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  1. #1

    Ein Essay über die Kritik und Sprache

    Ein Essay über die Kritik und Sprache

    Zuerst ein kurzer Blick, auf die Definition von Kritik:
    Zitat Zitat
    Das Wort “Kritik“ kommt ursprünglich aus dem griechischen kritiké, was übersetzt die “Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten“ bedeutet. Es gibt ein paar Unterformen der Kritik, welche wie folgt sind.
    1) Die positive Kritik: … ist ein Lob
    2) Die negative Kritik: … ist eine Beanstandung
    3) Die konstruktive Kritik: … ist eine Bewertung/Hinterfragung mit Hinweisen, was man (evtl.) besser machen könnte.
    4) Die destruktive Kritik: eine simple Beanstandung, gegf. verbunden mit abschätzigen Bemerkungen

    Quelle zum Nachschlagen
    Wie man erkennen kann, gibt es mehrere Subarten der Kritik. Die negative und die destruktive Kritik ist jene Kritik, die am häufigsten im Alltag verwendet wird, manchmal bewusst, manchmal unbewusst.
    Ein Grund warum das so ist, liegt vermutlich daran, dass diese Formen der Kritik schnell zu formulieren sind, und die entgegengesetzten Formen zeitaufwändiger sind. Dazu kommt noch, dass positive Aspekte in Kritiken meist nicht erwähnt werden, da dies als selbstverständlich aus der Sicht des Kritikers gesehen wird; sofern der Kritiker positive Aspekte sieht.
    Dies führt auch schon zu einem wesentlichen Punkt, nämlich den Kritiker selbst.

    Die grundsätzliche Frage, die man sich dabei stellen sollte ist, warum jemand kritisiert.
    Es gibt mehrere Motivationen, die dabei eine Rolle spielen, abhängig von der Gemütsverfassung und der Persönlichkeit des Kritikers (Anm.: Anführung sicher nicht vollständig).

    1) Kritisieren, weil ich weiß, dass dies nicht stimmen kann bzw. nicht gut ist.
    2) Kritisieren, weil ich (noch) nicht weiß, was ich will
    3) Kritisieren, um Macht / subtile Gewalt zu demonstrieren bzw. auszuüben.
    4) Kritisieren, um eine (eigene) Meinung zu vertreten.

    Durch diese exemplarischen Beispiele kann man eine Tendenz ableiten, dass eine negative Form von Kritik meist eine egozentrische Darstellung ist, eventuell gekoppelt mit einem heruntersetzen des zu Kritisierenden.

    Im Gegensatz dazu ist eine positive Form der Kritik eine Anerkennung / Wertschätzung des Kritisierenden und versucht in konstruktiver Weise uneigennützig Verbesserungsmöglichkeiten vorzuschlagen.

    Doch auch eine positive Kritik, kann falsch aufgenommen werden, bedingt durch die Kommunikation.
    Denn Kommunikation besteht aus Sender, Code (Sprache) und Empfänger; häufig versteht der Empfänger nicht, was der Sender meint, bzw. interpretiert es anders. Ein Grund dafür sind in der Regel unterschiedliche soziale Erfahrungen im Alltag und somit unterschiedlicher Auffassung / Interpretationsmöglichkeiten.
    Vielfach wird seitens des Senders argumentiert, dass gewisse Dinge „logisch“ sind. Dies kann allerdings nur dann de facto der Fall sein, wenn eben diese „gewissen Dinge“ vorher mit dem Empfänger abgeklärt worden sind, also sozusagen eine Codeanpassung vornimmt.
    Als Beispiel sei hier eine Freundschaft erwähnt, wo der Empfänger weiß, was der Sender meint, während ein Zuhörer vermutlich ein anders Bild anhand dieses fehlenden Codes (Mimik, Sprachgebrauch) bekommt.

    Bei Unklarheiten, hat der Empfänger die Option, mit einer Frage sich Klarheit zu verschaffen, nur muss er diese Möglichkeit auch wahrnehmen. Diese Option klingt zwar selbstverständlich, wird aber nicht immer angewandt, da dies leider auch als Dummheit angesehen wird, je nach Situation. (Was, das verstehst du nicht?...)
    Einige Kritiker, welche bewusst diese negative Form der Kritik anwenden, vertreten die Ansicht, dass „ein lieb sein nichts bringt, und es besser ist, gleich zu den Fakten zu kommen, als um den heißen Brei zu reden“.

