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Ehrengarde
Die Wüste. Endlose Weiten der vollkommensten Leere, die man sich vorstellen kann. Hier gab es nichts, wirklich nichts, nur Sand, Hitze und Tod. Und eben dieser kniete neben einer Gestalt auf die langsam im Boden versank und blickte in ihre leblosen Augen. Zwar schlug ihr Herz noch und vielleicht hätte sie gerettet werden können, wenn man schnell einen Arzt gebracht hätte, doch Nidhögg war Profi und wusste, wann die Zeit einer Person abgelaufen war. Und bei dieser Frau war er sich völlig sicher, nicht nur, wegen der Sanduhr in seiner Hand, die nun den letzten Rest Sand in die untere Kammer rieseln lies, sondern vor allem wegen dem Umgang, den diese Frau gepflegt hatte. Der Wind frischte auf, brachte jedoch keine Linderung vor der Hitze, die, die Sonne erbarmungslos auf die Erde schmetterte. Nidhögg fuhr sich mit dem Finger zwischen Kragen und Hals und wünschte sich, etwas luftigere Kleidung angezogen zu haben, doch Schwarz war nun mal die Farbe Tods. Traditionen konnten manchmal etwas tödliches sein. „Hey, kannst du mir nicht helfen? Du siehst doch, dass ich... Moment mal.“ Die Frau, deren Wüstenkleidung zerrissen und deren Haare verfilzt waren, stemmte sich aus eigener Kraft empor und stand sogleich Auge in Auge mit Tod. Langsam drehte sie sich um und beobachtete wie ihr Körper langsam vom Sand verschlungen wurde. „Wenn es dich tröstet, dein Körper wird vom Sand konserviert und somit intakt bleiben. Naja... Du wirst ihn nicht mehr benutzen können, doch sicherlich bergen, wenn du ihn 79 Jahren wiederbelebt wirst.“ Die Frau dachte einen Moment nach und legte dabei ihre Stirn in Falten. Der Tot ist immer eine heikle Angelegenheit, nicht nur dass er eigentlich entgültig und auch unausweichlich ist, man kann sich auch plötzlich an die Zukunft erinnern. „Ich glaube aber gar nicht an die Reinkarnation.“ Tod lächelte ihr zu, als sie sich bereits aufzulösen begann und sagte: „Aber sie glaubt an dich.“ Die Seele wollte noch etwas erwidern, doch sie verblasste schon und mit einem leisen „Plopp“ war sie auch schon verschwunden.
„Wer war das?“ fragte Konsum und trat hinter Tod hervor. Firiel saß in der Nähe in einem schattigen Plätzchen und beobachtete Konsum mit der Aufmerksamkeit einer Katze, die das geliebte Spielzeug wiedergefunden hat. „Nur ein arme Seele, die sich vor den Schrecken am Himmel schützen und den Treibsand nicht gesehen hat. Manche könnten jetzt sagen, dass ich Sinn für Humor habe, gell? Dante ist übrigens in diese Richtung geflogen und sucht seine Flamme. Wenn du dich beeilst, erwischst du ihn noch und ihr könnt euch gemeinsam auf die Suche machen. Wie dem auch sei, du musst dich langsam beeilen.“ Konsum nickte und sah Tod nach, als dieser in den Himmel aufstieg und in einer flammenden Wolke verschwand. Kopfschüttelnd drehte er sich um und ging auf Firiel zu, die es sich auf dem Bode gemütlich gemacht hatte und nun die Bräune auffrischen wollte, obwohl ihre jetzige Hautfarbe nicht mehr übertroffen werden konnte. Konsum stockte im Gehen und einen Moment lang inne, um das Bild, welches sich vor ihm präsentierte, genauer zu betrachten und sich seit langer Zeit eine kalte Dusche zu wünschen. Er atmete tief durch, schloss die Augen und konzentrierte sich auf etwas anderes. Dieses andere bestand ebenfalls aus Rundungen, Wärme und einer Ausstrahlung wie destillierte Pheromone. Er wagte es die Augen wieder zu öffnen und versuchte so unauffällig wie möglich an sich herunter zu schielen. „Was machst du da? Und überhaupt, sollten wir nicht weiter? Der Mann sagte doch, dass wir uns beeilen sollten, wenn wir Dante noch finden wollen, oder?“ Gut, nichts zu sehen, was seine Gefühlsregungen aufdecken könnte, immerhin etwas. Er sah Firiel an, die sich nun normal hingesetzt und die Arme um die Beine geschlungen hatte. Er nickte nur, versuchte wieder die Gedanken zu verbannen und verwandelte sich. „Also, Nidhögg sagte, dass Dante in dieser Richtung unterwegs gewesen war. Und tatsächlich rieche ich ihn. Dieser Gestank ist unverkennbar... Also, wenn Milday nun bitte Ihre wohlgeformte Hand ausrecken würde... Danke.“ Konsum nahm Firiel hoch und stieß vom Boden ab. Jedoch nicht so stark, wie er es sich gewünscht hatte, der Sand schluckte die meiste Energie und so sah Konsum wie ein altersschwacher Geier aus, der verzweifelt versuchte, aus Treibsand zu entkommen, als er sich in die Lüfte hob und endlich davon jagte. Hinter ihm konnte er bereits die Dinge kreischen hören und das Geräusch jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.
