Während der Wald weiter starb und die Fäulnis sich anschickte, über die Grenzen des Reichs des Deku Baumes zu fallen, wanderte ein verwirrter Villon umher und stützte sich scher auf seinen Stab. Er versuchte krampfhaft die letzten Stunden wieder in sein Gedächtnis zu rufen um sich darüber im Klaren zu sein, warum im alles in der Welt der Wald starb und wie er aus dem Tempel gekommen war. Gedanken daran zu verschwenden, wieder umzukehren und Nachforschungen anzustellen, wäre unklug und, Villon fühlte es geradezu, auch recht tödlich. Aber er musste eines wissen. Warum konnte er sich nicht an die Begebenheiten im Wassertempel und im Waldtempel erinnern? Warum waren immer Lücken in seinen Erinnerungen, wenn es um etwas mit den Weisen ging?

Villon dacht nach und achtete nicht auf seinen Weg. Gefahr war ihm fremd, das wusste er nun, und daher brauchte er sich auch nicht zu fürchten, da es nichts zu fürchten gab. Seit das Dreieck aufgetaucht war, hatte sich sein Leben verändert und ihn viele Probleme bereitet. Seitdem klebt mehr Blut an seinen Händen, als es üblich war und das ständige Gewissen, etwas lauere in seinem Nacken, konnte einen geradezu wahnsinnig machen. Nachdenklich blickte er auf das Dreieck in auf seinem Handrücken und runzelte die Stirn. Was war das Ding? Und wieso ausgerechnet schwarz? Die meisten Dreiecke hatten das Triforce als Vorbild und waren daher auch Golden. Seines jedoch war schwarz, bestand aus einer Unmengen, sich bewegenden Anzahl aus Worten, die Wärme ausstrahlten und Villon in diese Form gequetscht hatten. Es stand außer Frage, dass es nichts Gutes sein konnte. War es jedoch Böse, wer hatte es erschaffen und zu welchem Zweck? Fragen auf die Villon keine Antworten hatte und die ihn wohl noch so manche Nacht den Schlaf rauben würden. Beinahe sehnsüchtig glitten seine Gedanken ab und kehrten an den Ort zurück, den er Heimat nannte und an dem er viele, vielleicht zu viele Jahre seines Lebens verbracht hatte: Das Gerudotal, die Wüste und der Wüstenkoloss. Villon stockte, als er sich klar darüber wurde, das es wieder etwas gab, von dem er nicht wusste, wann und ob er es jemals herausfinden könnte. Er war kein Gerudo, da brauchte man nur einmal aufzuschauen um es zu erkennen. Die Gerudo hatten ihn adoptiert und ihn der Obhut einer alten, dem Wahnsinn nahen, Frau überlassen. Nun, sie war keine sehr freundliche Person gewesen, jedoch hatte sie sich um den Jungen gekümmert. Die Frage war also: Woher kam er? Wer waren seine Eltern und was war er? Villon schüttelte den Kopf in Angesicht der vielen Fragen, die er sich immer stellte und nie eine Antwort darauf gefunden hatte. Er fühlte sich meistens allein und generell einsam, doch das Dreieck, so ungern er es auch zugab, gab ihm Geborgenheit. Und das verursachte mehr als einfaches Unbehagen.

Er bog gerade um einen Baum und blickte sich verwirrt um. Es gab zwar kaum, bis nichts, was ihm gefährlich werden konnte, doch vor einer Sache konnte die Macht des Dreiecks ihn nicht schützen. Egal wie sehr man an die Wüste gewöhnt war und wie viele Stunden man allein im Wüstenkoloss verbracht hatte, man wusste immer wo was war und man konnte alles erreichen, wenn man einfach nur geradeaus ging. Irgendwann kam man immer irgendwohin. Die Wüste war grenzenlos gewesen, verschluckte Träume und Luxus, lies nur den eigenen Willen und das eigene Leben übrig, wenn man es sich verdiente. Hier im Wald jedoch... Neben Bäumen soweit das Auge reichte, gab es auch noch alle möglichen Tiere und Laute, Schatten die sich bewegten und niemals verharrten. Hier war die Welt niemals so, wie sie einige Sekunden davor noch war. Ein Lidschlag, dann sah man eine völlig neue Welt, mit neuen Möglichkeiten, neuen Gefahren und neuen Farben. In einer solchen Welt war es unmöglich, das zu finden, was man finden wollte. Oder mit anderen Worten: Villon hatte sich verirrt. Ihm kamen einige Details bekannt vor, doch verschwammen diese sehr schnell in den Schatten. Er stützte sich auf seinen Stab, runzelte wieder die Stirn und blickte sich um. Sein Blick streift alle möglichen Bäume und Pflanzen, lässt keinen Zweifel Platz und vermittelte mit ungeheuer Härte die Realität, die Villon immer noch mitten im Nirgendwo lies und ihm keine Möglichkeit zeigte, seinen Weg wiederzufinden. Er brauchte wohl Hilfe, doch sah er sich wieder mit einem Problem konfrontiert. Seine Gelenke wurden langsam steif. Zähneknirschend wurde ihm bewusst, dass er seine Verteidigung vernachlässigt und den Wald unterschätzt hatte.
Langsam schleppte sich Villon weiter und versuchte sich auf etwas zu konzentrieren, dass nichts mit Pflanzen und Starre zu tun hatte. Mehrere Bilder kamen ihm in den Sinn, die alle fließendes Wasser zeigten und Villon verhöhnten; Durst brannte in seiner Kehle. Jedoch war Villon nicht unbedingt gwillt den durst zu löschen, da er ihn auf andere Gedanken brachte und das Wasser in seinen Gedanken die Starre fortzuspülen vermochte. Er spürte wie seine Gliedmaßen wieder geschmeidig wurden und entdeckte alsbald eine Lichtung, die ihn bekannt erschien. Ein selbstsicheres Lächeln erschien auf seinem kindlichen Gesicht und die Vorfreude, aus diesem schrecklichen Wald herauszukommen, lies ihm schier Flügel wachsen. Er rannte los, stolperte über einige Wurzeln, doch rappelte sich gleich wieder auf, setzte seinen Weg fort und konnte es nicht erwarten, diesen Wald endlich hinter sich zu lassen.

