Es ist zumindest wahr, dass ich mich in der ersten Sekunde entscheide, ob mir jemand sympatisch ist oder nicht. Unsynpatische Leute kommen gar nicht erst in die engere Auswahl. Als zweites Kriterium suche ich, wie wohl die meisten Menschen auch, ein gemeinsames Interesse oder eine gemeinsame Erfahrung. Diese helfen den Kontakt aufzubauen. Und dann kommen für mich Kriterien, wie mir diese Person nützlich sein kann. Ich sehe das jetzt gerade an der Uni. Mein bisher bester Kollege ist gleichzeitig ein Kamerad aus meiner Dienstzeit. Ich habe dort bemerkt, dass er auch am selben Ort studiert und herausgefunden, dass er, was das Organisatorische betrifft, sehr gut informiert ist. Ich hab diesen Umstand inzwischen öfter nutzen können. Natürlich zeig ich mich erkenntlich, das ist für mich selbstverständlich. Trotzdem ist dies eine dieser Freundschaften, die man aus Eigennutz eingeht. Kommunikative Freundschaften gehen für mich in die selbe Richtung, der Zweck der Freundschaft ist dort Informationsaustausch oder sich etwas von der Seele reden zu können. EIne Freundschaft ohne Eigennutzen gibt es einfach nicht womit ich wieder zum Egoismus komme.
Selbstverständlich ist das Mittelalter eine kurze Zeitspanne. Aber die Zunftidee kommt sicher nicht einfach von irgendwo her. Vielleicht lässt sich hier eine nette Verknüpfung zum Nationalgefühl herstellen: Uniformen und Trachten sind wie Zunftsymbole Indentifikationsobjekte und haben eigentlich keinen Statuswert (ich klammere hierbei Offiziersuniformen aus einem Grund aus: Primär geht es um das Erkennungszeichen der Gruppe, das Sekundäre Attribut wäre hierbei das von uns diskutierte Statussymbol). Ich will ja gar nicht abstreiten, dass es keine Objekte zum Status gibt, nur gibt es auch eine vielzahl andere (und seien es blosse Nutzobjekte).Zitat
Hierzu fällt mir eine Diskussion ein, die ich vor kurzem geführt habe: Warum gilt eine Frau mit vielen Geschlechtspartnern als, ich zitiere, "••••••••", ein Mann mit möglichst vielen Geschlechtspartnerinnen aber als "toler Hengst" oder "heisser Stecher". Meine Erklärung wäre eben, dass sich ein solcher Mann natürlich verhält und sein Gengut möglichst weit streut und daher von anderen Männern für seinen Einsatz bewundert wird. Und das ist nun wirklich nicht nur heute so.Zitat
Mir stellt sich jetzt langsam folgende Frage: Ist egoistisches Handeln instinktiv? Dies würde alle Differenzen zumindest abdecken. Das grundlegende Problem liegt wohl immer noch am negativ normierten Wort "Egoismus". Wie schon gesagt, man darf unter meinem Gebrauch vom Wort "Egoismus" nicht den kapitalistischen Egoismus verstehen, den Marx oder Engels predigen, sondern viel mehr ein "Handeln, dass zu meinem Vorteil gereicht".
Damit wäre vielleicht Wayas Anmerkung, dass alle Lebewesen mit dem Selbsterhaltungstrieb (das "Selbst" im Wort ist nicht so weit entfernt von "Ego") über einen Egoismus verfügen gar nicht so abwägig.