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Veteran
"Warte!"
Villon der gerade die erste Stufe zur Treppe nach Kakariko betreten wollte drehte sich um. Shiro sah den Hass in seinen Augen, doch den fing er an als Gewohnheit zu betrachten. Es war etwas das genauso unscheinbar und doch unabkömmlich war wie die Augenfarbe eines jeden Wesens. Doch jetzt waren in Villons Blick noch Ungeduld und Missbilligung zu erkennen.
"Was ist? Mach rasch, denn ich es jetzt schnell zum Tempel."
Shiro schüttelte entschieden den Kopf. "Keine Sorge. Du wirst den Tempel bald betreten. Doch zunächst solltest du dich um eine gewisse Tarnung bemühen."Villons Augen funkelten und sein Blick machte Shiro klar, dass es ihm nicht viel ausmachen würde die Stadt zu durchqueren, ohne seine seltsame Erscheinung zu verhüllen.
"Es macht dir vielleicht nichts aus doch ich werde mich nicht dermaßen zur Schau stellen nur weil du dich weigerst dich wenigstens etwas zu tarnen. Weißt du eigentlich wie das auf die Leute wirken würde? Ein Shiekah und ein Wesen von dem man nicht einmal weiß was es überhaupt sein soll......" Seine Stimme hatte den gewohnten kalten, jetzt auch herausfordernden, Tonfall angenommen. "Ich werde alle Ruhe brauchen, um den Tempel zu öffnen, doch wenn wir auffällig durch Kakariko marschieren, dann folgt uns bald die gesamte Ortschaft auf Grund ihrer instinktiven, primitiven Neugier. Es ist hellichter Tag und da würde es bereits einem Shiekah nicht leicht fallen unbemerkt zum Friedhof zu kommen. Und dies sei dir versichert: Die Wege die ich nehmen würde, sind nichts für dich. Sie sind nicht für jemanden der nicht über die Fähigkeiten meines Volkes verfügt. ALso brauchst du eine Tarnung." Er sah Villon abschätzend an. "Es wird wohl leicht für mich sein dir unbemerkt einen Kapuzenumhang zu stehlen. Warte hier! Es dauert nicht lange." Gewagtes Spiel! Diesen mächtigen Magier zu herablassend zu behandeln mochte Konsequenzen haben....doch Shiro war sich sehr sicher, dass Villon die Notwendigkeit erkennen würde. Und außerdem lag es nicht in seiner Natur, noch in der Natur der großen Shiekah, sich so einfach jemandem zu unterwerfen. Er ging auf die Treppe zu, ohne einen weiteren Blick auf Villon. "Beeil dch.....", hörte er ihn noch drohend hinter sich flüstern. geschwind stieg erklomm er die Treppe und setzte sich seine dunkle Kapuze auf. Als er durch Kakarikos Tore ging, hielt er sich instinktiv links an der Felswand, wo die Schatten am dunkelsten waren. Er sah all die Menschen die eilig hier und dort hinliefen. Sah die freudlosen, fantasielosen Holzbauten der Stadt und empfand wieder nichts anderes als Verachtung. Wussten diese Leute eigentlich auf was für bedeutendem Boden sie hier lebten? Wohl kaum. Kaum einer, außer seinem Volk, erinnerte sich noch der Zeit, da hier an diesem Platz ein Shiekahdorf stand. Ein Shiekahdorf, dessen Bewohner sich nicht dem König unterwarfen und die eigenständige Wege gingen ohne die alten Traditionen zu vernachlässigen. Zu solchen Shiekah fühlte sich Shiro immer am meisten hingezogen und für sie empfand er echte Sympathie. Welch eine Schande jedoch, dass dieses Dorf von widerlichen Moblins vernichtet wurde. Wenn es schon dazu kam, dann hatten es diese SHiekah wohl nicht besser verdient.....