Er war so euphorisch, dass er den Schemen nicht sah, der plötzlich hinter einem Baum hervortrat und ebenfalls recht verwirrt wirkte. Ohne eine Möglichkeit seine Geschwindigkeit drosseln zu können, sauste Villon direkt in den Schemen hinein. „Hey, mal langsam, ja?“ sagte die Gestalt als sie sich wieder voneinander getrennt und aufgestanden waren. Der Fremde sah Villon überrascht an. „Hm, seltsam. Ich dachte Kokiri können den Wald nicht einfach so verlassen. Das weißt du doch, oder?“ Der Mann wirkte einen Moment lang unentschlossen, doch dann begannen sich seine Augen zu weiten, als er den Stab in Villons Hand sah und die schwache magische Aura des Kindes wahrnahm. Schlagartig veränderte er sich und ein eigentümliches Grinsen erwachte in den Mundwinkeln des Fremden. „So ist das also. Zeig dich in deiner wahren Gestalt, wenn du dich traust. Einem Shiekah kannst du nichts vormachen, Magier.“ Er betonte das letzte Wort sehr, beinahe als würde er es verächtlich ausspucken. Villon konnte seiner Überraschung nicht Herr werden und wich einen Schritt zurück. „Los, ich warte und habe nicht den ganzen Tag.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah herablassend auf Villon. Dieser hatte sich von seinem Schrecken erholt und wieder ein gefasstes Gesicht zur Schau gestellt. Anstalten sich zu verwandeln machte er jedoch nicht. „Hör zu, ok? Ich weiß, dass du es warst, der den Hylia See vergiftet hat. Ich weiß auch, dass du dafür verantwortlich bist, was gerade mit diesem Wald geschieht. So eine lächerliche Verkleidung kann dich unmöglich vor mir verstecken, also zeig endlich dein wahres Gesicht!“ Der Mann machte einen Schritt auf Villon zu, der wie angewurzelt da stand. Sein Blick war in weite Ferne gerichtet und seine Augen waren leer. Ein Wort, welches der Fremde aussprach, rief ungeheure Wut in ihm hervor. Irrationaler und völlig unangebrachter Zorn brandete in Villon auf und seine Hand verkrampfte sich um den Stab. Ein Gedanke genügte und die Verwandlung wurde aufgehoben. Er wuchs schnell in die Höhe, verlor seine Hautfarbe und nahm seine alte, unheimliche Gestalt an. Seine perlgrauen Augen schienen in einem karmesinroten Feuer zu brennen, als er den Fremden ansah und mit seinem Stab auf ihn zeigte. Der Mann vor ihm runzelte die Stirn, löste sich aus seiner Haltung und begab sich in eine Position, aus der er entweder angreifen oder fliehen konnte. Doch bei dem Lächeln in seinem Gesicht war klar, dass er von seinen Fähigkeiten mehr als überzeugt war. „Nimm den Zahnstocher weg, ja? Mach mich nicht wütend, sonst...“ Plötzlich musste Villon lachen. Es war ein ehrliches, freudiges Lachen, dass jener Boshaftigkeit angehörte, die nur die wirklich Intelligenten Menschen aushecken konnten. „Sonst was? Verwandelst du mich dann in Schaschlik? Oder doch eher in eine Kröte? Haben deine Shiekahvorfahren eigentlich schon das Feuer entdeckt, Welpe?“ Der Fremde war verwirrt. Ein bisschen Respekt und gar Furcht hatte er erwartet. Jeder hat Respekt vor einem Shiekah. Doch dieser Mann vor ihm, der nun immer nöher kam und mit einer Leidenschaft sprach, die Bäume dazu bewegen könnte, sich selbst anzuzünden, war etwas neues für Shiro. „Du willst also wissen, warum ich den Wassertempel vergiftet, den Weisen gemeuchelt und die Existenz der Zoras gefährdet habe?“ Shiro wich zurück. Der Hass in den Augen Villons machte ihm Angst. Er hasste selbst, aber sein Hass hatte einen Grund, war nicht von einer solchen Sinnlosigkeit wie der, der in den Augen des Mannes vor ihm brannte. Bei dem Gedanken zögerte Shiro etwas und betrachtete die Augen seines Gegenübers genauer. Er machte beinahe einen Sprung zurück als er plötzlich Schatten und Wahnsinn im Blick des Mannes sah. Shiro war klar: Dieser Mann war im Kopf nicht alleine. Mindestens eine Wesenheit teilte sich dem Platz mit einem ehemals menschlichen Verstand.

