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Ritter
Woodroofe landete unsanft auf dem Rücken und verlor auch sein Schwert bei der Landung. Die Wucht der Explosion hatte ihn mehrere Meter nach hinten geschleudert und er war total benebelt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, die Welt um ihn herum konnte er nur verschwommen wahrnehmen. Die gesamte Geräuschkulisse der Schlacht war auf einmal befremdlich ruhig und still geworden. Es klingelte in seinen Ohren, zwar konnte er leise die Schreie und Schwertgeklirr wahrnehmen jedoch übertonte das Klingeln und das Rauschen in seinen Ohren alle weiteren Geräusche. Er stemmte sich auf und sah dort wo vorhin noch das Tor gestanden hatte, nur noch einen Haufen Trümmer. Aus den Trümmern krabbelte ein gewaltiger Käfer. Er sah aus wie eine Mischung aus Hirschkäfer und Skorpion und dieser stemmte sich durch das in die Mauer gerissene Loch. Mit seinem Schwanz stach das Monster mehrmals blitzschnell auf Soldaten nieder, die benommen am Boden lagen oder das Monster angriffen. Mit seinen gewaltigen Kiefern schnappte er ebenfalls nach den Soldaten und durchtrennte seine Opfer mit einem Schnitt in der Mitte.
Woodroofe sah sich verwirrt um und suchte sein Schwert. Dabei fiel sein Blick auf einen Mann der sich die Hände an den Hals presste und sich auf dem Boden hin und her rollte. Ein Stück Holz ragte aus seinem Hals und hatte diesen durchschlagen. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben war und seine letzten Sekunden schienen auch nicht gerade die amüsantesten zu sein. Der Mann, der da in einer Pfütze aus Blut röchelnd hin und her rollte, war der Offizier der wenige Minuten zuvor noch auf den Beinen gestanden hatte. Bald würde der Skorpion den Haufen aus Trümmern überwunden haben und sich dann über die Flüchtlinge und die Verwundeten hermachen. Woodroofe krabbelte auf allen Vieren und suchte nach seinem Schwert oder einer anderen Waffe. Langsam kehrte sein Gehör zurück, gerade rechtzeitig um den markerschütternden Schrei des Skorpions zu vernehmen, den er ausstieß als er die Trümmer bewältigt hatte. Nun schien das Ding nur ein Ziel zu haben, die Baracken der Flüchtlinge. Einige wenige Soldaten waren mutig oder dumm genug, sich dem Wesen in den Weg zu stellen und bezahlten sogleich mit ihrem Leben. Woodroofe stemmte sich vom Boden auf und erkannte schnell, dass dies nicht das klügste war was er jemals in seinem Leben getan hatte. Die Augen des Skorpions fixierten Woodroofe und sofort schnellte der Schwanz des Monsters nach vorne um ihn aufzuspießen. Woodroofe machte instinktiv einen Satz nach hinten und landete in einem Stapel Kisten.
Der Stachel bohrte sich in den Boden, zuckte aber schnell zurück und schoss erneut vor um Woodroofe zu durchbohren. Dieser rollte sich zur Seite und der Stachel zerstörte einige der Kisten. Nun war Woodroofe aber in einer auswegslosen Situation, denn er hatte keinen Ort mehr zu dem er fliehen konnte. Weitere Kisten versperrten ihm, zusammen mit dem Monster, auch den einzigen Fluchtweg. Panik stieg in ihm hoch und verzweifelt begann er nach Dingen zu suchen, die er als Waffe verwenden konnte. Er schnappte sich einen Backstein vom Boden und schleuderte ihn auf das Monster. Dieser schlug dumpf gegen den Chitinpanzer und prallte wirkungslos daran ab. Auch mehrere Stücke Holz konnten das Monster nicht bremsen und als es ihn fast erreicht hatte und seinen Stachel hob, griff Woodroofe nach etwas, dass aus einer der zerstörten Kisten gefallen war. Er zögerte nicht eine Sekunde und schleuderte es gegen den Skorpion. Mit einem krachen zersplitterte der milchige Kristall Gegenstand an dem Skorpion und schlug dabei Funken. Das im Kristall gefangene und nun befreite Sumpfgas entzündete sich an den Funken und entzündete sich zugleich. Mit einer darauf folgenden Explosion steckte es den Skorpion in brand.
