was mir nach dem ersten Lesen so aufgefallen ist:

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Des Weiteren hat Fontane das Thema, nämlich die Frage ob abstrakte gesellschaftliche Regeln das Leben bestimmen sollten noch viel zu sanft angefasst. Während bei dem Adrenne-Fall, seiner Vorlage, das Verhältnis noch während es andauerte bekannt wurde, verstrichen bei Effi Briest viele Jahre und es geht teilweise nur um die Verjährung, also nicht direkt ob die Handlung korrekt ist, sondern ob die Handlung, des Duells, noch nach so vielen Jahren korrekt ist.
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Es hätte mehr Aufmerksamkeit und eine offensivere Vorangehensweise verdient, so allerdings ist der Roman letztendlich meiner Meinung nach unverdient so ruhmreich.
Was das "zu sanft angefasst" angeht: Es gibt einen kritischen Ansatz, der Fontane vorwirft, dass er am Ende quasi einen Rückzieher macht; d.h. dass er die Kritik an der Gesellschaftsordnung, die er vorher in ihre Bestandteile zerlegt und analysiert hat, zurücknimmt oder zumindest einschränkt. Effi selbst wirft SICH vor, gegen die Ordnung verstoßen zu haben, von der sie (und auch der Leser) weiß, dass sie verdammt besch...ist (vereinfacht gesagt... ). Dabei wird die Möglichkeit verpasst, Effi mit den neu gewonnenen Erkenntnissen ein neues Leben oder was auch immer beginnen zu lassen.
Wenn dann noch Effis Mutter ganz am Ende sowas sagt wie "Wir hätten sie härter erziehen sollen"(ungefähr), dann scheint es fast, als wollte Fontane den Lesern sagen:" Nettes Mädchen, diese Effi. Habt Mitleid mit ihr, kauft meine hübsch traurigen Bücher und sorgt dafür, dass eure sicher auch netten Töchter nicht so abrutschen..." Fontane wird also Inkonsequenz zugunsten der Leserfreundlichkeit vorgeworfen.
Dieser Ansatz ist nicht von mir, sondern von irgendeinem Menschen, dessen Namen ich vergessen hab...war auf jeden Fall von 1971, der Text, vielleicht war der Typ ja Kommunist ...oder Hippie... (oho, sehr schön verallgemeinert...JEDER war 1971 Hippie oder Kommunist... ).
Wie auch immer, an der Kritik ist zumindest etwas wahres zu finden....vielleicht hilfts...

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Bei der ganzen Sensibilität mit der die Charaktere beschrieben werden, kommen von Instetten und sein Sekundant viel zu kurz.
Instetten soll ein Stück weit blass und auch gefühlskalt sein. Er steht für die "alte Ordnung" und hat diese völlig verinnerlicht. Er muss so sein, damit der Unterschied zu Crampas deutlich ist...außerdem wird Innstetten manchmal von Effi charakterisiert...zufällig hab ich hier gerade ein Arbeitsblatt liegen (tatsächlich zufällig! seltsam... ), da sagt sie:"Denn er hatte viel Gutes in seiner Natur und war so edel wie jemand sein kann, der ohne rechte Liebe ist." Überraschend treffend dargestellt von Mrs Naivität...