Der Stab sauste auf Shiros Gesicht zu und hielt einige Zentimeter vor den Augen an. Shiro hatte nicht mit den Wimpern gezuckt und nun war ihm auch klar, dass hier etwas schief lief. „Ja, ich will es wisse.“ sagte er ruhig und unterdrückte den plötzlich aufwallenden Wunsch, Villon an die Kehle zu springen. „Weil ich es wollte.“ Shiro stockte. Die Stimme hatte sich für einen Moment völlig anders angehört. Wesentlich älter und... böser. Shiro hatte das Gefühl, dass Krankheit und Leid aus dem Mund des Mannes sprachen und wurde sauer. Wollte dieser ihn verspotten? Sollte Shiro etwa erstaunt sein? Wollte er ihn beeindrucken, wie ein kleines Kind auf dem Marktplatz? Das ging zu weit. „Oh, ich verstehe. Natürlich, was für ein Grund. Und du hast natürlich auch vor, ganz Hyrule zu übernehmen, oder?“ Shiros Stimme troff vor Spott. „Und was hast du als nächstes vor? Hm? Etwa einen Angriff auf Kakariko, oder so was? Ich bitte dich. Weil ich es wollte... So einen Schrott habe ich ja schon lange nicht mehr gehört.“ Villon aber lächelte noch und ging einen weiteren Schritt auf Shiro zu. „Nein, ich werde Hyrule nicht unterwerfen, keine Sorge. Sowas machen nur Anfänger. Ich, mein Kleiner, werde Hyrule einfach nur zerstören. Und mit dir fange ich an, dreckiger Shiekah!“ Damit schmetterte Villon seinen Stab auf den Boden, sodass die Flammen des Topas auf den Boden übergingen und, wie ein Fluss aus Feuer, auf Shiro zurannten. Schneller als Shiro reagieren konnte, schossen Hände aus Flammen und Sand aus dem Boden, packten den Shiekah und hoben ihn in die Luft. Die Flammen waren zwar nicht heiß, doch scheuerten sie an der Haut und ätzten sich langsam durch die Kleidung. Shiro verlor bei weitem nicht die Beherrschung, sondern suchte ruhig nach einer Lösung und wehrte sich dennoch nach Leibeskräften. Plötzlich verschwand die Sonne, Licht wurde unterdrückt und die Laute des Waldes verstummten derart abrupt, dass die Stille ohrenbetäubend war. Shiro fühlte Kälte, wie sie schlimmer nicht hätte sein können und gleichzeitig versuchte Feuer seine Lungen zum explodieren zu bringen.

Der Shiekah konnte gegen die Finsternis aus Villons Handrücken nichts unternehmen. Irrationaler Hass verstärkte die dunklen Kräfte des Dreiecks und drückte langsam zu. Der wabernde Kokon der Dunkelheit, der Shiro umschloss, erstarrte langsam, verfestigte sich und drückte zu, gewillt, jeden Funken Leben aus dem Körper zu pressen. Doch ein leichtes Wispern, nicht mehr als ein heiseres Flüstern, drang noch aus dem Kokon und drang an Villons Ohr: „Der Schattentempel... Ich .... helfen...“ Villon stockte. Der Tempel war ebenfalls nicht leicht zu erreichen und die verhasste Macht der Shiekah schütze ihn vor Villons Teleport. Er brauchte wohl doch jemanden, der ihm helfen könnte. Villon zuckte mit der rechten Hand zurück und riss den beinahe Steinharten Kokon Mühelos von dem Shiekah, der heftig keuchend nach Atem rang und sich die Handgelenke rieb. Villons Augen funkelten immer noch im Hass, doch seine Stimme war wieder die Seine. „Ach ja? Du willst mir helfen? Vielleicht bist du doch klüger als du aussiehst...“ murmelte er vor sich hin und setzte sich auf einen Stein. Der Stab schrumpfte um besser in die nun wieder kindliche Hand zu passen. Die Augen eines Kokiris waren auf Shiro gerichtet, als dieser sich aufrappelte.