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Provinzheld
Cruentus und Kiro wollten sich gerade auf den Weg machen, als das Horrorkid Cruentus am Arm packte.
Siehst du das dort hinten?
Sieht aus wie ein Mensch. Und er kommt auf uns zu.
Bestimmt ist es nur ein Wanderer, der Gesellschaft sucht.
Ja, bestimmt, murmelte Cruentus, obwohl er sich nicht wirklich sicher war.
Der Wanderer kam tatsächlich auf sie zu. Es war ein gut gekleideter Mann mit einem sorgfältig zurechtgestutztem weißen Bart und einer Glatze. Er schien sehr alt und auch sehr reich zu sein. Cruentus erschrak, als er sich an die Prophezeiung des mysteriösen Mannes erinnerte, der ihn in der Nacht aufgesucht hatte. Konnte man diesem Fremden trauen? Er bezweifelte es. Bevor der Alte die beiden erreicht hatte, flüsterte er Kiro zu:
Ich weiß nicht, ob es so klug ist, ihn anzusprechen. Wir sollten ihm aus dem Weg gehen. Aber Kiro wimmelte ihn ab. Warum sollte der denn gefährlich sein. Sieht er etwa aus wie ein Wegelagerer? Ich finde nicht. Und in seinem Alter sollte er besser nicht zwei kräftige junge Shiekahkrieger angreifen.
Cruentus gab es ungern zu, aber Kiro hatte Recht. Es gab keinen Grund, diesem Mann nicht zu trauen, abesehen von einer seltsamen Begegnung mitten in der Nacht, die Cruentus längst als Traum abgetan hatte. Der Fremde war inzwischen näher gekommen und grüßte die beiden Wanderer freundlich.
Guten Tag, meine Herren. Was für eine seltsame Reisegruppe! Ihr, mein Herr, seht aus wie ein Shiekah und Ihr, nun, einen von eurer Art habe ich noch nie getroffen, obwohl ich in meinem Leben schon viel herumgekommen bin.
Ich bin ein Horrorkid aus den Wäldern. Die wenigsten haben unsere Art schon einmal gesehen, da wir normalerweise den Wald nicht verlassen und jeder Eindringling in einen Baum verwandelt wird.
Faszinierend! Eine unbekannte Rasse. Und dazu noch eine ausgestorbene! Und von beiden steht mir nun ein Vertreter gegenüber. Es wäre mir eine Ehre, Euch eine Weile begleiten zu dürfen, natürlich nur, wenn Ihr nichts dagegen habt.
Cruentus begutachtete den Mann mit einem eiskalten Blick, aber Kiro lud ihn sofort ein, mit ihnen zu Mittag zu essen. Wir freuen uns über jede Gesellschaft, meinte er zu dem Fremden.
So saßen sie also zusammen am Lagerfeuer und brieten ein Wildschwein. Sie unterhielten sich lange und lachten viel. Schließlich kamen sie auf die Abenteuer der beiden Freunde zu sprechen. Cruentus wollte ihn davon abhalten, aber Kiro erzählte dem Wanderer alles. Natürlich erwähnte er nicht die Gründe ihrer Reise und als der Mann sie danach fragte, behaupteten sie, sie wären einfache Kopfgeldjäger und hätten das alles nur für Geld getan. Doch entgegen ihrer Erwartungen ließ er sich damit nicht abwimmeln und stellte immer mehr Fragen. Cruentus wurde das ganze zu viel.
Kiro, wenn wir vor Sonnenuntergang unser Ziel erreichen wollen, müssen wir jetzt wirklich los.
Er stand auf. Doch er achtete dabei nicht darauf, dass sein Rucksack offen war und sein ganzer Besitz verteilte sich auf dem Rasen. Der Fremde blickte ihm interessiert über die Schulter.
Was ist denn das für ein seltsamer Gegenstand, fragte er.
Er hatte das Artefakt entdeckt.
Das ist... ähm... nur ein Glücksbringer.
Dürfte ich ihn mir mal ansehen. Ich kenne mcih ein wenig mit solchen Steinen aus. Vielleicht ist er ja viel Geld wert.
Cruentus bemerkte das gierige Funkeln in den Augen des Alten. Er hatte doch Recht gehabt. Panisch schnappte er sich seine Sachen, stopfte sie in den Rucksack, packte Kiro am Kragen und marschierte los Richtung Wald. Er würde sich nicht von den Dienern des Bösen täuschen lassen. Es schien so, als wäre die mysteriöse Begegnung in der Nacht doch Realität gewesen. Kiro jammerte, was das denn sollte, aber Cruentus interessierte es nicht. Ein ganzes Stück weit hinter ihnen stand verdutzt der alte Mann und schaute ihnen nach.
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