Gerade der familiäre Egoismus ist nicht auf Verwandtschaft gemünzt (wie schon gesagt... "familiar" von Bekannt). Es kann sich bei der zu teilenden Eigenschaft auch um eine konstruierte handeln wie z.B. die Staatszugehörigkeit. Natürlich gründet sie ursprünglich auf dem Familiengefühl, aber die Erweiterung auf neue Dimensionen ist uns Menschen eigen. Das Familiengefühl finden wir auch bei den Tieren, ein "Rassengefühl" aber eben nicht. Daher ist der familiäre Egoismus eher ein aus der Evolution entstandenes Konstrukt als ein Punkt in einer evolutionären Entwicklung.
Mit dem materiellen Egoismus wäre ich auch vorsichtig: Nicht jeder reiche Mensch legt es darauf an, Frauen zu beeindrucken. Klar, Schmuck fällt tatsächlich in diese Kategorie, aber er hat nicht nur sexuelle Bedeutung. Er hat sowohl eine kulturelle (z.B. religiöse Symbole) als auch persönliche Bedeutung. Wir können bewusst bestimmte Vorstellungen auf Gegenstände übertragen (bestes Beispiel: Erbstücke ohne jeglichen Wert ausser Sentimentalität) was sie also vom Urteil als reine Werbeobjekte befreit. Zudem: Frauen tragen auch sehr gerne Schmuck, was in der Tierwelt wiederum mehr als nur ungewöhnlich ist. Er dient ihnen vielmehr zu einem persönlichen Wertgefühl als zu einem bestimmten Zweck. Und das ganze lässt sich noch um einen weiteren Aspekt erhöhen: In der Menschlichen Gesellschaft sind Objekte oft auch Statussymbole, sie zeigen den Mitmenschen an, wie sie uns begegnen sollen. SIe betonen unsere Selbstverwirklichung und lösen so wieder "das gute Gefühl" aus.
Und zum Schluss der psychische Egoismus: Ich kann nicht nachvollziehen, wie es dienlich sein soll, einer alten Frau über die Strasse zu helfen. Sie würde dies auch alleine schaffen. Der einzige Grund der mir für "selbstlose" Taten einfällt, ist, dass man hofft belohnt zu werden.
Und zum Schluss eine Bemerkung zum "survival of the fittest". Nach Freud(1901) (bin eigentlich kein Freund Freuds... aber das nur am Rande) verfügt der Mensch nur noch über beschränkte Instinkte ("Es"), die in Notsituationen auftreten (wir kennen das Phänomen von Stress und Angstzuständen kombiniert mit einer gewissen Hyperaktivität). Das Überleben in Gefahrsituationen ist das einzige, noch per Instinkt gesteuert wird (man bedenke: bei Selbstopferung ist derjenige, der sich für eine in gefahrschwebende Person opfert weniger oder in gleicher Gefahr, nie aber mehr). Unsere Gene zu verbreiten wird nicht mehr bzw. nicht mehr stark durch Instinkte gesteuert. Monogamie ist ein Beweis dafür, andere Beweise wie z.B. ein absolut enthaltsames Leben sind schnell gefunden. Alles in allem handeln wir nur so, dass wir einen Nutzen haben, meist sogar nach Minimum- oder Maximumprinzipien der Ökonomie (Mankiw, Principles of Economics 3e, 2004) und daher aus rein egoistischen Gründen
Mankiw, N. Gregory. - Principles of economics / N. Gregory Mankiw. - 3rd ed.. - Cincinnati, Ohio : South-Western College Publishing, 2003
Freud, Sigmund. - Massenpsychologie und Ich-Analyse / Sigmund Freud ; Einl. von Reimut Reiche. - Frankfurt a.M. : Fischer Taschenbuch Verlag, 1993
Hab endlich das Niveau im Forum entdeckt, danke für die Diskussion, Lysandros.