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Ehrengarde
Auf dem Weg zum Eingang des Gerudo-Tales begann Ravana langsam, Daru zu schätzen. Er hatte viel von der Welt gesehen, war sogar im legendären Land Termina gewesen und erzählte ihr von seinen Abenteuern. Gespannt hörte sie zu, was er alles zu berichten hatte und merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Sie wunderte sich zwar ein wenig darüber, dass Daru nicht sagte, warum er so viel reiste, doch sie nahm an, dass er eben eine unruhige Natur war und nicht lange an einem Ort bleiben konnte.
Gegen Mittag schließlich wurde der Boden felsiger und das überall in der Steppe wachsende Gras wurde spärlicher. Es war nicht mehr weit zum Gerudo-Tal, und kurz darauf erreichten die beiden eine felsige Schlucht, die steil nach oben auf ein Plateau führte. Das Gras war inzwischen ganz dem Felsboden gewichen, und Ravana bemerkte, wie Daru sich sehr interessiert umsah.
Endlich breitete sich das Felsplateau vor den beiden aus. Ravana war hier schon einmal gewesen und konnte sich daran erinnern, wie beeindruckt sie von der wundervollen Aussicht gewesen war, und sie bemerkte stolz, wie auch Daru sich überrascht umsah.
Der Himmel war blau, die Sonne schien und es wehte wie fast immer ein leichter Wind in der Steppe. Die Luft war klar und man konnte viele Meilen weit sehen. In der Ferne im Norden erhob sich der dunkle Kegel des Todesbergs, im Osten nicht allzuweit entfernt war der große Fels zu sehen, auf dem sich die Lon-Lon-Farm befand.
„Vom Todesberg aus hat man bestimmt auch eine tolle Aussicht, oder?“ fragte Ravana Daru.
Der antwortete erst nicht, schüttelte dann den Kopf und sagte: „Nein, eigentlich nicht. Man sieht nur tief unten im Tal Kakariko, aber die Steppe ist nicht zu sehen, weil Felsen die Sicht versperren. Wahrscheinlich könnte man sie vom höchsten Punkt des Kraters sehen, aber dort ist es zu gefährlich.“
Von dort oben müsste man ganz Hyrule überblicken können, dachte Ravana begeistert. Wie gerne würde sie diese Aussicht einmal erleben...
Während Daru sich noch umsah, nestelte Ravana in ihrem ledernen Tragebeutel herum und holte schließlich ein faustgroßes Stück vom Fladenbrot hervor, das sie in Kakariko gekauft hatte. Nachdenklich kaute sie darauf herum. Sie nahm sich vor, zum Todesberg zu reisen, sobald sie die Gerudo wieder verlassen hatte.
Kurz darauf gingen die beiden weiter. Daru war sehr still geworden und schien keine Lust mehr auf ein weiteres Gespräch zu haben. Auch Ravana war mit ihren Gedanken beschäftigt. Ihr Triforce-Anhänger hatte während der Rast wieder heftig vibriert, und sie glaubte, dass Daru gesehen hatte, wie sie es sorgenvoll mit der Hand umschlossen hatte. Der Gedanke, dass Daru etwas über das Triforce wusste, war ihr durch den Kopf geschossen, doch Daru hatte sich sonst nichts anmerken lassen.
Irgendwann am späten Nachmittag hörte Ravana das erste Mal wieder ein leises Rauschen, das nach kurzer Zeit immer lauter wurde. Sie wusste, was sie erwartete – der Zora-Fluss, der mehrere hundert Schritt in die Tiefe stürzte und eine tiefe Schlucht in das Gerudo-Tal gegraben hatte.
Daru sagte nichts, entweder, er hörte das Rauschen nicht, oder es interessierte ihn nicht – oder er wollte nichts sagen.
Als die beiden schließlich um eine felsige Ecke bogen, sahen sie erst das Wasserbecken, das man mit Hilfe eines breiten Brettes überqueren konnte und dann die wackelige Brücke, die sich über die tiefe Schlucht spannte.
Ravana ging vorsichtig an den Rand der Schlucht und warf einen Blick auf den riesigen, laut rauschenden Wasserfall zur Rechten. Tief unten, am Grund der Schlucht, toste das Wasser grünlich in Richtung Hylia See und Ravana erfasste wieder die Angst bei dem Gedanken, die Schlucht über diese wackelige Brücke überqueren zu müssen.
Daru ließ sich nichts anmerken, vielleicht hatte er als Gorone, der in Gipfelnähe des höchsten Berges des Landes keine Angst vor der Höhe...
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