Woodroofe riss seine Augen auf und starrte ungläubig auf den brennenden Gegner. Sein Blick fiel ebenso verdutzt auf die milchigen Kristalle, die er damals aus der Mine hatte mitgehen lassen. Erneute Zuversicht machte sich in ihm breit als er hörte, wie der Skorpion vor Schmerzen schrie und er schleuderte weitere Kristalle auf das Monster. Sie alle zerplatzten und steckten das Biest noch weiter in Brand. Manche von ihnen sprengten sogar große Stücke aus dem Panzer heraus. Nach mehreren weiteren Treffern bäumte sich der Skorpion auf und warf sich auf den Rücken. Es streckte seine unzähligen Beine von sich und zappelte wie wild. Ein letzter Kristall sprengte die weiche Bauchdecke des Skorpions und das Monster verendete qualvoll am Boden. Woodroofe sah erleichtert und triumphierend auf den überdimensionalen Kadaver des Skorpions und ein unglaublicher Gestank trieb ihm Tränen in die Augen. Er hielt sich eine Hand vors Gesicht aber der Gestank, die Belastung durch die Schlacht und der Schlafmangel waren einfach zuviel für ihn. Er sackte, kurz taumelnd, Ohnmächtig zusammen.
Komplett in seinen Gedanken verloren, tappste Ziek durch die Dunkelheit. Vor einigen Stunden, hatte er am Himmel einen riesigen Schwarm dieser Dinger aus dem Wirbel gesehen. Im Grunde hatte er nur einen Schwarm Dinger am Himmel gesehen und hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass es sich dabei um heimische Zugvögel halten sollte, also mussten es seiner Meinung nach Schrecken aus dem Wirbel gewesen sein. Während er so über Zyrrt, die Mädchen und Zodiak nachdachte, ertappte er sich immer wieder selbst dabei wie er über Zodiak dachte wie über eine Person. Auch Zyrrt hatte über Zodiak gesprochen, als sei dies eine Person. Jedenfalls hatte Zyrrt Zodiak eine Art Plan unterstellt, den alle Wesen auf dieser Welt auszuführen hatten. Steckte hinter Zodiak vielleicht mehr? Ein wahnsinnig gewordener Magier oder vielleicht sogar ... Ziek wagte es kaum diese Verbindung zu ziehen aber es kam fast ganz wie von allein. War Zodiak vielleicht sogar Artax oder hatte er etwas damit zu tun? All seine Abenteuer hatten bisher immer was mit Artax zu tun und es war möglich, dass Artax auch hier wieder als Wesen hinter den Rängen agierte. Die Vorstellung allein war Ziek aber zu abstrakt und dennoch rotierte der Name Artax weiter in seinem Schädel bis plötzlich ein Rufen ihn aus seinen Tagträumen riss.
“Aaaaartaaaaax! Komm zu mir, komm!” Er traute seinen Ohren nicht. Ziek wusste ja, dass noch andere nach Artax suchten aber bisher hatte er noch nicht erlebt, dass jemand laut den Namen brüllend durch die Gegend lief. Das Rufen wurde lauter und eine Gestalt kam aus der Dunkelheit auf Ziek zu. “Ah! Entschuldigt, habt Ihr zufällig eine dressierte Riesenspinne gesehen? So groß ungefähr, mit einem Halsband?” Der Fremde hatte einen dicken Rucksack auf dem Rücken und trug eine breite Brille auf der Nase, die er sich nervös zurrecht schob. “Äh ... nein. Wenn ich sie gesehen hätte, hätte ich sie auch wahrscheinlich plattgemacht. Ich HASSE Spinnen.“ entgegnete Ziek schroff und konnte darauf die Empörung im Gesicht des Fremden deutlich erkennen. “Wie barbarisch! Mein Artax, hat noch keiner Menschenseele etwas getan. Also wirklich. Naja, er büxt mir ständig aus aber wenn er Langeweile hat, kam er bisher immer wieder zu mir zurück.” Ziek war nun doch neugierig und stellte seine Frage. “Darf man fragen, warum du das Ding, Artax genannt hast? Ist ein ungewöhnlicher Name ... für ein Insekt.“ Ziek konnte eine Art Freude in den Brillengläsern des Fremden aufblitzen sehen. “Ah, aber verzeiht meine Manieren. Mein Name ist Sydney Tannenbaum. Abenteurer, Froscher und Weltenretter! Aber Ihr könnt mich Syd nennen. Verehrter …?” “Ziek. Also, Syd, warum Artax?“ Ziek wurde deutlicher, die Antwort auf diese Frage interessierte ihn. “Ähm also … ich habe den Namen in einem Buch gelesen. Genauer in meinem Artifakt, mit dem ich schon bald die WELT retten werde!