Cruentus stöhnte unter den Schmerzen der Peitschenstriemen auf seinem Rücken. Die Wegelagerer hatten ihn an einem Seil festgebunden, dass von einem der Männer festgehalten wurde. Dann hatten sie ihn weggeführt und immer wenn er zu langsam lief hatten sie ihn mit der Peitsche geschlagen. Nun hatten sie ein Lager tief im Wald aufgeschlagen und ihn an einen Baum gefesselt.
Er musste unbedingt einen Weg finden, wie er hier wieder rauskommen konnte. Die Männer saßen etwas abseits am Lagerfeuer und tranken Bier. Einer von ihnen hatte eine kleine Truhe auf dem Schoß stehen, die er gut bewachte. Scheinbar waren darin die gesamten "Einnahmen" der Truppe.
Cruentus wollte nicht wissen, wie viele Unschuldige, wie viele Frauen und Kinder und Alte und Kranke diese Männer schon auf grausame Weise gequält und ermordet hatten. Dabei kam ihm die Frage in den Sinn, warum sie ihn noch nicht umgebracht hatten. Er vermutete, dass sie ihn für einen reichen Edelmann hielten, den man gut für Lösegeldforderungen gebrauchen konnte.
Es war inzwischen dunkel geworden und so versuchte er zu schlafen. Doch schon nach wenigen Stunden wachte er wieder auf, hochgeschreckt von lauten Schreien. Der Hauptmann der Verbrecherbande stand da und starrte ungläubig auf seine Freunde. Sie waren alle zu Bäumen geworden.
Er zeigte mit dem Finger auf Cruentus und rief:
Das ist alles deine Schuld. Wir hätten nie hier her kommen dürfen.
Plötzlich zuckte er zusammen, als würde er einen Splitter im Fuß haben. Doch wo kurz zuvor noch seine riesigen Füße gewesen waren, breiteten sich jetzt Wurzeln aus. Unter einem Aufschreien verwandelten sich auch seine Beine, seine Arme, sein Rumpf in Äste und Zweige. Einen letztes Keuchen und einen finsteren Blick von sich gebend verwandelte er sich komplett in einen Baum. Cruentus verstand nicht, was los war. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Die verlorenen Wälder. Sie waren ein Ort, wo sich jeder in einen Baum verwandelte, der sich zu lange dort aufhielt.
Aber warum bin ich noch kein Baum?
Nun, ich habe ein paar Worte mit dem Dekubaum gesprochen und er stimmte mir zu, dass es äußerst schade wäre, wenn du so einen unwürdigen Tod sterben würdest, wo du doch das Interesse der Göttinnen und nicht zu vergessen mein Interesse erweckt hast. Er hat mir die Erlaubnis gegeben, dich mit einer kleinen Schutzaura zu belegen. Du hast doch nichts dagegen, oder?
Nein nein, keineswegs. Ich hatte nicht vor, so früh zu sterben.Der Allmächtige hatte sich unbemerkt ihm genähert und seine Fesseln gelöst. Cruentus stand auf und sah dem alten Mann ins Gesicht.
Du hast dich wohl ein wenig überschätzt, als du fünf Männer auf einmal angegriffen hast.
Ich bin ein voll ausgebildeter Schwertkämpfer. Ich beherrsche die Techniken der Shiekah und der Gerudo. Selbst jemand, der nur von einem Volk gelernt hat, sollte mit ein paar Straßenräubern mühelos fertig werden.
Aber deine Fähigkeiten im Schwertkampf sind ja auch etwas eingerostet. Nun ja, du wirst noch genug Zeit haben, sie zu trainieren. Hyrule ist nicht ungefährlich in diesen Tagen. Daran solltest du denken. Ich verlasse dich nun. Den Weg zur Straße wirst du schon allein finden. Auf Wiedersehen, Cruentus!
Aber...
Der Alte war verschwunden. Und Cruentus stand hilflos und verlassen in einem riesigen Wald, dessen Gefahren er sich nicht einmal erahnen konnte.