Als Ravana auf Sommerwind Kakariko erreichte, hatte die Sonne den Zenit seit etwa einer Stunde überschritten. Sie wollte das Pferd seinem Eigentümer übergeben und ihren Säbel wieder abholen, bevor sie in die Taverne zum Wettbewerb gehen wollte.
Das Schlachtfeld, auf dem vor zwei Tagen gekämpft worden war, war noch immer ein verwüsteter Landstrich. Die vielen Leichen der Moblins waren zwar zu einem großen Haufen angehäuft und verbrannt worden, doch der Boden hatte sich noch nicht erholt. Er war braun und hässlich, kein Gras wuchs auf ihm.
Irgendwann wird die Erde das ganze Blut verdaut haben und wieder Pflanzen wachsen lassen, doch das würde seine Zeit dauern, mutmaßte Ravana.
Im Dorf hatten die Bewohner wieder zur Normalität zurückgefunden und gingen ihren gewohnten Aufgaben nach, und auch die Königliche Garde hatte sich wieder nach Hyrule zurückgezogen.
Ravana beobachtete die Menschen, während sie durch Kakariko ritt. Viele sahen noch immer verstört aus – vielleicht erkannten sie erst jetzt, dass ihr Haus und ihre Familie tödlich bedroht gewesen waren.

Endlich erreichte sie den Mietstall. William Suffolk unterhielt sich mit einem großen Mann, der offensichtlich ebenfalls ein Pferd zu mieten wünschte. Ravana ließ sich vorsichtig aus dem Sattel gleiten. Sie merkte, dass es ihrem Bein schon viel besser ging. Es war ihr sogar möglich, einige Schritte ohne die Krücken zu gehen. Ravana hoffte, dass diese unliebsame Verletzung schnell heilen würde. Was sollte sie sonst tun? In Kakariko kannte sie niemanden, und sie wollte auch nicht hier bleiben.
Während sie ihre Habseligkeiten, die sie hinter sich am Sattel befestigt hatte, an sich nahm, war sich William Suffolk mit dem anderen Mann einig geworden. Dieser stieg nun auf ein Pferd und Ravana sah, dass er ein guter Reiter war. Er ließ das Pferd ein wenig tänzeln und dann aus dem Stand in Richtung Brunnen galoppieren.
Sorgenvoll sah Suffolk dem Mann nach und wandte sich dann an Ravana.
„Ah, werte Dame, da seid Ihr ja wieder. Habt ihr meine Sommerwind wohlbehalten zurückgebracht? Aaah, gut sieht sie aus. Ihr habt Euch gut um sie gekümmert.“ Er tätschelte Sommerwind’s Hals und führte sie unter das Dach, um ihr den Sattel und die Trense abzunehmen.
„Sie ist ein wundervolles Pferd,“ sage Ravana. Und sie meinte es auch so. Während dem Ritt von Hyrule nach Kakariko hatte sie begonnen, mit der Stute zu reden und sie am Hals zu streicheln. Und sie war sich sicher, dass auch das Pferd sie mochte. Ihr kam eine Idee.
„Ich habe noch eine Stunde Zeit, würdet Ihr mir vielleicht mehr über Pferde beibringen? Leider weiß ich nicht viel über sie, auch nicht, wie man mit ihnen umgeht...“
Überrascht sah Suffolk sie an. „Oh, Ihr seid wirklich ein interessierter Kunde. Sowas erlebt man selten! Erst gebe ich Euch aber Euer Pfand zurück, Ihr werdet es sicherlich schon vermisst haben.“
Er betrat eine kleine Baracke neben dem Unterstand und kam mit Ravanas Säbel wieder heraus. Er hatte ihn in ein Stück schwarzes Tuch eingewickelt, damit dem Säbel kein Schaden entstand.
Ravana nahm den Säbel an sich und schon ihn zurück in die Scheide an ihrem Gürtel.
„So, nun kommt zu mir und seht mir zu, wie ich das Pferd abreibe. Das ist nötig, weil es unter dem Sattel schwitzen musste, und es würde vielleicht krank werden, würde man es nicht abtrocken.“

Nach kurzer Zeit hatte Ravana nicht nur gelernt, wie man die Pferde sattelte und ihnen die Trense anlegte, sondern auch, was sie fressen und wie man sie pflegt.
Doch dann war es Zeit, zur Taverne zu gehen. Der Wettbewerb würde sicherlich bald anfangen, und sie wollte ihn nicht verpassen.
„Kommt einmal wieder, Ravana. Ihr seid sehr gelehrig, und ich bringe Euch gerne bei, was ich weiß,“ sagte Suffolk zum Abschied.
Ravana freute sich über sein Kompliment und sagte: „Das werde ich beizeiten. Vielen Dank für Euer Angebot. Die Göttinnen mögen Euch segnen.“
Dann überprüfte sie, ob sie all ihr Hab und Gut bei sich hatte und machte sich auf den Weg zur Taverne, um am Bogenschießwettbewerb teilzunehmen. Die Krücken ließ sie zurück – sie hatte gemerkt, dass sie sie nicht mehr brauchte, und sie kam sich vor wie eine alte Frau, wenn sie sich auf die Krücken stützen musste.