Villon blickte um die nächste Ecke. Keine Goblins oder andere Monster, gegen die er sich auch nicht hätte verteidigen können, selbst wenn er es gewollt hatte. Ohne seinen Stab war seine Magie nutzlos und er nur ein kleines Kind, ende des elften Lebensjahres, und dadurch eine leichte Beute für die Monster, der Wälder. So schnell ihn seine dünnen Beine trugen, rannte er in die nächste Nische. Der Waldtempel war nicht mehr fern und die Kokiri sollten seinen Schwindel erst sehr spät bemerken. Es war kaum zu glauben, dass sie die Lüge geschluckt hatten.
Villon lächelte finster in sich hinein Kokiris in Termina. Ha! Nun, die Kinder wussten es nicht besser und glaubten dem fremden Jungen. Er genoss ihre Gastfreundschaft solange, bis er sich ausgeruht hatte und seine Kräfte zurückgekehrt waren. Die Magie des Waldes zu überlisten war ziemlich einfach. Man musste nur wissen, wie man es machte. Villon war sich sicher, dass dieses Wissen viel Geld wert sein könnte und seine Gedanken schweiften kurze Zeit später auch schon in die Ferne.
Die kindliche Seele in seinem Körper träumte von Dingen, die er mit dem Geld kaufen konnte. Masken, Zuckerzeugs, Spielzeug. Alles was das kindliche Herz höher schlagen lies und Villons wirkliches Ich jedoch völlig kalt lies. Sicher, auch er hätte Pläne mit dem Geld gehabt, doch diese waren etwas anderer Natur und unverständlich für die Kinder des Waldes. Doch schon holte ihn die Realität ein. Wer würde ihm denn glauben? Die Verlorenen Wälder betreten und wieder lebend herausgekommen? Selbst für Villon klang es unlogisch und fern der Wirklichkeit. Er schüttelte den Kopf und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Zugegeben, der Geist eines Kindes war in den Wäldern sehr praktisch, doch für seine Mission eher hinderlich.
Flink sprang er aus den Büschen und huschte wie ein Schatten in die nächste Nische. Er spitzte die Ohren und versuchte einen Laut wahrzunehmen, der das Kommen von potentiellen Gegnern ankündigte. Doch außer dem Rauschen der Blätter und des Lied der Vögel war nichts zu hören. Leicht irritiert und beunruhigt robbte sich Villon zu dem Rand des Grases und strich es soweit beiseite, bis er freie Sicht hatte. Wieder runzelte er die Stirn und fragte sich, wo die Wächter des Tempels waren, die ihn vor unbeliebtem Besuch schützen sollten. Doch nichts war in Sicht, dass einer Gefahr auch nur ähnelte. Etwas enttäuscht kam Villon aus seinem Versteck und zeigte sich ungedeckt der Öffentlichkeit. Jedoch waren außer Insekten und Vögel keine Wesen präsent, die als Öffentlichkeit hätten gelten können. Immer noch wachsam beschritt er den abgeschirmten Weg, spähte wachsam um jede Ecke und war immer bereit sofort die Flucht zu ergreifen, sollte es nötig sein.

„Seltsam, wie einfach es war... Keiner hat mich angezweifelt und man hat mir sogar bereitwillig den Weg zum Tempel beschrieben. Irgendetwas stimmt hier nicht.“

... murmelte Villon und bog um die nächste Ecke, nur um sich einem Becken, gefüllt mit klarem, jedoch auch verdrecktem, Wasser, zu stellen. Villon seufzte schwer. Er hatte nie schwimmen gelernt, da es in der Wüste wirklich nicht notwendig war. Doch je mehr er der Zivilisation auf den Leib rückte, desto häufiger kreuzte das kühle Nass seinen Weg. In Gedanken dankte er dem Schicksal, dass er dem Zora Reich keinen Besuch abstatten musste. Vorsichtig beugte er vor und lies seine Augen den Grund des Beckens absuchen. Mehrmals blinzelte er, bevor er feststellte, dass er den Grund gar nicht ausmachen konnte. Villon schluckte schwer und entfernte sich vom Beckenrand, um sich eine Möglichkeit einfallen zulassen, mit der er über das Hindernis kommen konnte. Wieder fiel sein Blick auf seinen Handrücken, doch die Abwesenheit des Stabes machte seine Hoffnung auf magische Hilfe zunichte. Seufzend lies er seinen Blick schweifen und suchte einen Ast oder gar ein Brett, das er als Brücke nutzen konnte. Doch auch hier waren seine Hoffnungen unberechtigt. Er spielte mit dem Gedanken, seinen Weg zurückzuverfolgen und die andere Seite zu versuchen, ahnte jedoch auch dort ein Becken. Ärger stieg in ihm auf, als er daran dachte, dass seine Mission scheitern würde, weil er nicht schwimmen konnte. Er merkte, wie seine Beine protestierten und nach einer Pause schrieen, jedoch erweckte der Waldboden immer gewisse Ängste in Villon, die ihm ein seltsames Lächeln abrangen und ihn dazu ermahnten, niemals in der Konzentration nachzulassen. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, jedoch ohne ersichtlichen Erfolg, da der kindliche Teil seines Verstandes immer mehr überhand nahm und den alten Villon vertrieb. Wieder etwas, von dem Sorgen ausgingen und um das sich Villon so schnell wie möglich kümmern musste.
Jetzt erst wurde er sich etwas bewusst. Die Worte der Geister klangen noch immer in seinen Ohren, die Worte waren in sein Herz gebrannt und unauslöschlich verewigt worden. Jetzt erst fragte er sich wirklich, was mit der Passage „Und entlasse sie auf Ewigkeit“ gemeint war. Was entlassen? Während sich noch die Gedanken um diese Frage in Villons Geist kreisten, hörte er ein leises Blubbern hinter sich. Erschrocken fuhr er herum und wich reflexartig einen Schritt zurück. Er verzog das Gesicht in Unglauben, als er sah, wie das Wasser langsam verdrängt wurde und eine übergroße Wasserrose erblühte. Villon staunte nicht schlecht, als sie einladend fest aussah und Villon geradezu rief. Vorsichtig wagte er einen Schritt auf die Pflanze und stellte erleichtert fest, dass sie ihn trug. Schnell hüpfte er über die Rose und lief, einem inneren Impuls folgend, die Treppe entlang, die sich nun vor sich erstreckte.
An deren Ende erwartete ihn der Waldtempel.