Die Sonne strahlte grell in Cruentus' Gesicht, als er gemeinsam mit Noya das alte Haus verließ. Es tat gut, wieder an der frischen Luft zu sein. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er sich noch gar nicht überlegt hatte, wo er jetzt hingehen wollte. Doch zum Glück hatte Noya schon eine Idee.
Vater hat gesagt, wir sollten dir erst mal vernünftige Kleidung besorgen. Er hat gesagt, ein Corvus habe etwas besseres verdient als herumzulaufen wie ein Bettler. Aber was ist ein Corvus?
Vielleicht werde ich es dir eines Tages erzählen, sagte Cruentus grinsend.
Noya hatte Recht. Die einstmals so feinen Kleider, die er sich vor seinem ersten Besuch im Tempel der drei Einheiten besorgt hatte, waren inzwischen zerfetzt und mit einer unangenehmen Schicht aus Blut, Schweiß, Dreck und etwas, von dem Cruentus lieber nicht wissen wollte, was es war, überzogen. Es war wirklich Zeit, sich etwas neues zu kaufen.
Aber wo kann man denn hier Kleidungsstücke bekommen?
Nun, wenn du in Kakariko etwas kaufen willst, dann gehst du am besten als erstes zu Timotheus. Der hat einfach alles. Wir brauchen bloß diese Treppe hier hoch, dann sind wir da. Folge mir!
Sie betraten ein kleines Gebäude nahe dem Tor zum Todesberg. Der freundliche Händler kam auch schon auf sie zu.
Ich wünsche Euch einen guten Tag, meine Herren! Was kann ich für Euch tun?
Mein Freund möchte gerne komplett neu eingekleidet werden. Nehmt bitte nur die besten Stoffe. Schreibt es alles auf die Rechnung von Raikyu, dem Shiekah.
Cruentus wollte ihm widersprechen, doch Noya schüttelte nur den Kopf.
Der Händler holte aus seinem Lager einige Sachen zum Anprobieren. Schließlich entschied sich Cruentus für einen grünen Samtumhang mit kleinen Triforce-Stickereien, eine Hose aus einem schwarzen Stoff, von dem er noch nie zuvor gehört hatte, der aber verdammt teuer sein musste, ein Paar schwarze Lederschuhe sowie einen edlen Gürtel mit einigen eingravierten Zeichen, von denen der Händler behauptete, es wäre die Sprache, die die ersten Shiekah in Hyrule gesprochen hatten. Seine alte Kleidung und seine durch das Schwert total überflüssig gewordenen Dolche verkaufte er. Dafür erwarb er einen Satz vergiftete Pfeile und einen Köcher. Sein alter war nämlich während der Schlacht von einer Moblinlanze aufgeschnitten worden.
Als er den Preis hörte, stockte Cruentus der Atem, aber Noya bezahlte alles widerspruchslos. Dabei murmelte er leise: Für den rechtmäßigen Herrscher über die Shiekah.
Während Cruentus durch die Regalreihen schlenderte und sich noch ein wenig umsah, entdeckte er etwas, das ihm sofort ins Auge sprang. Dort lagen zwei Kurzschwerter, eines trug das Zeichen des Raben und das andere... Cruentus schob seinen Ärmel hoch, um die Symbole zu vergleichen...
Ah, wie ich sehe, interessiert Ihr euch für die Zwillingsschwerter, sagte eine Stimme hinter ihm. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sich Timotheus unauffällig genähert hatte. Sie tragen eine lange Geschichte mit sich. Man erzählt sich, sie gehörte einst zwei Shiekahbrüdern. Zwei mächtigen Shiekahbrüdern. Doch sie unterschieden sich vollkommen voneinander. Während der eine weise und gerecht war, war der andere machtversessen und gierig. Genauso ist es auch mit diesen Schwertern. Auf den ersten Blick scheinen sie beide schwarz zu sein, aber wenn man genau hinguckt, erkennt man die Symbole, die dort eingraviert sind. Zwei Symbole, die sich vollkommen voneinander unterscheiden. Ach, ich wüsste nur zu gern, ob die Legende wahr ist. Irgendwie eine schöne Gesch....
Ich will diese Schwerter! Was kosten sie?
Eines kostet hundert Rubine, aber bei beiden könnte ich einen Mengenrabatt geben, sagen wir... 170 Rubine für die Schwerter!
Hier habt Ihr 200. Auf Wiedersehen! Komm, Noya! Wir haben noch viel zu erledigen.
Noya, der die ganze Zeit daneben gestanden hatte, schien verwirrt. Cruentus konnte es nicht erwarten, nach Hause zu kommen. Was würde wohl hinter diese Zeichen stecken?
Die Zeichen von Priscus und Lapis, seines Vaters und seines Onkels. Er hatte das Gefühl, die 200 Rubine gut angelegt zu haben.