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General
II
"Sag mal, was ist eigentlich mit deinen Augen passiert?", sagte Gregg, um sich auf andere Gedanken zu bringen, auch wenn er nicht ganz sicher war, ob er das, wonach er da fragte, überhaupt hören wollte. Aber Riffo nahm die Frage wie etwas selbstverständliches auf und wirkte sogar leicht amüsiert. "Ach, die haben sie mir rausgeschnitten und mich dann wieder laufen lassen, weil sie mich für einen Späher hielten. Sowas machen sie manchmal, wenn sie einen nicht als Gefahr einstufen und etwas Angst unter den Freilebenden verstreuen wollen. Warst du in keinem Lager, wo sie Affen gefangen halten?"
"Wir haben eigentlich gar nichts gesehen, als wir gefangen waren, da war es so finster. Ich habe manchmal schreie gehört, aber ich dachte, das seien andere Menschen. Da wo ich herkomme, können Affen nicht sprechen." Es passte Gregg nicht so recht, dass seine Gedanken wieder auf seine Gefangenschaft zurückgelenkt wurden, weshalb er fragte: "Wie lange müssen wir noch gehen?"
"Nun, heute kommen wir sicher nichtmal an, wenn du rennst. Aber sobald wir den Wald verlassen haben, sollten wir sicher sein und können uns nach einem Schlafplatz umsehen. Ich denke, dass wir in zwei oder drei Stunden schon den Rand des Waldes erreichen."
Schlafplatz... Bei diesem Wort merkte Gregg erst wie erschöpft er war. Er fühlte sich als würde er einen ausgewachsenen Menschen und nicht einen schmächtigen Affen auf seinem Rücken tragen. So verfiel er dann auch in ein angenehm gedankenloses Schweigen. Auch Riffo wurde etwas ruhiger und sprach nurnoch spärlich über das Umland, aber Gregg vermutete, dass er in den letzten Stunden ohnehin schon den ganzen Wald erklärt bekommen hatte. Tatsächlich erreichten sie ziemlich rasch, denn Gregg hatte das Tempo etwas verschärft, den Waldrand, hinter dem sich ausgedehnte, saftgrüne Felder erstreckten. Gregg ging mechanisch weiter, bis Riffo meinte, hier sei ein guter Platz zum rasten. Greggs Bewusstsein kehrte nochmal fast komplett wieder, als er Riffo hinunterliess, ihm am hellen Tage gute Nacht wünschte, sich niederlegte und sofort einschlief.
III
Während Gregg schlief, folgte Riffu dem sandigen Weg zurück zum Waldrand. Dort angekommen, setzte er sich hin und wartete. Schon nach kurzer Zeit kletterte ein älterer Affe aus den Bäumen herab und näherte sich ihm. Obwohl der Alte hinkte und sein struppiges Fell mit vielen haarlosen Stellen übersäht war, machte er einen sehr ehrwürdigen Eindruck. Riffo begrüsste ihn hochachtungsvoll.
"Glomm Tartok, seid mir gegrüßt!", sagte er und hielt dabei beide Hande so erhoben, dass die Handflächen in die Richtung zeigten, aus der er den anderen wahrnam. "Lang ist's her, Riffo. Lasst mich bitte schnell zum Punkt kommen", antwortete Glomm rasch.
"Ich habe gehört, du hättest einen entflohenen Menschen aufgegabelt. Wie ist sein Name?" - "Gregg Mumford. Ich weiss bisher nur, dass er mit einigen anderen in einem dunklen Loch gefangengehalten wurde."
Der alte Affe nickte, wobei sein Kopfschmuck, bestehend aus buntgefärbten Knochen, hell klimperte. "Der Priester will, dass du ihn zu ihm bringst, bevor du in die Stadt gehst. Das heißt natürlich, dass ihr durch Drathem-Gebiet müsst, deshalb gebe ich dir Pegmo mit auf den Weg. Er kann euch führen und notfalls auch vor einem dieser Biester beschützen."
Glomm winkte einen Riesen von einem Affen herbei, unter dessen Masse die Erde erzitterte. Riffo schien nicht allzu erfreut über diese Begleitung und grüsste nur flüchtig. Pegmo liess sich davon nicht beirren und röhrte: "Hey Kleiner, wie geht's? Zum Priester willst du mit sonem mickrigen Menschlein? Da werdet ihr mich nötig haben!" Riffo seufzte.
"Nun denn, ich bin sicher, dass wir uns bald wieder über den Weg laufen werden. Bis dahin wünsche ich euch eine angenehme zeit." Glomm drehte sich ab und verschwand wieder im Wald. Riffo verschwendete keinen Gedanken mehr an ihn und wandte sich an Pegmo. "Du, trage mich zum Jungen, er liegt nur dreihundert Meter vom Waldrand." Pegmo hob ihn anstandslos auf und tat, wie ihm geheißen.
Als Gregg aufwachte, blickte ihm ein Monster direkt in die Augen. Der erste Schock war aber schnell vorüber, als er merkte, wie dämlich ihn Pegmo anglotzte. "Das ist Pegmo. Er wird mich tragen und Feinde in die Flucht schlagen", sagte Riffo kurz angebunden und drängte zum Aufbruch. Die Sonne ging gerade auf, Gregg hatte tatsächlich einen ganzen Tag lang geschlafen.
Geändert von Pyrus (07.02.2005 um 01:21 Uhr)
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