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Ritter
Von einem Hügel am Rande des Sumpfes aus, überblickte Ziek das sich vor ihm erstreckende Tal. Das morastige Sumpfland verlief noch eine weile landeinwärts und wurde dann zu fester Steppe. Die Sumpfgashaltige Luft lagerte sich über dem Tal als dichter Bodennebel ab und es wirkte so, als wäre das Tal vor ihm mit einer dichten Staubdecke überzogen. In der Ferne konnte Ziek ein kleines Fort ausmachen aus dem Rauch in den Himmel stieg. Mehrere Rauchfahnen aus dem inneren des Forts stiegen darauf empor und bildeten in der Höhe einen einzige große Rauchfahne.
Ein verschlungener Weg führte den Hügel hinab auf das Fort zu. Eine ungeschriebene Regel des Wegebaus besagte, dass man niemals einen Weg direkt auf ein Ziel orientiert errichten sollte, sondern möglichst verschlungen und verworren sich seinen Weg durch die übrige Botanik bahnen sollte, um den darauf Reisenden auch ein wenig Abwechslung zu bieten. Dieser Weg folgte ebenfalls dieser Universalregel, auch wenn sich Ziek sicher war, dass keine professionellen Arbeiter vom Straßenverkehrsamt diesen Weg angelegt hatten. Von der interessant verlaufenden Infrastruktur abgesehen, tat sich aber nichts weiter im Tal. Das ganze Tal, mit dem brennenden Fort im Hintergrund, erschien gespenstisch ruhig und von der Schlacht der vergangenen Nacht war keine Spur mehr zu sehen. Ziek’s Gedanken wanderten. Er dachte darüber nach, ob das Mädchen, sein Zielobjekt, wohl bei dem Angriff ums Leben kam. Vielleicht war sie auch noch gar nicht Anwesend oder Zyrrt hatte Ziek getäuscht und diese Mädchen existierten gar nicht. Wenn es jedoch wirklich stimmte, was der alte Kauz erzählt hatte, dann würde Zodiak schon dafür sorgen, dass das Mädchen nicht ums Leben kommt. Auch die Frage, wie Ziek denn dieses bestimmte Mädchen unter all den Menschen erkennen sollte, beschäftigte ihn. Natürlich könnte er hingehen und einfach alles und jeden töten um wirklich sicher zu gehen, aber Völkermord war noch nie Zieks Art gewesen. Wenn man mal von den Dunkelelben in der Schluchtfestung absah. Seine Gedanken wanderten zu Watts und seinem Luftschiff der Durandal. Wo sie wohl waren, ob sie den Grat der uns bekannten Welt erreicht hatten und schon neue aufregende Regionen erkundet hatten. Seine Gedanken kehrten sogar zu alten Gefährten zurück. Wie dem komischen Waldläufer und seiner quasselnden Feen zum Beispiel oder dem Eidechsenmann und seiner seltsamen Heldentruppe, die Ziek einst verlassen hatte. Nachdem er ein letztes Mal die Anwesenheit des gespenstischen Wirbels über dem Sumpf überprüft und seine Gedanken erfolgreich sortiert hatte, begann er mit seinem Abstieg in Richtung Fort.