“ Nun war der Kerl offiziell für Ziek als Spinner angestempelt worden. “Artifakt?! Ich nehme an du meinst ArtEfa..“ “NEIN, ArtIfakt. Es ist kein gewöhnliches Artefakt.“ Ziek zögerte. “Sondern?“ Erneut sah es Ziek in den Brillengläsern aufblitzen und der Kerl schob seine Brille mit einem Finger in Position. “Ein Artifakt ist ein Gegenstand aus einer anderen Dimension! Es kam durch einen Riss im Zeitraum Kontinuum hier her und durch seine bloße Anwesenheit in unserer Welt schwächt es die Integrität der unsrigen.“ Der Kerl holte kurz Luft und noch bevor Ziek intervenieren konnte legte er erneut los. “Der Wirbel am Himmel, die Monster aus dem Wirbel. Der rote Himmel, alles Zeichen dafür, dass das Ende der Welt kurz bevor steht. Es ist Arty’s und meine Pflicht unser Artifakt aus einer anderen Welt zurück in den Wirbel zu schleudern um das Loch so zu schliessen.“ Ziek sah den Abenteurer ungläubig an. “Das bedeutet also, dass irgendein Dämon ein Buch durch einen Strudel geworfen hat. Dieses Ding hat ein Loch in das Raumzeit Irgendwas gerissen und ist dafür verantwortlich das Dämonen aus einer anderen Dimension diese Welt heimsuchen?” Der Abenteurer nickte hastig. “Von allen Theorien die ich bis jetzt gehört hab, war das hier die plausibelste. murmelte Ziek und fasste sich mit der Hand an die Stirn. “Sowas passiert öfter als man denkt!.“ “Davon bin ich überzeugt, Sydney. Aber was ist das für ein Buch? Ist es ein magischer Foliant .. oder eine Überlieferung aus längst vergangener Zeit?“ “Eh .. na ja.“ Sydney trat sichtlich peinlich berührt von einen Fuß auf den anderen. “Es .. es scheint ein Kinderbuch zu sein, jedenfalls ist es wohl ein Märchen oder so. Es muss aber auch irgendwie magisch sein!“ versicherte der Forscher, Ziek. “So?“ “Oh ja! Es steht auf dem Einband geschrieben, dass die Geschichte darin unendlich sei .. also muss ein Zauber auf der Geschichte liegen, der sie niemals enden lässt.“ “Wahrlich ein unheimlich wertvolles Artefakt, Sydney.“ “ArtIfakt, lieber Ziek.“ verbesserte ihn der Forscher schnell. Ziek war klar, es handelte sich hierbei um einen Irren oder um einen hoffnungslosen Träumer. Dieses Buch war sicherlich nicht dafür verantwortlich was gerade vor sich ging und überhaupt hatte Ziek langsam genug von der Unterhaltung. “Dann will ich Euch mal nicht weiter vom Welten retten abhalten, Weltenretter Sydney Tannenbaum.“ Ziek winkte kurz und ging wortlos an dem Abenteurer vorbei, dieser drehte sich um und rief Ziek noch etwas nach. “Eh .. also, hat mich gefreut Eure Bekanntschaft gemacht zu haben, Ziek. Falls ihr zum Fort wollt, ich würde warten bis es dämmert. Es ist angegriffen worden und man weiß nie, WER dort die Oberhand gewonnen hat! .. nun .. Viel Glück!.“ Ziek machte sich nicht die Mühe sich noch mal umzudrehen und zu antworten. Der Kerl war ein Spinner und sollte mit seiner Riesenspinne und seinem Buch glücklich werden. Jedoch nahm er sich dessen letzten Hinweis zu Herzen. Das Grollen in der Ferne und der riesige Schwarm am Himmel, deuteten wirklich auf einen Angriff hin. So beschloss Ziek, den Morgen abzuwarten um nicht in einen gerade entfachten Kampf zu platzen.
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Ja, der zweite Teil dieses Posts war ein "Filler", ich gebs zu. Ich brauchte irgendwie eine Art Grund warum Ziek nicht in den Kampf reinplatzt und außerdem hatte ich Bock was zu schreiben. Deshalb der Kram mit Sydney und dem Buch. Die Idee dazu kam mir nach der Spätschicht im Zug und hatte sich festgesetzt. Leider habe ich es nicht SO umgesetzt, wie ich es mir so im Zug gedacht hatte .. das hätte den Rahmen gesprengt und auch den zeitlichen Ablauf gestört. Wer Bock hat diesen seltsamen Charakter weiter zu verwenden, kann dies gerne tun .. ich glaube nicht, dass ich ihn nochmal einsetzen werde ^^"
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