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Ehrengarde
Kakariko
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Rikoon hatte geschossen. Als der zweite Pfeil den ersten von hinten durchbohrt hatte, hatte Ravana ihren Augen nicht getraut. Auch mit dem dritten Pfeil schaffte er dieses Kunststück. Die Menge war still, niemand sagte ein Wort oder traute sich zu klatschen. Die Schüsse waren zwar wirklich außergewöhnlich, doch Rikoon sah so finster aus, als würde er jeden, der auch nur einen Ton von sich gab, eigenhändig töten.
Danach war der Gorone an der Reihe gewesen und hatte den ersten Pfeil durchs Fenster geschossen. Das Publikum begann zu lachen, und auch Ravana fiel mit ein in das Gelächter. Ravana kam es so vor, als würde er zittern vor Aufregung, doch das glaubte sie nicht. So ein großes, dickes, steiniges Wesen und zittern? Nein.
Bestimmt hatte er mit Absicht aus dem Fenster geschossen, um die Spannung aufzulockern und mit einen nachfolgenden Schüssen zu beweisen, welch guter Schütze er war.
Der zweite Pfeil war auch nicht sonderlich gut gewesen und Ravana fragte sich kurz, ob der Gorone nicht doch tatsächlich so schlecht war, doch der dritte Pfeil war ein sehr guter Schuss gewesen. Von ihrem Platz aus sah es aus wie ein Volltreffer genau in die Mitte.
Ravana hatte die Schüsse des Goronen so aufmerksam verfolgt, dass sie erst jetzt merkte, wie ihr Triforce-Anhänger wieder vibrierte.
Schnell legte sie die Hand darauf, damit niemand sah, was mit dem Anhänger vorging.
Was ist das nur? fragte sie sich besorgt. Ich muss diesen Händler wieder finden, er wird wissen, aus was dieses Symbol gearbeitet worden war und wie es kam, dass es anscheinend auf irgendetwas reagierte...
In Gedanken versunken vergaß sie, auf Kiros ersten beiden Schüsse zu achten, der als letzter Teilnehmer sein Können zeigte.
Lautes Lachen und Gröhlen ließen sie aufhören – Kiro hatte eine Flasche zerschossen.
Das kann nicht sein, dachte sie. Ich habe gesehen, dass er sehr gut schießen kann. Wieso zeigt er es hier nicht?
Der letzte Schuss war jedoch ein sehr guter Treffer und Ravana war erleichtert. Sie mochte Kiro und wollte nicht, dass alle Menschen über ihn und sein Aussehen lachten.
Als Kiros Pfeile aus der Zielscheibe entfernt worden waren, trat Tario vor und verkündete, dass es nun die traditionelle Siegerehrung geben würde.
Ravana war gespannt. Fast jeder der Teilnehmer hatte mindestens einen sehr guten Treffer gemacht und es war nicht abzusehen, wer die Sieger sein würden.
Und trotzdem war sie ein wenig verwundert, als Tario verkündete, dass Zuffel, das stille junge Mädchen, den dritten Platz belegt hatte.
Sie schien sich schrecklich zu freuen und nahm mit aufgeregten roten Wangen und glänzenden Augen den wunderschönen Kokiri-Bogen entgegen.
Hoffentlich weiß sie ihn zu schätzen, dachte Ravana. Ein solcher Bogen hat einen unglaublichen Wert, ich hoffe, sie kann damit umgehen. Es wäre schade um den Bogen, würde er in der Pflege vernachlässigt werden.
Den zweiten Platz belegte der Gorone, der sich zwar über diese gute Plazierung zu freuen schien, über den Preis – die Eintrittskarte zu einer Trainingsarena - jedoch gar nicht.
Warum nicht? Es ist eine Ehre, in die Trainingsarena der Gerudo eingelassen zu werden und man konnte seine Fähigkeiten verbessern. Nichteinmal sie selbst war in der Trainingsarena gewesen...
Offensichtlich wusste er diese Ehre nicht zu schätzen.
Aber vielleicht wollte er nichts lernen, sondern einfach nur das Leben eines Goronen führen, was auch immer das heißen mochte. Ob sie wohl wirklich Steine essen? fragte sich Ravana. Ich würde zu gerne wissen, wie er sich anfühlt. Bestimmt ganz kalt und hart wie ein Stein...
Die Zuschauer hatten bei der Verkündung des dritten und zweiten Platzes jedesmal laut gejubelt und sprangen ausgelassen umher.
Nun erhob Tario wieder die Stimme, um den Gewinner zu verkünden. Leider konnte Ravana ihn nicht besonders gut verstehen, um sie herum wurde geredet, angestoßen, gerülpst und Stühle scharrten über den Boden – doch ein Wort verstand sie: Gerudo. Hatte noch eine andere Gerudo teilgenommen? Nein. Hatte sie Tario falsch verstanden? Wahrscheinlich. Doch plötzlich richteten sich alle Augen auf sie und ein ohrenbetäubender Lärm setzte ein.
