumfähre abbrach. Der Staat trauert um sechs Astronauten. Der Traum von der Wahrheit scheint in weite Ferne gerückt.
Zehn Jahre später wird erneut ein Versuch gestartet. Ein Shuttle soll die Männer ins All bringen – unter ihnen der junge Heißsporn J. Graham. Die Männer müssen im All erkennen, dass der Turm, sofern es einer ist, noch höher ragt, als erwartet, doch bevor sie ihre Beobachtung an das Raumfahrt - Kontrollzentrum senden können, bricht der Kontakt zur Erde ab. Das Shuttle verschwindet von den Radaren. Es gerät in Turbulenzen und die Astronauten an Bord verlieren das Bewusstsein. Später wird der Staat die drei Männer ebenfalls für tot erklären.
Doch damit ist er im Irrtum. Den J. hat überlebt. Er wacht neben dem Wrack des Shuttels und den darin befindlichen Überresten seiner Teamkollegen auf. Mitten in der Wüste, um ihn herum nichts als Sand. Niemand scheint vom Absturz Notiz genommen, bzw. sich auf die Suche nach ihm begeben zu haben. Nach einem langen Marsch erreicht J. ein Einwohner-Etablisment. Die Eingeborenen sprechen eine Sprache, die er nicht versteht, tragen Kleidungsstücke, die ihm unbekannt sind. Schließlich trifft er auf einen stummen, jungen Mann der ihn zu verstehen scheint und ihm hilft ein Quartier für die Nacht zu finden. Es kommt zu einer einseitigen „Beziehung“ zwischen den Beiden, die darin besteht, dass der Fremde J. hilft, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Am dritten Tag dieses stummen Einverständnisses einer Freundschaft zwischen dem Fremden und ihm, spielt jener ihm ein eng beschriebenes, fast zerfallendes Buch zu. J. stockt der Atem, es sind Aufzeichnungen, die mit dem Namen A. Carpenter unterzeichnet sind. Er beginnt zu ahnen, dass er sich längst nicht mehr auf seinem Heimatplaneten befindet.
Außerhalb der Siedlung der Menschen trifft er auf eine fremdartige Rasse, welche durch einen Ritus in der Lage zu sein scheint, die Realität zu verändern. Dazu benötigen sie jedoch eine bewusstseinserweiternde Droge, „Mana“ genannt. Sie wird aus unscheinbaren, knopfgroßen Pflanzen gewonnen. Pflanzen, die im Schatten eines gigantischen Turmes wachsen, der aus der Wüste ragt...
Soviel vielleicht um einen Ersteindruck zu bieten. In [why] treffen wir auf einen Alternativentwurf zu unserer heutigen Welt. Auf dem Afrikanischen Kontinent ragt eine riesige Säule aus unbekanntem Material empor, bis in den Himmel. Sie war Grund für viele theologische und kulturelle Konstrukte, Grund für Kriege und für einen ständigen Wettstreit zwischen den Nationen darum, wer das Geheimnis dieses Objektes, schlichtweg als „Der Turm“ bezeichnet, als erster lösen würde. Ereignisse wie der Erste und Zweite Weltkrieg, natürlich auch Dinge wie die Christianisierung, Kreuzzüge und all das, was wir mit menschlicher Geschichte verbinden, hat stattgefunden, also ein Entwurf, der dem Bild unserer Welt sehr ähnlich ist, jedoch mit einem gravierenden Unterschied: einem riesigen Turm, der aus ihr herausragt. USA und Russland haben es sich zu Aufgabe gemacht dieses Geheimnis zu lüften. Jeweils, um seine Überlegenheit gegenüber dem anderen ideologischen, bzw. politischen System zu verdeutlichen und eben selbiges zu demütigen. Wer den Kampf um den Turm gewinnt, gewinnt auch den Kampf um den Planeten selbst.
[why] spielt mit dem Gedanken eines alternativen Universums, ohne zwingend das vorhandene außer Kraft zu setzen, was seine Gesetzmäßigkeiten (und seine kulturellen Eigenschaften - im Sinne des Planeten Erde und des Menschseins) betrifft, jedoch lässt es die Option offen einige dieser Gesetzmäßigkeiten außer Kraft zu setzen. Natürlich stellt das ganze oben besprochene nur den Hintergrund da, sozusagen das Brikett, welches die Handlung in Schwung bringt. Auch wenn die unbefriedbare menschliche Neugier als Aufhänger dient und einiges an politischem Kalkül hinter dem ganzen steht, so sollte nicht außer Acht gelassen werden, wer sich die Sache ausgedacht hat (nämlich in erster Linie ein Cartoonist) – womit man dann zu der Auffassung kommen wird, dass es neben diesem, denke ich doch mal, recht interessanten und teils auch sehr philosophischem Background vor allem um Abenteuer und Spannung geht. Denn nicht nur der angesprochene Wettkampf zwischen Washington und Moskau ist spannend sondern auch das was der „Sieger“ schließlich entdeckt, womit man zum eigentlichen Beginn einer abenteuerlichen Reise kommt, deren Ende wohlmöglich die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens bieten könnte.