    Gegen diese Art der Vorangehensweise spricht im Grunde genommen nichts dagegen, meist ist die Ausführung jedoch alles andere als optimal.
    Der Grund liegt in der Verwendung der Sprache und der Metaphern die zum Einsatz kommen.
    Einige Beispiele:
    „Die Sätze sind abgehackt…“
    „Mir kommen die Tränen…“
    „Dafür müsstest du mir Gelde geben, dass ich das…“
    „Ich habe noch nie so einen Schwachsinn …“
    „Das reicht nicht einmal als Klopapier…“

    Wenn man sich nun diese „negativen“ Metaphern entweder nicht verwendet oder durch positive Metaphern ersetzt, ändert sich nicht der sachliche Inhalt, jedoch die Emotion, in dem Fall ins positive. (z.B. Die Sätze sind verbessungswürdig…)
    Dieser einfachen Erkenntnis liegt die wahre Macht der Rhetorik zugrunde. In der Politik und in der Werbung, wenn es also auch um Unbewusstes geht, ist das das um und auf. Es ist ganz witzig, wenn man sieht und hört, wie jemand aus der Politik Themen seiner eigenen Partei präsentiert, und Themen von anderen Parteien kommentiert...(Nahezu jeder Politiker hat eine rhetorische Ausbildung)

    Zum Abschluss dieses Essays möchte ich noch ansprechen, wie man mit Kritik (vielleicht) besser umgehen kann.
    Meist ist es – wenn man der Meinung ist, die Kritik ist nicht gerechtfertigt – ein guter Ansatz zu Fragen, was genau schlecht an dies und jenem ist.
    Beantwortet der Kritiker diese Frage, so ist dies nun eine konstruktive Kritik, die man nun nach eigenem ermessen sachlich beurteilen kann.
    Beantwortet der Kritiker diese Frage nicht (aus welchen Gründen auch immer) so gibt es keine sachlichen Grundlage für seine Kritik sondern nur eine emotionale, welche man entweder schlussendlich ignorieren sollte oder als letztes auf der List der Verbesserungsmöglichkeiten ansetzen sollte.
    In allen Fällen sollte man allen Kritikern immer danken, man kann dadurch den Schwung und Elan mit so einem Lob ins positive umkehren. Das mag für den einen oder anderen, etwas komisch klingen, aber im Grunde will jeder Kritiker belohnt werden, dass er „Fehler“ (für die „negative“ Ansichtweise) bzw. „Verbesserungen“ (für die „positive“ Ansichtsweise) gefunden hat.

    Um auch eines klarzustellen, jemand der eine „negative“ Ansichtsweise hat, ist kein schlechter Mensch, und umgekehrt, damit es keine Missverständnisse gibt

    Ich hoffe aufrichtig, dass sich einige Gedanken darüber machen werden, denn überall im Alltag wird man tagtäglich damit konfrontiert.

    Ich möchte zum Abschluss euch gerne Auffordern, eure Ansichtsweise zu diesem Thema preiszugeben, welche Erfahrungen ihr damit schon hattet Meiner Meinung nach ist das ein interessantes Thema, über das man viel diskutieren kann – genau das richtige für den Sumpf!

  2. #2
    Zitat Zitat von Zedar
    Die negative und die destruktive Kritik ist jene Kritik, die am häufigsten im Alltag verwendet wird, manchmal bewusst, manchmal unbewusst.
    Die de-facto-Gleichsetzung von negativer und destruktiver Kritik erscheint IMHO etwas zu oberflächlich, da sie sich auf zwei verschiedenen Achsen abspielen. Jedoch kann auch ein Lob auch auf eine passive Weise eine destruktive Form der Kritik sein, wenn beispieksweise Fehler bewusst ausgeblendet werden. Ein Lob kann auch indirekt eine negative Kritikform sein, wenn man etwa ein qualitativ unterlegenes "Objekt" (kein besseres Wort eingefallen) gegenüber einem besseren überschwenglich lobt (wobei hier auch stark die eigenen Vorstellungen von "Gutem" und "Schlechtem" einfließen)

    Meine Kritik zu deinem Essay ist aber dennoch eher positiv, ihre Konstruktivität musst du für dich selbst bestimmen .

  3. #3
    Zitat Zitat von Don Cuan
    Die de-facto-Gleichsetzung von negativer und destruktiver Kritik erscheint IMHO etwas zu oberflächlich, da sie sich auf zwei verschiedenen Achsen abspielen. Jedoch kann auch ein Lob auch auf eine passive Weise eine destruktive Form der Kritik sein, wenn beispieksweise Fehler bewusst ausgeblendet werden. Ein Lob kann auch indirekt eine negative Kritikform sein, wenn man etwa ein qualitativ unterlegenes "Objekt" (kein besseres Wort eingefallen) gegenüber einem besseren überschwenglich lobt (wobei hier auch stark die eigenen Vorstellungen von "Gutem" und "Schlechtem" einfließen)
    Ein guter Einwand, sehe ich genauso. Vor allem "Gut" und "Schlecht" wird meiner Meinung zu zu oft klar abgegrenzt, obwohl häufig es ein "dazwischen" gibt. Zu überschwinglich "gute" Kritik ist auch nicht gut, während der umgekehrte Fall manchmal auch ein Ansporn sein kann, etwas zu tun (um etwas zu beweisen). Es ist die richtige Balance die ideal ist, und das ist natürlich sehr schwierig, sie zu "finden"
    Zitat Zitat von Don Cuan
    Meine Kritik zu deinem Essay ist aber dennoch eher positiv, ihre Konstruktivität musst du für dich selbst bestimmen .
    Sowieso, das muss jeder für sich selber bestimmen, da gebe ich dir Recht und danke für deine positive Aufnahme. Und niemanden (für zukünftige Leser hier) möchte ich mit meinem Essay bevormunden, sondern vor allem anregen mitzumachen.

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