Mit jenen harten, freudlosen Gedanken näherte er sich unauffällig einem der Stände, die hinter Kakarikos Toren aufgestellt waren. Prüfend besah sich Shiro die Ware des Händler: Billiger, gefälschter Schmuck, völlig wertlos und doch so sehr beliebt unter diesem niveaulosen Volk, einige drittklassige, stumpfe Dolche und einige rauhe Tücher aus dem Westen: Kein Kapuzenumhang. Einen solchen fand Shiro erst am dritten Stand. Ungeduldig wartete er in den Schatten ab bis der Verkäufer in ein aufgeregtes Feilsch-Gespräch verwickelt war und nöherte sich dem Stand von hinten. Zwei schnelle Blicke zu beiden Seiten und dann ging er einfach an dem Stand vorbei und vollführte eine beiläufige Armbewegung, während er sich an einer geeigneten Stelle unter die Menge mischte. Er war sich ziemlich sicher, dass keiner von diesen dummen Leute diesen überhaupt nicht aufregenden Diebstahl wahrgenommen hatte. Der Händer würde wohl auch gar nicht erst merken, dass einer seiner billigen Umhänge fehlte.
Wenige Minuten später stand Shiro wieder vor Villon und zog unter seinem eigenen Umhang die soeben erstandene braune Kutte hervor.
"Das dürfte unauffällig genug sein. Braun ist eine alltägliche, beliebte Farbe unter diesen unzivilisierten Leuten. Die Kapuze wird dein gesicht weitgehend bedecken. So müssten wir unbehelligt zum Tempel kommen...""Na dann....lass uns keine weitere Zeit mehr verschwenden." Ein weiteres Mal stieg Shiro die Treppe nach oben, neben ihm eine unauffällige braun gekleidete Gestalt. "Das sollte reichen...",dachte der Shiekah. Ein weiteres Mal betrat er die Stadt, doch dieses Mal suchte er nicht sofort Deckung in den Schatten sondern ging einfach geradeaus, Villon an seiner Seite wissend. Er sah ihn nicht an und so fragte sich Shiro was der Magier wohl empfinden mochte. Eine so zahlenmäßige Gesellschaft hatte er gewiss immer gemieden. Zumidest war er nie jemandem aufgefallen, sonst würden bereits in ganz Hyrule unbedeutende, aber interesssante GErüchte von einem seltsamen, bleichen Wesen, kursieren. Und diese Gerüchte wären ihm nicht entgangen.....Obwohl Shiro es hasste, ja regelrecht verabscheute sich zu den Hylianern zu begeben, so waren diese doch eine der zuverlässigsten Informationsquellen des ganzen Landes. Er konnte ihre Anwesenheit missbilligen, aber er konnte sie auf keinen Fall ignorieren.
Als sie in einiger Entfernung vor sich den Eingang zum Friedhof sahen, verbannte Shiro alle überflüssigen Gedanken aus seinem Kopf. Die vor ihm liegende Aufgabe war sehr schwierig und sehr gewichtig. Er hatte immer noch keinen wirklich zufriedenstellenden Grund gefunden, warum er Villon diesen heiligen Tempel öffnen sollte, doch das war jetzt alles egal. Er würde es tun, obwohl er wusste, dass er nur Unheil bedeutete. Doch alles war nun gleich. Er würde es tun und es würde ihn nicht scheren was mit Kakariko geschehen würde. Der Wald und der See hatten auch nur sein Interesse geweckt und hatten kein Mitleid in ihm erweckt. Mitleid mit all diesen Unwürdigen.....Ein geradezu lächerlicher Gedanke.
"Mitleid ist nichts für uns.....", hauchte Shiro eisig vor sich hin, während er sich bereits immens konzenrierte. Er hoffte seine Kraft würde ausreichen...
Sie betraten den Friedhof und langsam begann Shiro die magische Präsenz des Tempels zu spüren, konnte dessen magiedurchfluteten Weiten wahrnehmen. Er merkte kaum, wie er den Schritt verlangsamte. Zugleich konnte er aber auch an seiner Seite eine magische Regung wahrnehmen. Villon hatte den Blick zielsicher auf den Platz gerichtet, wo sich der Eingang zum Tempel befand. Der Friedhof war vollkommen verlassen: Sie waren alleine. Dann waren sie an der Wand angelangt, die das Ende des Friedhofes bildete. Villon sah Shiro kurz an, doch dieser streckte den Arm bereits in traumwandlerischer Sicherheit zu einer bestimmten Stelle aus. Obwohl er das noch nie getan hat und es nur ein einziges Mal beobachtet hatte, tatsächlich war Shiro auch nur einmal im Schattentempel gewesen, so konnte er doch die magische Konzentration an dem Punkt der Wand spüren, denn er nun berührte. Es fühlte sich warm an und es war durch und durch die magische Macht der Shiekah. Er konzentrierte sich und schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, da waren sie oberhalb des Friedhofes auf einem Felsplateau.
