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Der Froschkönig
Der Frosch, er sitzt stumm auf dem Rand des gemauerten Brunnen. Kein lautes Quacken ist zu hören, obwohl er gerade jetzt gern lauter Quacken wieder als jemals zuvor. Der scharfe Stein bohrt sich tief in die eklige Haut des Frosches. Schade denkt er sich, und es tropft nass, schade. Ich wäre gern geküsst worden, werde es nun nie werden, schade. Und es tropft nass.
Ich hätte nicht auf die Prinzessin hören soll, ich hätte es nicht tun sollen, ich hätte ihr nicht den Wunsch erfüllen sollen, ich hätte nicht so eitel sein sollen, ich hätte nicht so dumm sein sollen. Und es tropft nass. Schade, denkt er sich, das ich es war, so dumm, schade.
Da stand sie vor mir, die schöne Prinzessin, und bat mich ihre goldene Kugel aus dem tiefen Brunnen zu holen...und ich, ich tat wie mir geheißen unter der Bedingung den ersten Kuss meines kargen Froschlebens zu empfangen, und nun. Nun tropft es nass. Mit großem Satz bin ich gleich tief in den Brunnen gesprungen, bestimmt sah ich stark und groß aus, wie schade. Wie schade dass es nun keiner mehr sehen wird, wie schade dass ich keinen Kuss bekam, wie schade dass ich so dumm war.
Tief bin ich eingetaucht in meinen Brunnen, meinen guten, alten, wohlbekannten Brunnen. Schade. Vor lauter vorfreudiger Aufregung habe ich die verrostete Stahlstange, die schon immer dort ist übersehen. Und es tropft nass. Wie dumm ich war, mit einem so großen Satz in meinen Brunnen zu springen, ich wusste doch dass die verrostete Stahlstange dort knapp unter der Wasseroberfläche, dort wo ich sonst so oft schwamm um nach den Mücken zu schnappen, dort mitten in mein Reich ragt und es schneidet. Mein Reich, wie schade, ich war doch der Froschkönig, schade. Wie dumm ich war es aufgeben zu wollen, wie dumm ich war. Der scharfe Stein bohrt sich tief in die eklige Haut des Frosches.
Und es tropft nass.
Und Blut tropft nass.