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Ehrengarde
Kakariko
Ravana gingen die Pfeile aus. Nur noch ein halbes Dutzend Pfeile hatte sie zur Verfügung, und sie war verzweifelt. Was konnte sie noch tun, wenn sie keine Munition mehr hatte? An weiterkämpfen war nicht zu denken, ihr verrenktes Bein würde sie kaum in eine Schlacht tragen.
Die Verteidiger schlugen sich tapfer, wie sie von hier oben auf der Treppe sehen konnte – doch es waren noch so schrecklich viele Angreifer übrig, niemals konnten sie es schaffen, gegen eine solche Übermacht zu gewinnen.
Ravana spürte einen kühlen Tropfen auf dem Gesicht und schaute nach oben. Sie hatte es nicht bemerkt, doch am Himmel waren dicke, graue Wolken aufgezogen, die ihren schweren Inhalt nun über dem Schlachtfeld ausleerten. Ein wahrer Wolkenbruch brach herein und am Himmel zuckten Blitze, die das Schlachtfeld in Bruchteilen von Sekunden in ein hässliches weißes Licht tauchten.
Die Kämpfenden bewegten sich langsamer, denn der Regen hatte schnell den Boden aufgeweicht und ihn unter den Füßen der vielen Menschen glitschig werden lassen.
Ravana verschoss ihren letzten Pfeil und aus Verzweiflung über die Tatenlosigkeit, zu der sie gezwungen wurde, mischten sich unter die kalten Regentropfen auf ihrem Gesicht heiße Tränen.
Schließlich biss sie die Zähne zusammen und stand auf. Den Schmerz versuchte sie zu verdrängen, denn sie konnte einfach nicht hier auf der Treppe sitzen und zusehen, wie die tapferen Verteidiger ihr Leben ließen. Lieber ließ sie, einer Gerudo würdig, ihr Leben auf dem Schlachtfeld, als oben zuzusehen und dann von den schweinsartigen Monstern, wenn sie gewannen, doch hilflos von ihnen getötet zu werden.
Sich an den Felsen abstützend, humpelte sie die Treppe hinunter, in der rechten Hand den blutverschmierten Säbel.
Als sie unten ankam, musste sie die stützende Felswand verlassen und hinkte mit verzerrtem Gesicht auf den ihr nächsten Angreifer zu, der mit zwei anderen einen verzweifelten Verteidiger bedrängte.
Er bemerkte sie erst, als sie ihm mit ganzer Kraft den Säbel in die Seite hieb, doch dieser Schlag schien ihm nichts auszumachen. Grunzend und mit tödlicher Wut in den hässlichen Schweinsaugen drehte er sich um und warf sich auf sie. Ravana konnte sich nicht auf den Beinen halten und viel nach hinten in den Matsch. Das Monster stand breitbeinig über ihr und hob eine schartige Axt über seinen Kopf, um sie auf sie niedersausen zu lassen. Ravana konnte ihren Blick nicht von der Axt lassen. Ein Blitz zuckte über den Himmel und schlug in der Nähe ein, und er ließ das Blut an der Schneide der Axt bizarr glänzen. Bevor das Monster jedoch den tödlichen Schlag führen konnte, erschien plötzlich auf seiner Brust eine seltsame Spitze, von der des Monsters Blut troff. Ebenso überrascht wie Ravana starrte das Monster an sich herunter und ließ langsam die Arme sinken. Eine weitere Pfeilspitze bohrte sich durch den Rücken des Monster, und es ließ die Axt fallen und viel auf die Knie.
Entsetzt stieß Ravana sich mit dem gesunden Bein ab und krabbelte so rückwärts nach hinten. Das Monster fiel langsam nach vorne, die Augen noch immer auf die beiden Pfeilspitzen in seiner Brust gerichtet, bis das Gesicht im Matsch verschwand.
Laute Freudenrufe hallten über das Schlachtfeld und der Regen hörte auf, doch beides bekam Ravana nicht mehr mit. Vor Schmerz, Erschöpfung und Erleichterung war ihr schwarz vor Augen geworden und sie war ohnmächtig in den Matsch gefallen.
Ravana erwachte langsam, ihr ganzer Körper tat weh. Sie öffnete langsam die Augen und wurde vom hellen Sonnenlicht geblendet. Die Sonne schien wieder, und der Lärm der Schlacht war verschwunden. Sie hörte zwar einige Menschen stöhnen, doch niemand schrie und das hässliche Grunzen der Monster war nicht zu hören. Haben wir die Schlacht gewonnen? fragte sie und richtete sich mühsam auf.
Sie lag auf ihrem ausgebreiteten, schlammverkrusteten Umhang unter vielen anderen Verletzten auf dem Vorplatz von Kakariko. Ihr Knöchel war verbunden und pochte. Jemand musste sie die Treppen nach oben getragen und sie versorgt haben.
Einige Frauen liefen zwischen den Verletzten herum und gaben ihnen zu trinken. Um den Baum in der Mitte des Platzes saßen die unverletzten Krieger und aßen Brot, das eilig in der Mühle gebacken worden war.
Jeder Muskel in Ravanas Körper schmerzte und eine bleierne Müdigkeit lag noch immer über ihr. Sie prüfte, ob ihr Säbel und ihre anderen Habseligkeiten noch da waren – auch der geliehene Köcher war noch vorhanden und legte sich wieder zurück auf ihren Umhang auf dem weichen Gras. Wenige Sekunden später war sie mit dem Wissen eigenschlafen, dass Kakariko gerettet war und die Monster besiegt waren.
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