Nicht sehr weit vor sich, schon leicht zu erkennen, war Dante damit beschäftigt, sich gegen drei der Dinge zur Wehr zu setzen. Konsum beobachtete erstaunt, dass der Halbteufel unbewaffnet kämpfte, von den Klauen mal abgesehen. Rauch wallte um seine Gestalt und unterstrich den Teufel in ihm besonders gut. Zwei hatte er bereits auseinandergenommen, unter wüsten Flüchen, die Firiel erblassen ließen, als Konsum sich anschickte, zu landen und aus einer sicheren Entfernung weiter zuzuschauen. „Willst ihm gar nicht helfen?“ fragte Firiel und hob die Hände vors Gesicht, als geifernde Kiefer sich um den Halbteufel schlossen und mit schraubstockartigem Griff zudrückten. Konsum setzte sich in den Sand, lehnte sich an einen Felsen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Nein, eigentlich nicht. Er ist ein großer Junge und kann hoffentlich auf sich alleine aufpassen. Des weiteren gefällt mir der Anblick gerade so gut und hebt den Tag noch in etwas höhere Höhen. Komm, mach es dir gemütlich und genieß die Show.“ Konsum lächelte ein Lächeln, dass nur von Menschen gelächelt wird, die ein hilfloses, verletztes Tier vor sich haben und selber mit einem Flakschiff zum fischen gekommen waren.
Dante hatte alle Klauen voll zu tun. Die Kiefer drückten immer stärker zu, ließen sich einfach nicht öffnen, egal wie sehr sich Dante auch anstrengte, es gelang ihm einfach nicht. Hätte er doch bloß seine Schwerter, oder wenigstens seinen Revolver. Die Klauen des Teufels schabten wieder und wieder über den Chitinpanzer des Dings, doch immer ohne Wirkung. Dante spürte wie die erste Rippe langsam aber sicher nachgab. „Verdammt noch mal! Stirb endlich, stirb! Warum willst du nicht endlich abtreten du abge...“ dachte er sich und versuchte mit einer letzten Kraftanstrengung die Kiefer zu lösen. Wieder ohne Erfolg. „Und was stinkt hier so?“ Der Söldner hatte plötzlich einen Verdacht und blickte an dem Ding herunter und traute seinen Augen nicht. Das Vieh war bereits tot! Es verweste vor seinen Augen und die Dämpfe nahmen ihm den Atem. Doch je schneller das Wesen verweste, desto stärker drückte es zu! Dante sah nur noch eine Möglichkeit, sammelte seine Kräfte und zog schnell die Handschuhe an. Der Schmerz brannte wie Feuer, der Gestank glich übelstem Schwefel. Die perfekte Mischung und das einzig wahre Stichwort.
Währendessen starrte Firiel hilflos zu Konsum und konnte nicht glauben, was er eben von sich gegeben hatte. „Du willst nicht helfen?“ „Nein, werde ich nicht. Und da kannst du wütend aus der Wäsche schauen, wie du willst. Ich werde keinen... Hey, wo willst du denn hin? Bleib hier! Das ist zu gef... Frauen...“ Konsum sprang auf, sprintete los und warf sich auf Firiel, gerade als Dante sein Inferno zündete und alles in ein Meer aus Flammen tauchte. Konsum fluchte laut, Firiel schrie erschrocken auf und Dante sank völlig fertig aus dem Himmel in den wirklich glühenden Sand.
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So, bitte... Wenigstens etwas. .__.''
Geändert von Konsum (16.03.2005 um 07:07 Uhr)
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