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Ehrengarde
Hylianische Steppe
Ravana verdrehte die Augen und sah Milo kritisch dabei zu, wie er in den Fluss hinein watete und fröhlich anfing zu planschen.
Aber sie kam ja doch nicht drum herum, also knüpfte sie ihren Umhang ab, faltete ihn zusammen und befestigte ihn an ihrem Gürtel. Hoffentlich nimmt der fliegende Teppich keinen Schaden, der ist für solche Abenteuer nicht gedacht, dachte sie flüchtig und folgte Milo ins Wasser. Dieser stand inzwischen bis zum Hals im Fluss und winkte ihr zu.
Ravana konnte nur wenige Schritte in den Fluss hinein laufen, dann wurde das Wasser zu tief, um darin zu stehen. Als es ihr bis zur Brust reichte, blieb sie stehen und starrte vor sich ins Wasser. Zum Glück war das Wasser sehr klar, und sie konnte bis zum Grund sehen. Das Flussbett war steinig und einige Wasserpflanzen streckten ihre Fäden in die Strömung, doch es waren zum Glück keine scharfen Felskanten oder bissige Tiere zu sehen.
Das schnell fließende Wasser zerrte an ihren Kleidern, ein sehr unangenehmes Gefühl. Niemals hatte sie in einem fließendem Gewässer gebadet, niemals war sie überhaupt so tief im Wasser gestanden... Wäre Milo nicht, der einige Schritte flussabwärts stehend ungeduldig mit vollen Händen Wasser auf sie spritzte, wäre sie am Liebsten wieder ans Ufer gegangen und hätte auf dieses zweifelhafte Abenteuer verzichtet. Doch sie wollte sich vor ihm keine Blöße geben und lächelte tapfer.
„Ist doch toll, oder? Schön kühl, und wenn wir jetzt mit schwimmen anfangen, sind wir ganz schnell in Hyrule!“ rief Milo. „Du brauchst nur so deine Arme bewegen und mit den Füßen paddeln!“
Oh ihr Götter, dachte Ravana. Was ist, wenn ich mit dem Kopf unter Wasser gerate? Dann kann ich ja nicht mehr atmen... Warum hab ich mich nur überreden lassen...
Doch entgegen ihrem Gefühl der Angst ließ sie sich nach vorne fallen und ruderte mit den Armen. Sofort zog das Wasser sie mit, an Milo vorbei und weiter den Fluss hinunter, auf Hyrule zu.
Sie hörte noch Milos begeisterte Rufe hinter sich und war dann damit beschäftigt, sich über Wasser zu halten. Anfangs bekam sie ein paar Schwalle Wasser ins Gesicht, schluckte es sogar, und die Panik drohte sie zu überwinden, doch nach kurzer Zeit wusste sie, auf welche Weise sie sich am Besten bewegen musste, um möglichst sicher zu schwimmen. Sie drehte den Kopf nach hinten und sah Milo nur wenige Schritte hinter ihr in der Strömung. Jetzt schwimme ich ja doch vorne, dachte sie flüchtig.
Der Fluss machte eine leichte Kurve und ohne, dass sie etwas dafür tun musste, zog die Strömung sie sicher durch die Kurve.
Langsam fand sie Spaß an der Sache. Milo hatte nicht unrecht, das kühle Wasser war sehr angenehm im Vergleich zur heißen Wanderung gestern in der prallen Sonne.
Doch plötzlich fiel ihr der riesige Wasserfall im Gerudotal ein. Der Zora-Fluss fließt an Kakariko vorbei, dann an Hyrule, dann weiter ein Stück durch die Steppe und dann - ins Gerudotal...
Wenn sie es auch irgendeinem Grunde nicht schaffen würden, irgendwie ans Ufer zu kommen, würde ihre Wasserreise am Wasserfall ein jähes und unschönes Ende nehmen..
Wieder bekam sie Panik. Doch Milos fröhliches Lachen hinter ihr gab ihr ein wenig Sicherheit.
Am frühen Nachmittag standen die beiden Gefährten schließlich vor den Mauern Hyrules. Der Fluss hatte sie einige Zeit durch die Hylianische Steppe geführt, vorbei an Felsen, Bäumen, Begrenzungszäunen und sogar unter einem überhängenden Felsen hindurch. Einmal war Ravana mehr schlecht als recht ans Ufer geschwommen und hatte sich dort ins Steppengras fallen lassen, weil sie ihre Muskeln entspannen musste. Milo war ihr natürlich gefolgt, und so hatten sie eine Pause eingelegt, um sich wieder ein wenig trocknen zu lassen.
Als der Fluss sie später langsam auf die Mauern Hyrules zu zog, erkannte Ravana ein Abflussgitter, durch das der Fluss in die Stadt floss. Sie bekam wieder Angst, sie befürchtete, dass die Störmung sie am Gitter festhalten würde und sie ertrinken würden, doch über dem Gitter befand sich eine Plattform, an der die beiden sich hochziehen konnten.
Ravanas Haare tropften und die Kleider hingen ihr nass am Körper, doch sie grinste und schlug Milo mit der Hand fest auf die Schulter.
„Ohne dich hätte ich jetzt erst die Hälfte des Wegs durch die staubige Steppe geschafft, Jungchen, die Idee war wirklich gut!“ sagte sie anerkennend.
Milo zog sich seine grüne Zipfelmütze vom Kopf und wrang sie aus. „Ja, nicht wahr? Ich bin eben einfach dein Held!“ Jede seiner vielen Sommersprossen schienen sie schelmisch anzugrinsen.
„Tsss, dass du aber auch nie mal ernst sein kannst! Irgendwann wirst du dir bei einer deiner seltsamen Ideen den Hals brechen, das kann ich dir jetzt schon sagen“, sagte Ravana streng, aber sie grinste ihn ebenso schelmisch an.
„Komm, lass uns gehen. Vielleicht kriegen wir dann heute noch eine Audienz beim König.“
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