Hm, mir fällt als erstes eine Geschichte ein, die Deine Theorie etwas untergräbt.
Ich weiß nicht mehr, in welcher Klasse es war... naja. Jedenfalls war es in Sport, wir mussten 20 Minuten Ausdauerlauf rennen. Ein paar Minuten vor Schluß überrundete ich eine meiner Mitschülerinnen, die nur noch vor sich hinjapste und gerade dabei war aufzugeben, was ihr eine 6 eingebracht hätte.
Ich bin dann neben ihr gerannt und hab gegen ihr Gejammere angeredet, dass es nur noch ein paar Runden sind, dass sie das schafft etc. pp. Sie hat dann auch brav durchgehalten und immerhin noch eine 4 bekommen. Ich natürlich dann auch, obwohl ich eine 3 geschafft hätte.
Ich bin kein Psychologe und ich kenne mich selbst nicht sehr gut, deswegen erkläre Du mir, warum ich meine eigene Note versaut habe, um die einer Person zu verbessern, mit der ich nicht mal befreundet war.

Team. Ganz spontan fiel mir ein, dass man es "temporär eingeschworene Anarchie-Mannschaft" nennen könnte.
Bei Deiner Ausführung missfällt mir etwas, dass Du allen Menschen eine rein Leistungsorientierte Mentalität unterstellst. Es gibt sicher mehr als genug Arschlöcher, die sich lieber ihrer Karriere widmen, anstatt sich um ihre Freundschaften zu kümmern. Aber es gibt eben auch andere. Nicht alle wollen sich dumm und dusselig für ein paar Boni ackern. Es gibt Leute, die einfach ihr Arbeitspensum erfüllen, dass sie brauchen, um für den Betrieb unentbehrlich zu bleiben, und die dann auch mit Freude zusehen, wie irgendein depperter Workaholic überschüßige Aufgaben übernimmt. Himmel, dann kann mein Kollege eben einmal mehr in Urlaub fahren und hat ein höheres Ansehen beim Chef. Solange ich friedlich meiner Arbeit weiter nach gehen kann, juckt mich das wie der berühmte Reissack, der irgendwo umkippt.

Wenn natürlich Stellengefährdende Faktoren hinzukommen (Stellenkürzungen, Insolvenzen etc.) erhöht das den Druck gewaltig und die meisten sind Gewohnheitstiere, die nicht aus Angst vor Arbeitslosigkeit zum Kollegenschwein werden, sondern weil dann ihre liebgewonnene Lebensplanung den Bach runtergeht.
Es gibt durchaus Arbeit in diesem Land, Stellenanzeigen sind voll. Doch meistens gibt es entweder niemanden, der solche Arbeiten machen will (Putzen, Fließband) oder es bedarf einer besonderen Qualifikation (Taxi-/LKW-Fahrer). Wenn jemand aus einem guten Arbeitsverhältnis kommt und sich nicht zu schade ist, etwas Neues zu probieren, hat er durchaus gute Chancen anderswo unterzukommen. Aber da muss man dann ja von vorne anfangen, sich einarbeiten, das tägliche Leben umstellen, vielleicht verdient man auch weniger oder muss weiter weg. Das muss dann jeder selbst entscheiden, ob er lieber irgendwo bleibt und kämpft oder ob er aufbricht und erobert.

Jedenfalls, worauf ich hinaus will. Es gibt nicht nur die Teamzerstörenden Biester, die als erstes sich, als zweites sich und als drittes ihren Ruf sehen und irgendwann ganz spät danach vielleicht mal andere Menschen. Wobei ich vollkommen übereinstimme, dass diese deutlich in der Überzahl sind.

Mir fällt noch ein, dass ein Chef auch durchaus Teambildend wirken kann.
Alle gegen einen.