Zitat Zitat von Rübe
Es ist zumindest wahr, dass ich mich in der ersten Sekunde entscheide, ob mir jemand sympatisch ist oder nicht. Unsynpatische Leute kommen gar nicht erst in die engere Auswahl. Als zweites Kriterium suche ich, wie wohl die meisten Menschen auch, ein gemeinsames Interesse oder eine gemeinsame Erfahrung. Diese helfen den Kontakt aufzubauen. Und dann kommen für mich Kriterien, wie mir diese Person nützlich sein kann. Ich sehe das jetzt gerade an der Uni. Mein bisher bester Kollege ist gleichzeitig ein Kamerad aus meiner Dienstzeit. Ich habe dort bemerkt, dass er auch am selben Ort studiert und herausgefunden, dass er, was das Organisatorische betrifft, sehr gut informiert ist. Ich hab diesen Umstand inzwischen öfter nutzen können. Natürlich zeig ich mich erkenntlich, das ist für mich selbstverständlich. Trotzdem ist dies eine dieser Freundschaften, die man aus Eigennutz eingeht. Kommunikative Freundschaften gehen für mich in die selbe Richtung, der Zweck der Freundschaft ist dort Informationsaustausch oder sich etwas von der Seele reden zu können. EIne Freundschaft ohne Eigennutzen gibt es einfach nicht womit ich wieder zum Egoismus komme.
Aber machst du das alles bewusst? (ab zweites Kriterium) Außerdem jede Kommunikation, in der Wissen ausgetauscht wird, kann nützlich sein; und man redet meist über Dinge, die einem auch interessieren, ansonsten würde kein Infoaustausch stattfinden. Da Freunde sowieso schon durch das Kriterium gemeinsame Interesse ausgesiebt werden, ergibt sich Kommunikation über Themen, die beiden interessiert. Und weiter würde ich sagen, dass der Faktor Nähe in Punkte Freundschaft auch eine Rolle spielt; denn mit dem, mit dem man sich nur selten unterhalten kann, wird man wohl eine Freundschaft eingehen. Egoistische Impulse, in dem Sinn ich gebe dir, du gibst mir, werden wohl kaum der vordergründigsten Gründe beim Schließen einer Freundschaft sein, auch wenn schlussendlich es darauf hinausläuft.


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Selbstverständlich ist das Mittelalter eine kurze Zeitspanne. Aber die Zunftidee kommt sicher nicht einfach von irgendwo her. Vielleicht lässt sich hier eine nette Verknüpfung zum Nationalgefühl herstellen: Uniformen und Trachten sind wie Zunftsymbole Indentifikationsobjekte und haben eigentlich keinen Statuswert (ich klammere hierbei Offiziersuniformen aus einem Grund aus: Primär geht es um das Erkennungszeichen der Gruppe, das Sekundäre Attribut wäre hierbei das von uns diskutierte Statussymbol). Ich will ja gar nicht abstreiten, dass es keine Objekte zum Status gibt, nur gibt es auch eine vielzahl andere (und seien es blosse Nutzobjekte).
Ja sicher gibt es auch andere Symbole geben, wie z.B. auch religiöse Symbole, die du bereits genannt hast. Symbole können auch zur leichteren Identifizierung dienen, wie z.B. Logos. Hier würde ich auch nicht argumentieren, dass diese Statussymbole sind, sondern eine Repräsentation für z.B. Firma. So wie Worte meist Dinge in der Welt repräsentieren, so repräsentieren Logos verschiedene Firma.


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Hierzu fällt mir eine Diskussion ein, die ich vor kurzem geführt habe: Warum gilt eine Frau mit vielen Geschlechtspartnern als, ich zitiere, "••••••••", ein Mann mit möglichst vielen Geschlechtspartnerinnen aber als "toler Hengst" oder "heisser Stecher". Meine Erklärung wäre eben, dass sich ein solcher Mann natürlich verhält und sein Gengut möglichst weit streut und daher von anderen Männern für seinen Einsatz bewundert wird. Und das ist nun wirklich nicht nur heute so.
"••••••••n" werden Frauen meist von anderen Frauen genannt; es geht einfach darum den Ruf der anderen Frau zu schädigen. Eine Frau ist als •••••••• meist weniger sozial anerkannt. Männer, die eine längerfristige Partnerschaft eingehen wollen, werden deswegen Frauen, die mit vielen Männern Sex haben, meiden. Für Frauen ist es kein Vorteil möglichst viele Sexualparnter zu haben, da sie in einer bestimmten Zeitspanne sowieso nur ein Kind haben können. Allgeimein gilt auch, das der Partnerwert sinkt, da diese Frauen andeuten, dass sie leicht zum Haben sind und sie sind deswegen nicht mehr so interessant.
Männer, die mit einer Vielzahl von Frauen Sexualverkehr haben, können dagegen dadurch viele Kinder zeugen, was die die Fitness erhöht und sie müssen auch nicht in ihre Kinder investieren. Meist sind diese Männer auch attraktiv und in der Statushierarchie weiter oben. Ich würde aber hier von einer Generalisierung abweichen, da nicht alle Männer es positiv finden, wenn "toller Hengst" sein Unwesen bei den Frauen ihrer Bekanntschaft treibt.


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Mir stellt sich jetzt langsam folgende Frage: Ist egoistisches Handeln instinktiv? Dies würde alle Differenzen zumindest abdecken. Das grundlegende Problem liegt wohl immer noch am negativ normierten Wort "Egoismus". Wie schon gesagt, man darf unter meinem Gebrauch vom Wort "Egoismus" nicht den kapitalistischen Egoismus verstehen, den Marx oder Engels predigen, sondern viel mehr ein "Handeln, dass zu meinem Vorteil gereicht".
Damit wäre vielleicht Wayas Anmerkung, dass alle Lebewesen mit dem Selbsterhaltungstrieb (das "Selbst" im Wort ist nicht so weit entfernt von "Ego") über einen Egoismus verfügen gar nicht so abwägig.
Ich würde schon behaupten, dass egoistisches Handeln "instinktiv" ist, aber es sicherlich auch der bewussten Kontrolle zugänglich. Alle Lebewesen handeln egoistisch, wenn nicht direkt dann indirekt, denn es überleben nur solche, die egoistisch handeln. Wenn ein Tier das Leben für ein anderes opfert, werden dessen Gene sich nicht weitervererben; ebenso verhält es sich, wenn es zugunsten eines anderen Tieres darauf verzichtet, sich zu reproduzieren. Solche Tiere fallen der Selektion zum Opfer und es kann sich somit nie ein rein altruistisches Verhalten durchsetzen. Das einzige, was auftreten kann, ist reziproker Altruismus, in der Form ich gebe dir und du gibst mir zurück, auch wenn das Verhalten dabei nicht bewusst sein muss.