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Lehrling
Palast von Hyrule
Die Sonne war noch nicht vollständig über den Horizont getreten, als Dardanos sein Arbeitszimmer betrat. Er liebte es, die ersten Stunden eines jungen Tages allein und in Ruhe arbeiten zu können, während die Strahlen der Sonne, die durch das große Fenster vielen, langsam über den Schreibtisch wanderten und den Staub in der Luft funkeln ließen.
Sein Sekretär hatte schon einen großen Stapel Briefe und Erlässe auf Dardanos‘ Schreibtisch vorbereitet, und Dardanos ließ sich auf seinem vergoldeten Lehnstuhl nieder, um die Papiere durchzugehen.
Nach kurzer Zeit betrat ein junger Soldat den Raum, klopfte einmal mit seiner Hellebarde auf den Holzboden und salutierte. Dardanos schaute auf und winkte dem Soldaten zu, um ihm das Sprechen zu erlauben.
„Eure Majestät,“ begann der Soldat, „verzeiht bitte die Störung, doch Euer Sekretär hat eine wichtige Botschaft für Euch.“
Dardanos runzelte die Stirn. Sein Sekretär wusste sehr gut, dass er, Dardanos, in den ersten Morgenstunden nur äußerst ungern gestört wurde.
„Er möge eintreten“ sagte er unmutig.
Der Soldat salutierte ein zweites Mal und verließ den Raum. Kurz darauf betrat Bernardim, des Königs erster Sekretär, den Raum, in der Hand eine versiegelte Schriftrolle, und verbeugte sich tief vor seinem König.
„Ich wünsche einen gute Morgen, Majestät und bitte verzeiht die Störung. Eben traf ein erschöpfter Reiter am Tor ein und wünschte Einlass zum Palast – er habe eine dringende Botschaft von Latus, einem Hohepriester im Tempel der Drei Einheiten. Leider brach der Mann kurz danach zusammen, er muss sich auf seinem Ritt verausgabt haben.
Hier ist die Botschaft, Sire.“
Bernardim reichte Dardanos die Rolle, die durch den Ritt schon etwas zerquetscht war. Dardanos drehte sie in seinen Händen und betrachtete das Siegel. Es war ungebrochen, und er erkannte das Siegel – es stammte wirklich von einem Hohepriester aus dem Tempel.
Er brach das Siegel, öffnete die Rolle und las den Text – mehrmals, ob des unglaublichen Inhaltes.
„Cruentus...“ flüsterte er dann und ließ die Hände auf den Schreibtisch sinken.
„Sire..?“ fragte Bernardim vorsichtig. Er hatte beunruhigt verfolgt, wie sich des Königs Mine verfinsterte, als er die Botschaft las.
„Cruentus – dieser Name sagt mir etwas...“ sagte Dardanos nachdenklich und etwas lauter.
Bernardim musste nur kurz nachdenken, dann fiel ihm wieder ein, wer hinter diesem Namen steckte.
„Dieser Mann hatte vor einiger Zeit einen Wachsoldaten im Palast getötet und Euch kurz darauf hier in Eurem Arbeitszimmer bedroht – erinnert Ihr Euch, Majestät? Ihr habt ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, es jedoch wieder aufgehoben, nachdem Cruentus, Berichten zur Folge, sich in der Schlacht um Kakariko außergewöhnlich tapfer geschlagen hat.“
Dardanos erinnerte sich sofort - alle Details, die er über diesen Fall wusste, fielen ihm im Bruchteil einer Sekunde wieder ein. Dieser Cruentus war wie eine störende Fliege, er tauchte immer wieder auf und ließ sich nicht verjagen oder gar töten. Und nun hatte er diese schreckliche Tat begangen. Mord an einem Priester der Göttinnen – dieses Verbrechen ist das schlimmste Verbrechen in Hyrule, gleich nach dem Mord am König oder einem Mitglied aus der engsten Königsfamilie.
Dafür wird dieser Landstreicher auf blutigste Weise büßen, dachte Dardanos.
Es hatte schon lange keine öffentlichen Hinrichtungen oder gar Folterungen mehr in Hyrule gegeben, doch in den letzten Jahrzehnten waren auch keine derartig schrecklichen Verbrechen begangen worden.
Wir werden ein Exempel statuieren, auf dass alle Welt sieht, dass niemand ungestraft davon kommt, wenn er ein solches blutiges Verbrechen begeht...
„Papier, Tinte und eine Feder“ sagte Dardanos zu Bernadim.
„Natürlich, Sire,“ sagte dieser dienstbeflissen und eilte zu einem hohen Schrank an der Wand, um die gewünschten Gegenstände zu holen.
Die nächsten fünf Minuten vergingen in absoluter Stille, nur das Kratzen der Feder war zu hören, als der König eigenhändig einen Text verfasste.
Als Abschluss drückte Dardanos noch sein Siegel unter den Text, damit jeder sehen möge, dass die Anordnung aus höchster Hand kam.
„Nehmt dieses Papier und lasst es auf dem Marktplatz an jener Tafel aufhängen, damit jeder Bürger es sehe,“ sagte er und reichte dem Sekretär das beschriebene Blatt.
Dieser war einen kurzen Blick auf den Text, erbleichte und verbeugte sich. „Jawohl, Eure Majestät“ stammelte er und verließ auf einen Wink des Königs dessen Arbeitszimmer.
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