Was also ist der „Turm“? Ein Konstrukt einer uralten Zivilisation, ein von Gott selbst geschaffenes Opus, eine Verbindung zum Schöpfer? Wie ist er entstanden? Und wo endet er? Fragen, welche die Menschen Jahrtausende bewegten und prägten. Ein so gewaltiges Objekt, dass es nie von Menschenhand erbaut werden könnte (man denke an den Turmbau zu Babel), von dem Durchmesser einer Stadt, aber ohne Eingang, aus einem Material, welches unzerstörbar scheint. Niemand weiß, was im Innern des Turmes ist, niemand wagt es sich auch nur zu erträumen was einen an seiner Spitze erwartet. Doch je höher der Mensch hinauskommt, um so mehr lässt sich erahnen, dass der Turm noch lange kein Ende hat.
Die Frage nach dem Ende ist so metapherbelastet wie die Frage nach dem Anfang, vielleicht ist die Antwort auf beides die gleiche, am Ende findet sich ein Anfang, der wieder zum Ende führt, ein Kreislauf, doch an irgendeinem Punkt muss eine unbeirrbare Wahrheit sitzen, so hofft man, der Sinn von Anfang und Ende. Und dieser Frage geht der Held nach. Er erlebt Abenteuer, gerät an verschiedene Kulturen, tritt mit ihnen in Kontakt und tauscht Erfahrungen aus. Er sieht sich einer Übermacht dunkler Gestalten gegenüber, gegen die er bestehen muss und hat Gefährten, die ihm bei weitem überlegen zu sein scheinen. Ist der Weg in all seiner Konsequenz nicht schon ein Teil des Endes? Man versucht ihn davon abzuhalten, die Wahrheit über alles zu erfahren, doch er ist sich sicher, dass derjenige, der die Wahheit kennt, derjenige ist, der sich ihm entgegenstellt. Er erfährt, dass er Dinge tun kann, unvorstellbare Dinge, dass Wissen gefährlich ist. Doch ebenso begegnet er der Gewissheit, dass er seinen Feinden in einem ganz anderen Punkt überlegen ist, augenscheinlich unbedeutend, doch noch mächtiger als Wissen.
Das Spiel ist als parabolischer, energiegeladener Weltraumtrip mit philosophisch, mysthischen Anklängen konzipiert, der ein düsteres, metaphorisch und bildsprachlich umfangreiches Sci-Fi-Märchen aufzeichnet und viele extravagante, jedoch allzu menschliche Ideen aufweisen soll. Angefangen bei dem historischen Konflikt zwischen Ost und West, dem kalten Krieg, ein seltsames Ziel vor Augen, bis hin zu dem unheimlichen Bösen, welches den Helden stets zu folgen scheint und der endgültigen Antwort, was am Ende der Türme, am Ziel der Reise zu finden ist.
Ich denke, es ist abzusehen, dass das eine ganze Menge Stoff ist – wie ich hoffe interessanter und guter Stoff. Ich jedenfalls konnte mich selbst halbwegs davon überzeugen – wer mich kennt, weiß, dass auch das schon ganz schön schwer ist. In gewisser Weise bin ich also guter Dinge, dass sich vielleicht der ein oder andere ebenfalls angesprochen fühlt und wenn diese Zeilen noch jemand liest, dann kann ich mir auch sicher sein, dass es mal nicht am Textumfang gescheitert ist – in dieser manchmal doch recht lesefaulen Community. Ich weiß auch, dass das eine recht ausführliche Vorstellung einer Geschichte war, doch letztlich hat sie nicht wirklich etwas über die endgültige und vollständige Story verraten. Diese erwartet euch vielleicht in ein paar Jahren – so wahr ich hier ein paar Interessierte finde. Und ob dies der Anfang oder bereits das Ende ist – mag sich zeigen
In diesem Sinne, bleibt mir gewogen - b