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Provinzheld
Plötzlich spürte Cruentus einen harten Stoß in seinem Magen. Sofort war ihm klar, was das bedeutete. Das war eines dieser "Shiekahgefühle", wie er sie nannte. Manchmal, wenn etwas geschah, was das Volk der Shiekah betraf, zum Beispiel wenn einer von ihnen in der Nähe war oder ein Shiekah starb, äußerte sich sein Körper auf verschiedene Arten dazu. Und so ein Stoß musste schon etwas sehr Schlimmes bedeuten. Aber was? Dann fiel es Cruentus wie Schuppen von den Augen. Zum Volk der Shiekah gehörten nicht nur die einzelnen Personen, sondern auch die Festungen und Gebäude, die sie errichtet hatten. Und die Tempel! Sofort weckte er Kiro. Sie mussten so schnell wie möglich zum Priester, damit sie danach wieder nach Kakariko aufbrechen konnten.
Würdest du mir jetzt bitte endlich erklären, warum wir, seit acht Stunden durch den Wald rennen, ohne Pause?
Cruentus wimmelte ihn mit einem kurzen Keine Zeit!ab. Auch er war müde, aber ihm war klar, dass sie sich jetzt wirklich sehr beeilen mussten.
Dann sah er hinter einer Baumgruppe endlich den Tempel. Der Priester erwartete sie bereits am Eingang.
Da seid ihr ja. Ich habe schon mit eurer Ankunft gerechnet. Kommt herein!
Sie betraten den Tempel und Cruentus war fest davon überzeugt, nicht lange dazubleiben, um so schnell wie möglich aufzubrechen. Doch es kam anders.
Sie saßen erneut im Arbeitszimmer des Priesters. Cruentus hatte sich oft diesen Moment vorgestellt. Den Moment, wenn er das Artefakt weggeben würde. Den Moment, indem die Entscheidung gefallen war, die Entscheidung, ob er es behalten oder dem Priester geben würde. Elias saß hinter seinem Schreibtisch und blickte ihn erwartungsvoll an. Dann überwand er sich und legte den kleinen schwarzen Stein auf den Tisch. Dabei spürte er eine seltsame Lehre in sich. Er wusste nicht warum, schließlich war das Artefakt die ganze Zeit in seiner Tasche gewesen, aber doch hatte er sich an die Anwesenheit des mächtigen Gegenstandes gewöhnt. Und jetzt war er weg. Für immer. Eine ganze Weile saßen sie sich gegenüber und starrten alle das Ding an, das zwischen ihnen lag. Dann, nach einiger Zeit, streckte der Priester die Hand aus und ließ es unter dem Tisch verschwinden. Cruentus hörte, wie in seinem Kopf die seltsame Stimme laut aufschrie. Dann wurde wieder alles still.
Es freut mich, dass du es doch noch hierher geschafft hast, Cruentus.
Er wendete sich um. Adiutor stand hinter ihm und schien sichtlich erfreut darüber, dass er endlich diese mächtige Waffe erhalten hatte.
Sehr gut! Du hast mir endlich das Artefakt gebracht. Jetzt haben wir genug Macht erlangt. Mein Priester wird dir die versprochene Belohnung aushändigen.
Und dann? Heißt das, ich kann jetzt wieder tun was ich will?
So froh er auch war, jetzt wieder frei seiner Wege gehen zu können, hatte er doch Angst, wieder zu dem zu werden, der er einmal gewesen war. Er wollte nicht wieder ziellos durch die Gegend streifen. Doch der Allmächtige war bereits wieder verschwunden. Auch der Priester hatte den Raum bereits wieder verlassen. Er war mit Kiro allein. Dann hörte er plötzlich erneut die Stimme in seinem Kopf.
Du könntest die Gelegenheit nutzen. Das Amulett liegt noch im Schreibtisch. Hol es dir! Vernichte den Tempel und herrsche über Hyrule! Das ist deine Chance.
Cruentus fühlte sich verunsichert. Hatte die Stimme recht? Was sollte er tun? Dann kam der Priester wieder zurück.
Na los, Cruentus! Nutze deine Chance. Dieser Priester stellt keine Gefahr dar. Und das Horrorkid vertraut dir. Niemand wird sich dir in den Weg stellen. Nutze deine Chance! Greif zu! Tu es, Cruentus!
Sein Kopf schmerzte. Er wollte, dass die Stimme endlich aufhörte. Sie sollte endlich schweigen. Endlich... schweigen... Ihm schwanden die Sinne. Das letzte was er sah, war ein Shiekah mit einem Rabensymbol auf dem Mantel.
Cruentus erwachte. Langsam kehrten seine Sinne zurück. Als er sich mit den Händen durchs Gesicht rieb, schmeckte er Blut. Er erschrak. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich kürzlich verletzt zu haben. Dann erkannte er, dass das nicht sein Blut war. In einer Ecke hinter ihm stand Kiro. Als er merkte, dass Cruentus erwacht war, stürzte er auf ihn zu.
Cruentus, was hast du getan? Bist du wahnsinnig?
Erst jetzt entdeckte er die blutüberströmte Leiche des Priesters, die auf dem Teppich lag.
Ihm wurde übel. Was hatte er getan? Das erste, was er sagen konnte, nachdem der Schock vergangen war, war:
Wir müssen sofort hier weg!
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