"Sollte das alles gewesen sein?...",fragte Villon scheinbar aufrichtig erstaunt. Shiro lachte laut auf. "Alles? Das war nichts! Das wra im Grunde genommen noch nicht einmal ein Teil der magischen Barrieren. Das was ich eben getan habe, kann jeder einzige Shiekah, egal wie alt, egal wie korrupt, egal wie er eingestellt ist. Da ist der Tempel meines Volkes und als solcher hat das ganze Volk unmittelbaren Zugang. Doch der wahre Eingang......der ist immer veschlossen, es sei denn er wird geöffnet. Und das erfordert eine Menge Kraft und Energie." Mit diesen Worten ging er auf die, vor ihnen liegende Treppe zu, die hinunter zum EIngang des Schattentempels führte. Er ging um das unvorstellbare zu wagen, das unsägliche, das verbotene.....Er würe ohne Befehl, ohne Erlaubnis, ohne Befugnis diese heilige Stätte einem Wesen öffnen, das eine entsetzliche Kreatur in sich beherbergte, ein Wesen das absolut tödlich war, ein Feind Hyrules....Er würde das tun, was jeder getreue Shieah, jeder königstreue Shiekah als einen unverzeilichen Verrat ansah....und es fühlte sich gut an!
Er war nunmehr fast völlig in magischer Trance, in die er sich selbst versetzt hatte. All seine magische macht war nun konzentriert. Er nahm nichts mehr wahr, außer den sagenumwobenen, mystischen Hallen vor ihm.
Er betrat die Eingangshalle: Einen sehr goßen, runden Raum, dessen Wände, Decke und Boden mit Runen und Schriftzeichen seines Volkes erfüllt waren, viele aus alten, längst vergangenen Zeiten. Und jedes einzele Zeichen strahlte magie aus. Alles war magiedurchtränkt.....Zielstrebig ging er auf die große steinerne Doppeltür am anderen Ende der Halle zu. Auch sie war über und über von diesen Zeichen: Der Eingang zum Schattentempel. Er strekcte die Hand aus, berührte den Stein und konzentrierte sich. Die Runen flammten den Bruchteil einer Sekunde auf und Shiro zog nickend, wissend die Hand zurück. Er ging in die Mitte des Raumes, an die STelle, an der die gesamte magische Macht dieses Ortes am machtvollsten und dichtestetn kozentriert war. Dort stand ein kreisrundes Podest, ebenfalls voller Zeichen und Symbole. Er fühlte sich unvorstellbar als er es bestieg und dann hob er die Arme und konzentrierte sich: Er würde den Tempel öffnen.....sämtliche Runen in dieser Halle, hunderte von ihnen, flammten auf.....
Dann trat Shiro keuchend einen Schritt zurück, als ob er geschlagen worden wäre. Beinahe fiel er von dem Podest. In seinem Blick standen Erstaunen, Bewunderung, Stolz und Furcht: Eine Mischung an Gefühlen, wie er sie noch nie erlebt hatte. Dann war er sich plötzlich Villon hinter sich, im Ausgang stehend, bewusst und versuchte sich so erhaben wie möglich umzudrehen. er sah dem Magier in die Augen.
"Ich kann den Tempel nicht öffnen. Völlig unmöglich. Diese Macht übersteigt alles, was ich je erlebt habe, übersteigt sogar meine eigenen Vorstellungen. Ich kann ihn nicht öffnen. Ich habe nicht genug Macht....." Das stimmte! DIe Kräfte gegen die Shiro versucht hat anzukommen hatten so entsetzliche Gewalten ausgelöst, dass es ihn fast zerissen hätte, auch wenn man es nach außen hin vielleicht nicht so schlimm wahrgenommen hatte. Und dabei war er noch nicht einmal weit gekommen.....
Villon bedacht ihn indes mit einem seltsamen Blick und SHiro beschlich ein ungutes, ahnendes Gefühl.
"Macht...", flüsterte Villon, doch Shiro war sich nicht sicher, ob das Wesen was vor ihm stand noch Villon war....Er meine fast ein Echo in dessen Stimme zu hören: Eine dunkle Tiefe....
"Macht...", flüsterte er abermals.
"Du brauchst Macht? Ich werde dir Macht geben....oh ja....ich werde dir Macht geben...."
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