In seinem bisherigen Leben als Glücksspieler und chronischer Pechvogel hatte Woodroofe nicht viel von der Welt gesehen. Außer verrauchten Bars, kaltem Kopfsteinpflaster und noch kälteren, dazu noch feuchten, Felswänden im inneren einer von Sklaventreibern betriebenen Miene mitten im Sumpf hatte er in den letzten Jahren nun wirklich nichts außergewöhnliches gesehen. Der Anblick der sich dem verdutzten Ex-Sklaven und Kriegsheld in Spee nun bot war wahrlich etwas außergewöhnliches für ihn. In prunkvolle und extrem aufgeplusterte Rüstungen gehüllt, stand dort inmitten des verwüsteten Hofes des Forts die gerade eingetroffene Verstärkung. “Heilig’s Blechle, Ordenskrieger!“ entfuhr es Hix, der sich neben Woodroofe positioniert hatte. Diese Ordenskrieger, wie Hix sie nannte, waren eine wahrhaft furchterweckende Erscheinung. In bullig wirkende unförmige Rüstungen gehüllt standen sie regungslos auf dem Hof und wurden von Zivilisten und Soldaten gleichermaßen freudig umschwärmt. Männer rannten zu den Kriegern und klopften lachend und sichtlich erleichtert auf die massiven Schulterpanzer der bulligen Krieger. Ihre Körper umhüllt von zentimeterdickem Stahl und ihre Gesichter verdeckt von bedrohlich aussehenden Helmen sondierten sie die Umgebung wachsam aber schweigsam. Es waren ca. 10 Mann in bulliger Rüstung, begleitet von ein paar wesentlich schmaleren Figuren im Hintergrund. Die Begleiter der Krieger waren in Kutten gehüllt und kamen vom reinen Aussehen her einem handelsüblichen Priester oder auch Klerikern gleich. Während die Krieger ruhig verharrten und den euphorischen Jubel der belagerten Fortbewohner schweigend ertrugen, verteilten sich die vornehmlich weiblichen Kleriker im Hintergrund um den verletzten zu Hilfe zu eilen und sich nützlich zu machen. Dabei stach Woodroofe ein junges Mädchen ins Auge. Sie dirigierte die Aktionen der Kleriker scheinbar. Sie hatte langes Haar und wirkte ungemein zierlich in ihrer Kutte. Woodroofe wusste nicht warum, aber sein Blick blieb an dem Mädchen kleben und er verfolgte sie bis sie mit ein paar Verwundeten aus seiner Sichtweite verschwand. Als Woodroofe versuchte das Mädchen erneut auszumachen, sah er wir Keith zusammen mit Thor und Wilhelm auf einen der Ordenskrieger zuhielt. Dieser Krieger unterschied sich nur durch seinen blutrot gestrichenen Helm von den anderen Kriegern. “Gehen wir zum Hauptmann, Roofe. Mal sehen was die vorhaben.“ murmelte Hix zu Woodroofe hinüber und die beiden bahnten sich ihren Weg durch die jubelnde Menschenmenge.
"Seid mir gegrüßt, Ordensbruder." sagte Keith in einem freundlichen Ton und wartete die Reaktion des Stahlungetüms ab. “GRÜßE, HAUPTMANN“ hallte es dumpf und blechern aus dem Helm zurück. "Ich bin froh, dass endlich Verstärkung eingetroffen ist. Wir haben jede Menge Verwundete und Zivilisten bei uns im Fort. Wir müssen so schnell wie möglich mit der Evakuierung begi..." “ICH GLAUBE, IHR IHRT EUCH, HAUPTMANN.“ unterbrach der Stahlkrieger, Keith plötzlich. “WIR SIND NICHT HIER, UM EUREN RÜCKZUG ZU DECKEN. UNSER ZIEL IST ES, DAS GANZE ZU BEENDEN UND DIE GEISSEL DIE DIESES LAND HEIMSUCHT VON DEM FRUCHTBAREN BODEN DIESER GEGEND ZU TILGEN.“ Keith war wie vor den Kopf gestoßen und ein breites Grinsen zeichnete auf Thors speckigen Gesicht ab. "Kommandant, erlaubt mir, euch mit meinen Männern auf eurer Mission zu begleiten!" grunzte Thor den Kommandant der Ordenskrieger von der Seite an. Langsam drehte dieser seinen Kopf in Richtung Thor und musterte diesen einige Sekunden stumm, bevor er mit der gewohnt dröhnenden Stimme antwortete. “EUCH SEI ERLAUBT UNS BEI UNSEREN KREUZZUG ZU BEGLEITEN, SOLDAT. SAMMELT EURE MÄNNER, WIR WERDEN BALD WEITERZIEHEN.“ das Grinsen auf Thors Gesicht wurde noch breiter als er diese Worte vernahm. Keith wandte sich Wilhelm, Woodroofe und Hix zu und sein Blick drückte Sorge aus. Der Kommandant der Ordenskrieger drehte sich behäbig zu seinen Kameraden um und Hob die Hand, als Zeichen zum sammeln. Die Wut über Thors Alleingang war Keith deutlich anzusehen und er wagte einen weiteren Dialog mit dem Ordenskrieger. "Kommandant, ich bitte Sie noch einige Minuten mit Ihrem Abzug zu warten." Thor sah verächtlich zu Keith hinüber und als dieser den Ordenskrieger um ein paar weitere Minuten bat. Keith wollte eine Versammlung auf dem Platz abhalten um die verbleibenden Soldaten unter Keiths Kommando vor eine Wahl zu stellen.