Ich habe gewonnen? Bestimmt träume ich nur, dachte sie noch und wurde dann von einigen starken Armen hochgehoben und nach vorne getragen. Vor Freude lachte sie laut. Die Menschen freuten sich mit ihr, und das freute sie selbst am meisten. Niemand schien ihr den Sieg zu missgönnen, und Ravana kam sich vor wie ein Geist, der über dem Geschehen schwebte und erfreut und halb ungläubig auf die Menschen und das frohe Lachen der Gerudo herabsah. Was das sie, die dort von einigen Männern nach vorne getragen wurde?
Überreicht Tario wirklich MIR diesen wunderschönen Spiegelschild? Ich kann es nicht glauben..
Aber es war so. Tario machte noch eine gehässige Bemerkung – hätte er das getan, wenn sie alles nur träumte? – dann nahmen die Zuschauer sie wieder in ihre Mitte und hießen sie, mit ihnen zu feiern.
Ravana hatte sich noch nie so losgelöst gefühlt und sie vergaß all ihre Probleme – das verletzte Bein, Milo, der sie nicht mehr begleiten würde und die Frage, was sie als nächstes tun sollte. Sie ließ sich mitreißen, lachte, trank leichtes Bier, das jemand vor sie hinstellte und fühlte sich so gut wie noch nie.
Ravana hatte völlig das Zeitgefühl verloren, und vor ihren Augen begann vor Müdigkeit und dem Einfluss des Bieres langsam alles zu verschwimmen – da setzte sich der Gorone neben sie. Auch er hielt einen Krug in seiner breiten Pranke und er lächelte ihr freundlich zu.
„Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz. Den hast du dir verdient. Du hast sehr gut geschossen,“ sagte er.
Obwohl sie seine Stimme vorher schon mal gehört hatte, war sie doch wieder überrascht, wie tief und irgendwie.. steinig .. sie sich anhörte.
Sie nickte ihm zu und sagte: „Danke. Ich konnte es selbst nicht glauben. Dein letzter Schuss war aber auch sehr gut.“ Was sollte sie mit dem Goronen reden? Sie wusste es nicht. Über was reden Goronen normalerweise?
„Wie heißt du denn? Ich habe deinen Namen vorhin nicht mitbekommen..“
„Mein Name ist Daru. Ich bin der Enkel von Link, dem Anführer der Goronen.“ sagte er. „Sag mal. Du bist doch eine Gerudo. Ich habe eine Eintrittskarte zur Trainingsarena gewonnen, aber ich weiß nicht, ob ich allein den Weg zu den Gerudo finde, außerdem bin ich nicht sicher, ob sie erfreut wären, wenn ein Gorone zu ihnen kommt und Eintritt zu ihrer Trainingsarena verlangt. Würdest du mich vielleicht begleiten?“
Ravana glaubte, sich verhört zu haben. Ihn begleiten? Mit Hilfe einer einfachen Karte würde er den Weg zu den Gerudo auch selbst finden, und mit der Eintrittskarte würden die Gerudo ihn gebührend empfangen.
Zum ersten Mal zweifelte sie daran, ob Goronen wirklich so gutmütig waren, wie sie aussahen. Was führte er im Schilde? Doch dann dachte sie darüber nach. Zu den Gerudo gehen... Wie gerne würde sie wieder zu den Gerudo zurückkehren und Bumara ihre Erlebnisse schildern. Und ihr den Spiegelschild zeigen – wie es aussah, war der Spiegelschild ein Vermächtnis der Gerudo aus alter Zeit. Sie würde Bumara fragen, was der Schild für eine Geschichte hatte, und sie würde ihr vom Tod des Weisen des Wassers erzählen. Ja, sie wünschte sich von ganzem Herzen, zu ihrem Volk zurückzukehren.
„Ravana? Hast du mich gehört? Würdest du mich zu den Gerudo führen?“
Sie sah ihn an und versuchte, aus seinem Gesicht herauszulesen, aus welchem Grunde sie ihn wirklich begleiten sollte. Doch die seltsamen lila Augen des Goronen gaben ihr keine Antwort.
„Ja,“ sagte die zögernd. Sie würde aufpassen müssen und Daru gut beobachten, um herauszufinden, was er wirklich wollte. „Ja, ich werde mitkommen. Vor den Gerudo brauchst du dich nicht fürchten. Sie haben zwar einen schlechten Ruf bei den anderen Völkern Hyrules, doch jemand, der sich ihnen offen nähert und einen guten Grund für sein Kommen hat, werden sie mit offenen Armen empfangen.“
Daru, der Gorone, lächelte erfreut und klopfte ihr mit der mächtigen Pranke auf den Rücken.
Oh ihr Göttinnen, dachte Ravana. Ihn will ich nicht zum Feind haben. Er würde mich einfach zwischen seinen beiden Händen zerquetschen können...
Da fiel ihr ein, dass sie noch zur Kräuterhexe gehen musste, um den reparierten Teppich abzuholen.
„Was hältst du davon, wenn wir morgen Mittag aufbrechen? Ich muss noch etwas erledigen, und so haben wir auch genug Zeit, um uns Proviant zu besorgen. Der Weg zum Tal der Geurdo ist weit und anstrengend.“
„Abgemacht,“ sagte Daru erfreut.
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