-
Ehrengarde
Vor Rabe war Raikiru dran. Raikiru erhob sich von dem Tisch und nahm seinen Bogen in die Hand.
Ein Raunen und tuscheln ging durch die Menge. Rabe konnte Bruchstücke auffangen wie „Ist das wirklich Raikiru?“ oder „Was für ein mächtiger Bogen!“. Rabe kam ein völlig neuer Gedanke:
„Raikiru ist ja eine richtige Persönlichkeit! Ich muss etwas von seiner Vergangenheit erfahren!“
Raikiru schritt an die ihm vorgegebene Linie. Doch sehr begeistert war er davon nicht.
Raikiru: Das ist eine Beleidigung für meinen Bogen! Ich gehe freiwillig noch bis an das Ende der Taverne zuück, auch wenn es mir vielleicht den Sieg kostet!
Er ging zurück und wie auf Befehl teilte sich die Menge. Alle Augen lagen auf ihm. Sie konnten nicht fassen, was er vorhatte! Die Entfernung war schon so groß genug und jetzt verlängert er sie noch. Einfach unfassbar,...
Rabe war nicht minder beeindruckt. Gespannt sah er ihm zu. Raikiru stellte den Bogen mit dem einen Ende am Boden ab, hielt ihn fest mit der linken, nahm einen seiner Pfeile und spannte mit einem mächtigen Zug den Bogen. Jetzt fiel Rabe erst auf, dass Raikiru einen Handschuh über seiner linken Hand schon die ganze Zeit trägt. Ein Auge knief Raikiru zu und zielte. Die Stille konnte man schon fast riechen! Lange lies er sich nicht Zeit mit dem Schießen. Leider schoss er das erste Mal daneben, aber beim zweiten Mal verfehlte er nur wenig die Mitte. Er schoss schon nach wenigen Sekunden und der Pfeil sauste nur so durch die Luft und blieb 7 Zentimeter neben dem Mittelpunkt der Zielscheibe stecken. Rabe wunderte es, dass der Pfeil nicht gleich die Scheibe durchbohrt hatte!
Die Menge jubelte! Niemand war ihm böse. Es war zwar nicht das beste Ergebnis, aber die Entfernung war beachtlich. Er nahm seinen Bogen machte ein zwei Mechanismen auf und nahm die Bogensehne. Er legte sie in seinen Lederbeutel. Danach faltete er einfach den Bogen! Nach dem er fertig war ging er hinüber zu Rabe, der ja jetzt an der Reihe war und klopfte ihm auf die Schulter.
Raikiru: Hey Rabe! Übernimm dich nicht! Sei nicht enttäuscht wenn du nicht dein gewünschtes Ziel erreichst!
Rabe nickte und Tario rief mit seiner mächtigen Stimme Rabe als nächsten Teilnehmer auf. Er nahm seinen Bogen und blickte zu Daru. Daru zwinkerte ihm zu, als würde er ihm viel Glück wünschen. Das wird hart! Zuerst Tario, Raikiru, Drau und noch mehr Gegner!
Als Rabe durch die Menge ging, gab es kein Raunen oder Tuscheln. Ihn kannte ja niemand. Irgendwie war er ein wenig zornig darüber! Wenigstens ein wenig anfeuern hätte ihn genügt und gefreut! Er war jetzt fest entschlossen es ihnen allen zu zeigen! Es ging ihm nicht mehr um die Preise sondern mehr an die Anerkennung! Diese Situation war für ihn ungeheuer wichtig. Er wollte nicht so sein, wie in Noctrun. Jetzt ging es ihm nur mehr um ihn! Ein wenig glühte aber noch immer der Sportsgeist in ihm. „Ihr werdet schon sehen!“, murmelte er. Er ging an die Linie, nahm seinen Bogen von seinem Rücken und wollte gerade den Pfeil einspannen als wieder die Leute zu tuscheln begannen. Nur warum diesmal? Ein Mann riss ihn aus seiner Fassung mit einer einfachen Frage.
Mann: Ist das auch ein Bogen aus dem Korkiri-Wald?
Rabe: Ja,... was soll diese Frage?
Mann: Ist es nicht gefährlich im Kokiri-Wald?
Rabe sah ihn verwundert an. Der Kokiri-Wald soll gefährlich sein? Und warum kam dann Daru ohne Probleme mit zwei Bögen zurück?