Die verbleibenden Soldaten versammelten sich in der noch halbwegs intakten Messe des Forts und setzten sich an die langen Tische die dort drinnen aufgestellt worden waren. Keith positionierte sich am anderen Ende der Baracke und sprach seine ihm noch untergebenen Soldaten an. "Männer, die gerade angekommenen Ordenskrieger sind nicht unsere Verstärkung." Keith lies dies seine zuvor euphorischen Soldaten dies erst mal verdauen und sprach dann ruhig weiter. "Oberstes Ziel unseres ehemaligen Kommandanten war es, den Rückzug der Siedler aus diesem Gebiet zu überwachen und so vielen Menschen wie möglich den sicheren Abzug aus dem Gebiet zu ermöglichen. Ich denke, wir haben ihn mit Stolz erfüllt und tapfer die Stellung gehalten. Doch wir müssen nun auch an die Menschen denken, die bei uns im Fort geblieben sind um Schutz zu suchen." er schaute in die Runde. "Wir können das Fort nicht länger halten. Fast alle von uns sind Verwundet worden oder erschöpft. Also Männer, wir geben das Fort auf und ziehen uns mit den Flüchtlingen zusammen Richtung Geisterstadt zurück." ein lautes Raunen erfüllte die Baracke. Keith tat sein bestes um das Gemurmel der Soldaten zu übertönen, als er fortfuhr. "Ich weiß, dass einige von euch anderer Meinung sind und lieber hier bleiben und kämpfen wollen. Thor hier, wird einen Trupp zusammenstellen, der die Ordenskrieger ins Herz des Sumpfes begleiten wird. Wer sich diesem Trupp anschließen will, der soll dies tun. Ich werde den Flüchtlingstreck anführen und für die Sicherheit der Menschen sorgen. Schliesst euch entweder Thor oder mir an, es steht euch frei." Damit beendete Keith seine Rede und verließ die Baracke, gefolgt von Wilhelm und Ames. Sofort scharrte sich eine Traube Menschen um Thor und einige verließen die Baracke um Keith zu folgen. “Also, Roofe, wir sehen uns dann beim Hauptmann!“ sagte Hix, der neben Woodroofe an der Wand lehnte und verschwand aus der Baracke um sich Keith anzuschließen. Nachdem er das Treiben innerhalb der Baracke weiter verfolgt hatte, entschloss er sich auch die Baracke zu verlassen. Zu keinem Zeitpunkt hatte Woodroofe auch nur daran gedacht, sich Thor anzuschließen. Er war gerade erst aus der sumpfigen Hölle entkommen und hatte keinerlei Bedürfnisse noch einmal dorthin zurück zu kehren.
