Zitat Zitat von Rübe
Meiner Meinung nach ist auch die Zeugung einer möglichst grossen Zahl an Nachkommen ein längerfristiges Unternehmen. Es geht dabei nicht um die absolute Zahl sondern um die Chance, wieviele überleben. Wenn wir jetzt 50 Kinder in die Welt setzen würden, ist die Chance, dass einer unserer Erbmaterialträger überlebt recht gross. Wenn wir wenige Kinder in die Welt setzten wird sie eher gering sein. Der Punkt ist jetzt also, dass wir als Hilfestellung, damit wir weniger Kinder zeugen müssen, uns um ihr WOhlergehen kümmer d.h. sie bis in ein gewisses Alter schützen, bei dem wir glauben, dass sie alleine lebensfähig sind. Trotzdem glaube ich, dass das Ergebnis höchst wahrscheinlich etwa gleich ausfallen würde, wenn wir eine riesige Anzahl Kinder zeugen würden. Mir stellt sich jetzt aber eine Frage: Viele Herdentiere bestehen nur aus Weibchen, die sich befruchten lassen und das Männchen dann wieder wegschicken. DIese Form von Verhalten wäre eine Kombination beider Ideen: Wir haben ein Mänchen, das möglichst viele Weibchen befruchtet und wir haben eine Gruppe von Weibchen, die quasi die "familie", also das Schutzumfeld für die Jungen, bilden. Ist das womöglich die Erklärung von sog. Frauenfreundschaften? Gehörte der Mensch ursprünglich in diese Kategorie?
Beim Menschen wird es wohl kaum ein Männchen gegeben haben, das eine möglichst große Zahl an Frauen "befruchtet" hat. Ein Mann hätte wohl kaum eine Herde von Angreifern abwehren können. Der Jagderfolg eines Mannes ist um einiges geringer als der von vielen Männern. Eine Gruppe von Männern hat deswegen um einiges bessere Chance zu überleben und ihre Gene zu verbreiten. Frauenfreundschaften werden sicherlich ihren Nutzen haben und sicher auch der der gemeinsamen Verteidigung, Aufzucht ihrer Kinder. Verteidigung gegen Kontrahentinnen könnte auch ein Vorteil gewesen sein. Frauenfreundschaften zeichnen sich auch durch ihren großen Austausch an Information über Beziehungen aus.
Zum Thema Anzahl Kinder in die Welt setzen: Jetzt in der Gegenwart besteht eine andere Situation, als sie bei unseren Vorfahren bestand. Aber ich glaube , dass beide Partnerstrategien zum Erfolg geführt haben müssen, sonst würde der Mensch jetzt nicht beide verfolgen.


Zitat Zitat
Nochmals zum Status zurück. Im Mittelalter sehe ich hier ein Problem. Gerade als Schweizer sind mir die sog. Zunftstädte ein Begriff (das sind Stadtformen, die parallel zu den Gilden-/Patrizierstädten existiert haben). Hier finden wir auch wieder symbolische Objekte: Um seine Zunftzugehörigkeit (Zünfte sind Vereinigungen von gleichen Beruflern) hat man bestimmte Symbole getragen. Aber ein Schreiner wurde dadurch nicht mächtig. Er hat nur gezeigt, dass er Schreiner ist. Oder Bäcker oder sonst ein beliebiger Beruf. Und meines Wissens nach sind Schreiner nicht reicher als Bäcker gewesen. Zunftsymbole sind also reine Berufsobjekte ohne Machtanspruch. Wer Macht wollte, strebte nach einem Adelstitel und den damit verbunden Symbolen. Ich streite also gar nicht ab, dass Symbole eine gewisse Macht ausstrahlen können (übrigens wäre Macht ja wieder psychisch-egoistisch, womit ich mich nochmal auf meine Theorie zurückberufe), aber sie können durchaus auch andere Botschaften ausstrahlen.
Das Mittelalter stellt eine sehr geringe Zeitspanne dar; es ist sicherlich nicht der Fall, dass messbare Adaptationen in so einer kurzen Zeitspanne entstehen. Ich würde diese symbolische Objekte eher zum Bereich der Gruppengefühls zählen. Man möchte sich nach außen hin auch zu jener Zunft zugehörig sehen. Man zeigt dadurch auch seinen Willen zu Kooperation, wenn z.B. ein Mitglied der Zunft von einem Zunftfremden in irgendeiner Form angegriffen wird.


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Ich für meinen Teil schliesse meine Freundschaften rational: Ich bewerte, warum ich mit wem eine Freundschaft eingehe. Sowieso führe ich das Gross meiner sozialen Beziehungen aus, naja, eben egoistischen Gründen. Bei jedem meiner Freunde weiss ich, wann ich von ihm profitieren kann. Diese Bewertung schliesst für mich instinktives Handeln aus. Bei Aufstieg muss ich dir teilweise recht geben. Hierarchie ist tatsächlich ein vielverbreitetes Phänomen. Jedoch ist es nur bei uns möglich, dass jemand mit den richtigen Beziehungen, dem richtigen Timing und den richtigen Ressourcen von ganz unten nach ganz oben kommt (auch wenn er gewisse Behinderungen besitzt), was im parallelen Vergleich eher unmöglich ist.
Ich weiß nicht, ob du deine Freudschaften wirklich rational schließt; ich habe gehört, dass man in den ersten paar Sekunden entscheidet, ob man jemanden mag oder nicht. Da bleibt für Rationalität wenig Zeit. Welche Bewertungskriterien hast du eigentlich, wenn du eine Freundschaft eingehst?