IV

Pegmo erwies sich als halb so schlimm, wie er zunächst schien. Gregg hätte ihn Gorilla genannt, doch Riffo erklärte ihm, dass Pegmo ein so genannter Gorga-Affe war. Riffo erklärte Gregg auch den Weg: "Wir gehen jetzt noch eine Weile in die Ebene hinein, nach Osten, um Abstand vom Wald zu gewinnen. Dann drehen wir uns nach Norden und durchqueren das Drathem-Gebiet. Dort kenne ich mich nicht aus, aber Pegmo wird uns sicher hindurchleiten."
"Was sind die Drathem?", wollte Gregg wissen.
"Es sind hässliche kleine Sumpftrolle, die früher ganz friedlich waren, aber seit die Oftalmen an Macht gewinnen, rüsten auch sie auf und werden immer agressiver gegen alles und jeden. Eigentlich sind sie allesamt Schwächlinge, aber sie haben sich mit Speeren ausgerüstet, mit denen sie sehr geschickt kämpfen", antwortete Riffo und Pegmo grunzte zustimmend.
"Können wir das Gebiet nicht einfach irgendwie umgehen?"
"Nur, wenn du sterben willst."
Mehr sagte Riffo nicht dazu, aber da der gewaltige Pegmo den Blick verhärtete, war sich Gregg auch ziemlich sicher, es sei besser, nicht nachzufragen.
"Und was wollen wir da überhaupt? Ich meine, wir sind jetzt immer nach Osten gegangen und müssen jetzt plötzlich in den Norden?", fragte er, nachdem er wieder etwas Mut gesammelt hatte.
"Der Priester will dich sehen. Warum, weiß ich auch nicht. Ich hatte, während du schliefst, eine Unterhaltung mit einem Alten bekannten. Von da aus gehen wir dann endlich zu mir nach Hause, ins Haus der Forlokken."
Um ihnen die Zeit zu verkürzen, erzählte Riffo Gregg wieder etwas über die Vegetation, die hier ganz anders als im Wald war. Sie rasteten ziemlich häufig, nämlich immer, wenn ein lautes Knurren aus Pegmos Magen es forderte.
Darauf ließ er jedesmal einen langen Seufzer hören und eine Variation von "Wir müssen jetzt halten. Das Gewicht meines Rücksacks bringt mich noch um, lasst uns etwas essen. Damit ich nicht umkomme. Ich soll ja in dem Sumpfgebiet noch zu etwas zu gebrauchen sein."
Das erste mal protestierte Riffo noch und trieb seinen Träger weiter. Doch dieser blieb einfach stehen und tat keinen Wank. Und natürlich ignorierte Gregg Riffos Aufforderung den trägen Klotz weiter zu schieben mit einer gehörigen Portion Respekt vor dem Gorga-Affen.
Zu essen gab es dann zu Greggs Erstaunen jedes Mal etwas anderes: seltsame grüne Brote, etwas, das wie Brennesseln aussah und unglaublich süß schmeckte, sehr harte, faustgroße Eier, die sie auf Steinen zeschlagen mussten, wobei Gregg zu Pegmos Entsetzen meist das meiste des Inhalts in der Landschaft verteilte und, was am besten schmeckte, eine quadratisch geschnittene, rote Frucht, die Riffo "Pomm Pomms" nannte. Es schien, als habe sich Pegmo für eine Weltreise vorbereitet und seine Taschen mit allem gefüllt, was er finden konnte.
Gregg machte sich seinen Spass daraus Pegmo anzuspornen noch mehr zu essen, wenn dieser endlich genug hatte. "Na los, ein zwei Bissen kriegst du noch runter, du beklagst dich sonst nur wieder, dass der Rucksack zu schwer sei!", spottete er. Tatsächlich ging Pegmo darauf ein und Gregg hatte eine gemeine Schadenfreude daran, wie diesem verfressenen Kerl das Essen überhaupt keine Freude mehr machte. Nachdem Gregg dieses Spielchen einige Male wiederholt hatte, bat Riffo ihn damit aufzuhören, da der Weg noch lange und Pegmos Vorräte nicht unerschöpflich zu sein schienen.
Nachdem sie so insgesamt ein halbes Dutzend mal gerastet hatten und sich die Nacht anzukündigen begann, konnte Gregg das erste Mal am Horizont die tote Landschaft erkennen, auf die sie zugingen. Ein schwarzer Streifen zog sich vor seinen Augen hin und auch unter seinen Füssen war der Boden nur noch spärlich bewachsen.
"Die Sümpfe der Drahtem strömen ein Gift aus, das nur für die wenigsten Lebewesen bekömmlich ist. Da gibt es nur Monster und auch die Pflanzen sind heimtückischer als sonst. Aber damit machen wir erst morgen Bekanntschaft", erklärte Riffo.
Sie suchten sich einen Platz unter einer der Archeln, die hier öfter wuchsen als noch im Wald, um zu rasten. Pegmo breitete eine große Decke für sie alle aus und tatsächlich war es gemütlicher, als Gregg befürchtet hatte. Dass Riffo den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen war mit geschickten Griffen Flöhe von Pegmos Fell in seinen Mund zu befördern, hatte er vor Müdigkeit ganz vergessen.