Draußen sah er, wie Keith mit Wilhelm und Hix zusammen den Flüchtlingstreck organisierte. Kisten wurden auf Wagen verladen und Verwundete vorsichtig auf anderen Wagen platziert. Es waren nicht genug Wagen für alle vorhanden, also musste jeder der noch stehen konnte auch laufen. Die Ordenskrieger hatten sich schon vor dem Tor des Forts aufgebaut und der Trupp rund um Thor schloss sich ihnen gerade an. Woodroofe hatte nicht das Gefühl, dass die Ordenskrieger wirklich viel auf die Unterstützung der Soldaten gaben. Es schien ihn fast so, als wären die Soldaten einfach nur Kanonenfutter gegenüber den stark gepanzerten und furchteinflössenden Ordenskriegern. Thor wollte seinen Krieg und Thor bekam nun seinen Krieg, dachte sich Woodroofe. Auch wenn er sicher war, dass Thor in sein Verderben rennen würde und niemand der Ordenskrieger jemals aus den Sumpf wieder heraus kommen würde. Die Begleiter der Ordenskrieger, die in Kutten gehüllten Personen, hatten sich um die Verwundeten gekümmert und begleiteten diese nun auch zu den Wagen. Wieder fiel ihm dieses eine Mädchen unter den Klerikern auf. Sie begleitete ein kleines Kind zu den Wagen und hielt die Hand des Kindes. Sie lächelte das Kind freundlich und warm an, wohl um den sichtlich verstörten Kind ein wenig Trost zu spenden. Als sie das Kind einem Mann auf dem Wagen übergeben hatte, verfinsterte sich ihre Miene und sie ging schnurstracks auf die Ordenskrieger zu. Woodroofe beobachtete das ganze aus der Entfernung, wagte es nicht näher heran zu gehen. Das Mädchen diskutierte mit dem Kommandanten der Ordenskrieger. Seine dumpfe Stimme halte über den Platz aber das Mädchen zeigte sich nicht eingeschüchtert dadurch. Nach einer Weile endete ihre Unterhaltung und das Mädchen senkte ihren Kopf vor dem Ordenskrieger. Dann ging sie zu Keith hinüber redete eine Weile mit ihm und widmete sich dann weiter den Flüchtlingen, zusammen mit den anderen Klerikern. In seinem fast tranceartigen Zustand bemerkte er gar nicht wie Hix ihm zurief, ihm zu winkte und dann zu Woodroofe hinüber gelaufen kam. “Heeey Roofe, bist du taub?! Komm mit und mach dich nützlich, Junge.“ Hix schlug Woodroofe auf die Schulter und erst jetzt konnte er sich wieder aus seiner Trance befreien.
Er folgte Hix in den hinteren Teil des Forts und begann einen Wagen mit Kisten zu beladen. Die Kisten enthielten die Kristalle, die Woodroofe aus der Mine geborgt hatte. Während die beiden am arbeiten waren, brach Hix die Stille. “Das wird was werden, Roofe. Ein Haufen Verwundeter und Zivilisten auf dem Weg nach Süden. Großes Kino, wenn du mich fragst.“ “Meinst du, wir haben ne Chance?“ fragte Woodroofe vorsichtig seinen Kameraden. “Bis vor 10 Minuten hätte ich dir geschworen, dass wir nichtmal das Marschland verlassen werden, aber jetzt wo sich uns diese Kleriker angeschlossen haben... heh ... hey ... vielleicht sehen wir die Geisterstadt sogar noch bevor es uns erwischt.“ Woodroofe horchte auf. “Es haben sich uns Priester angeschlossen? Diese Weißkutten der Ordenskrieger?“ fragte Woodroofe verdutzt. “Himmel, ja. Dieses Mädchen hat nen heiden Aufstand gegen einen dieser Ungetüme angezettelt. Von wegen, es wäre ihre Pflicht die Unschuldigen zu schützen und bla .. man dürfte die Schwachen jetzt nicht im Stich lassen und weiterziehen. Naja, das Ende vom Lied war, dass ein Teil mit uns geht und ein Teil mit den Metallklopsen .. hier, Vorsicht. Die ist schwer.“ Woodroofe schnappte sich die nächste Kiste und knallte sie gedankenverloren auf den Wagen. Das geheimnisvolle Mädchen würde also mit ihnen gehen, dachte er so bei sich.
Nach einer Weile waren alle Kisten verladen und die beiden schlossen sich dem Rest der Truppe an. Die Gruppe setze sich langsam in Bewegung und entfernte sich vom Fort in Richtung Geisterstadt. Woodroofe marschierte mit Hix in der Mitte der Karawane und als er zurückblickte, sah er das Fort hinter sich unheilvoll gen Himmel qualmen. Als er seinen Blick über die Wagen hinter und neben ihm schweifen ließ, sah er das geheimnisvolle Mädchen und sein Magen zog sich zusammen als ihr Blick den seinen traf und sie ihn freundlich anlächelte. Stur richtete er seinen Blick wieder nach vorne und vermied weitere Auflüge dieser Art fürs erste.
Währenddessen machten Thor und die Ordenskrieger sich auf in den Sumpf um das Böse dort auszurotten und Ziek marschierte summend ihnen entgegen in Richtung Fort.
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