bisschen krams...
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„…aber die Chromspuren auf den Wänden sind doch das Zeichen einer unterdrückten Generation von potenziellen Kunststudenten, welche durch den Mangel an Bildung und dem staatlich geförderten Papiereinzugskontrollamt in die Missachtung der gesunden Gesellschaftspositionierung, zur Verbrecherischen Handlungsweise und dem Leben am Sozialen Abgrund getrieben werden, oder liege ich da falsch?“
„Wie meinen?“ lässt sich der Englischstämmige Pfeifenraucher mit dem schweren Londoner Akzent herab zu entgegnen. Er lächelt nicht und sieht sichtlich seltsam desorientiert aus.
„Ich sage ja nur, das diese Kriminellen Subjekte nicht unbedingt gleichzustellen sind mit dem normalen Verbrecherischen Element, welches sich durch den Sozialen Abstieg und ein unterdrücktes Element des partiellen Selbsthasses, ausgelöst durch das Leben in der Sozialen Randgesellschaft, in die Kriminellen Gefilde und das ungesetzliche Handeln begibt. Diese Jugendlichen, welche sich Nacht für Nacht in einer Prozedur von reinstem Masochismus in die dunklen Strassen der Großstädte begeben, nur um einen Selbsterdachten Namen auf eine Wand zu schreiben, sind nicht zwangsweise auf dem selben Niveau zu behandeln wie beispielsweise ein Vergewaltiger, welcher zwar ebenfalls zwanghaft agiert, aber dabei das Menschliche Recht auf freie Entfaltung ignoriert. Der Teenager, der sich selbst „Sprayer“ nennt, handelt aus vollkommen anderen Gründen und ist deshalb nicht unbedingt in der gleichen Weise zu beurteilen wie der Menschenverachtende Sexualstraftäter.“
Der Engländer zieht wieder an seiner Pfeife.
„Well, well.“, sagt er offensichtlich unangenehm berührt und sieht, unbestimmt die Hand auf und ab bewegend, aus dem Fenster. Der Zug setzt sich wieder in Bewegung und lässt den Bahnhof langsam hinter sich.
Der Mann neben dem Engländer zündet sich nervös eine Zigarette an.
Der Engländer ist froh, dass nun erstmal Ruhe ist und genießt seinen süßlich süffigen Somaliatabak. Ach ja, beste Ware, Direkt-Import. Er versteht nur die Hälfte von dem Gerede dieses ungefähr Achtundzwanzig jährigen Juristikstudenten. Er weiß nicht hundertprozentig sicher, das er einer ist, aber was denn sonst, hm?
„Well, well. Sie sind also German?“
„Yes, I am! Es freut mich, einen Deutschsprechenden Angehörigen des Anglikanischen Volksstammes, welcher diese Insel bevölkert, getroffen zu haben!“
Der Engländer versteht mal wieder kaum ein Wort, nickt aber höflich und ein bisschen verwirrt. Er vermutet, dass der Deutsche seine Sprachkenntnisse, welche er sich im Krieg in der Gefangenschaft angeeignet hat, bewundert.
„Ist die Frage gestattet, welcher Tätigkeit zum erhalt ihrer Existenz und der Sicherung einiger unzweifelhaft vorhandener, wenn ich einen Blick auf ihr Tabakkonsumierungsgerät werfe, Luxusgüter Sie nachgehen?“
Der Engländer macht wieder seine unbestimmte Handbewegung. Er hat den jungen Deutschen verstanden, ist aber nicht bereit irgendwelche Informationen über sich Preiszugeben. Abgesehen davon arbeitet er nicht, im konventionellen Sinn des Wortes.
„Ah, verstehe.“, nickt der Deutsche.
Er versteht natürlich überhaupt nichts.
Ende. Leider.