Im inneren des Golems glomm der Topas auf Villons Stab und spendete mattes Licht. Das beständige Schaukeln des Kolosses wirkte einschläfernd auf den Passagier. Villon ertappte sich immer wieder dabei, wie er langsam in den Schlaf herabsank. In solchen Momenten driftete teilweise ab und sah, wie ein Teil seines Geistes sich dem Schlaf ergab.

Im flimmernden Licht des Topases konnte Villon verschwommene Gestalten sehen. Etwas in ihm wusste, was sie darstellen sollten und dieser Teil freute sich. Er wusste aber auch, dass es nur Träume waren, doch Villon merkte, wie ein Wunsch sich in ihm festsetzte. Er wollte diese Bilder in die Wirklichkeit holen. Zwar waren sie verschwommen, und etwas in ihm war glücklich darüber, doch eine vage Ahnung von Schrecken und Ungeduld ließen die Bilder zu mehr als einfachen Träumen heranwachsen. Irgendwo lauerte etwas, und Villon war in dem Sog dieses Wesens geraten.

Während Kweros die Steppe durchquerte und Villon sich wieder und wieder aus dem Schlaf riss, grübelte Shiro über die Situation, in die er geraten war. Sie kam ihn nicht richtig vor, als ob irgendwo ein Fehler in der Vorbestimmung passierte. Es musste einfach ein Fehler sein, denn sonst könnte es sich Shiro nicht erklären, warum er auf einer betonharten Schulter eines Sandgolems saß, der mit großen Schritten auf Kakariko zuhielt. Abwesend zog er sein Schwert und betrachtete wie das Licht auf der Schneide spielte. Die Klinge war scharf, das wusste er, und sie würde vielleicht auch gegen diesen Magier helfen. Shiro traute dem seltsamen Mann nicht über den Weg und nur soweit wie er ihn werfen konnte. Doch, gegen seinen Willen faszinierte er ihn. Seine Anwesenheit verursachte ein Kribbeln auf Shiros Haut und die dunkle Aura, die Villon umgab, weckte sein Interesse. Und vielleicht, wenn er es klug anstellte, konnte er den Magier dazu bringen, ihn zu helfen.
Ein kurzes Schaben und die Klinge war wieder in der Scheide verschwunden. Der Shiekah richtete seinen blick nach vorne und bemerkte überrascht, dass sie dem Dorf schon ein ganzes Stück näher gekommen waren. Die Umwelt zog nicht schnell an ihm vorbei, und doch war der Golem zu Geschwindigkeiten im Stande, die Shiro dem Ungetüm nie zugetraut hätte.
In Anbetracht dieser Tatsache und den jüngsten Ereignissen, schlichen sich einige Ideen in den Kopf des Shiekahs. Wenn er noch einmal genauer darüber nachdachte, war Villon wohl gar nicht in der Lage, benutzt zu werden. Dazu kamen noch die Dinge, die der Shiekah in den Augen des Magiers sah. Einem solchen Mann sollte man lieber nicht zu lange an seiner Seite haben. Shiro entschied sich, dass es für ihn das Beste wäre, wenn er dem Mann helfen und dann verlassen würde.

Währendessen war Villon vollends eingeschlafen und der Topas erloschen. Sanfte Dunkelheit umschloss ihn und bettete ihn in wohlige Wärme und unbeschwerten Schlaf. Die Träume, die er hatte, waren nicht für Villon bestimmt und so sahen nur zwei unendlich schwarze Augen die Schrecken, die nun Villon umgaben. Grässlich entstellt Geschöpfe umkreisten ihn und bleckten ihre Zähne und Klauen. Abscheuliche Kreaturen zischten und schrieen in Schmerzen und in Leid. Rotglühende und blinde Augen blickten in Villons Träume und Stimmen, die niemals gehört werden sollten, flüsterten in seine Gedanken. Obwohl Villon sie nicht hören konnte, antwortete er ihnen, sprach mit den Wesen und sprach ihnen Mut zu, ermahnte sie zur Geduld und erinnerte sie daran, sich bereit zu halten. Besonders zu einem Geschöpf strebten die Gedanken, die zwar Villons Kopf füllten, doch nicht die seine waren. Die Kreatur zischte erwartungsvoll und die Lust nach Blut und Glück schwang in dem Geräusch mit.
Langsam trat die Kreatur vor und löste sich von dem Rest der undeutlichen, verschwommenen Bilder. Je näher die Schritte des Wesens kamen, desto mehr geriet alles andere in den Hintergrund. Mit sich brachte das Geschöpf etwas, was man mit Licht vergleichen konnte, denn das Bild klärte sich plötzlich auf und ein Gesicht, so schön und rein, wie frischer Tau blickte in Villons Gedankenwelt. Es sprach zu ihm, jedoch konnte Villon die Worte nicht verstehen, noch hören. Er sah das Gesicht und traute ihm nicht. Er vernahm das Geräusch der Stimme, hörte jedoch noch immer keine Laute. Doch was er hörte, waren Gefühle von Geborgenheit und Zuspruch, Lob und Lust. Und je länger er der Stimme lauschte, desto mehr wachte er auf, gestärkt und ausgeruht.

Villon öffnete die Augen und lächelte. Er wusste nicht, was er eben geträumt hatte, doch es musste es sehr schönes gewesen sein. Er fühlte sich bereit seine Mission durchzuführen und alle Hürden zu nehmen. Der Schattentempel war nur eine bedeutungslose Station in seiner Reise und weder die Bewohner von Kakariko noch die Ritter Hyrules könnten ihn davon abhalten, alle Tempel zu besuchen und sie zu entweihen.

Verwundert merkte er, wie Kweros stehen blieb und die Brust öffnete. Licht blendete Villon und kalter Wind strich ihm übers Gesicht. Vor Villon war die Treppe zu Kakariko.

Mit einem weiteren Lächeln stieg Villon aus dem Koloss, blickte Shiro an, der daraufhin von der Schulter sprang und bemerkte verblüfft, wie Kweros zerfloss. Er blinzelte einige Male, dann wendete er sich der Treppe zu.