Rabe: Das ist mir neu,... Jemand hat mir diesen Bogen mitgebracht!
Mann: Ach so,...
Der Mann ging zurück in die Menge. Ein wenig schien es, dass er ein wenig mit der Antwort enttäuscht war. Vielleicht erhoffte er sich ein nettes Abenteuer zu hören, aber Rabe musste ihn in dieser Hinsicht enttäuschen. Das kurze Gespräch riss ihn aus seiner Konzentration, aber er fand sie wenig später wieder. Er spannte den Pfeil ein und legte den Bogen an und begann zu zielen. Rabe hatte schon öfters mit Bögen geschossen, aber dieser Bogen schien ihm leichter zu sein und deshalb tat er sich leichter beim Zielen. Ok,.. Er hatte genau drei Pfeile, die er so gut wie möglich in die Nähe der Mitte schießen sollte. Er versuchte so gut wie möglich seine Nervosität zu verdrängen und sich zu konzentrieren. Er merkte bald wie sein Zielmaß immer weniger dahin schwank. Er schoss! Nur der Pfeil, blieb leider am äußersten Ende der Scheibe stecken. Er seufzte schwer...
Er nahm den zweiten Pfeil und versuchte es wieder und auch diesmal war das Ergebnis eher schlecht.
Mann: Was ist den los mit dir? Du bist doch nichts weiter als ein gewöhnliches Kind.
Die Menge begann zu lachen! Kind?! Enormer Zorn schoss in Rabe hoch und ohne es zu Wissen glühte sein Brandfleck wieder dunkelrot.
Es schien ihm eine halbe Ewigkeit zu sein als er endlich den Bogen wieder fertig ausgerichtet hatte. Er wollte schon trotzig loslassen, als plötzlich ein kalter Windzug über seinen Arm streifte. Er sah nach links und sah schon wieder aus die Gestallt aus seinen Träumen. Das Licht unter ihrer Kapuze funkelte ihn an. Seltsamer Weise erschrak er nicht und blieb ruhig beim Zielen. Es war der Atem des Wesens den er spürte und Gänsehaut kam ihm auf! Rabe murmelte zu dieser Gestallt.
Rabe: Was suchst du hier?
???: Ich sagte, dass ich wieder kommen würde! Ich weiß was du jetzt denkst! Du willst es allen zeigen, dass du es kannst! Kümmer dich nicht um sie! Zeig es mir! Beweise es mir! Schieß!!!
Rabe folgte gehorsam und sah wieder in Richtung Zielscheibe. Kurz danach ließ er die Sehne los und der Pfeil sauste davon. Rabe drehte sich wieder nach links, aber die Gestallt war nicht mehr hier! War das alles nur Einbildung? War der kalte hauch doch nur ein leichter Luftzug? Das Jubeln der Menschen riss ihn aus den Gedanken. Er sah in Richtung Zielscheibe und tatsächlich steckte dort sein Pfeil! Tario rief daraufhin:
Tario: Glückwunsch an den jungen Rabe! Er verfehlte den Mittelpunkt nur knapp und jetzt legt er den anderen etwas vor!
Geistesabwesend ging Rabe wieder zurück zu Daru. Jetzt wo die Zuschauer jubelten war das ganze ihm nicht mehr so wichtig. Es siegte doch der sportliche Ehrgeiz und nicht der Stolz.
Daru: Gut geschossen! Gratuliere!
Rabe: Danke, aber habe ich nicht zu lange gezielt?
Daru: Wenn du nichtmal zwei Minute lang meinst, dann weiß ich nicht!
Rabe: Hast du die Gestallt gesehen neben mir?
Daru: Meinst du mit „Gestallt“ den Mann?
Rabe: Nein, ich meinte damit das Wesen mit der Kapuze...
Daru: Also so eines habe ich nicht gesehen, warum denn?
Rabe: Ach nicht so wichtig...
Mit einer Handbewegung wollte er zeigen, dass das Thema nun abgeschlossen ist. Als würde man einen Gedanken aus seinem Blickfeld wischen. Daru wurde sorgte sich nun auch um Rabe. Was ist nur los mit ihm? Er ist zeitweise so seltsam wie Milina. Rabe musste wirklich was gegen diese Gestallt tun, wenn sie real ist. Sollte er es Daru sagen?
Geändert von Bauzi (26.02.2005 um 18:46 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln